zum Hauptinhalt
Von der Krise überrollt. Ein Bauboom führte auf Zypern zu einem Überangebot, die Preise fielen zum Teil um 20 Prozent. Doch der Markt ist für Ausländer nur schwer zu durchschauen.

© mauritius images/ib

Ferienimmobilien auf Zypern: Das Feld ist schlecht bestellt

Auf Zypern sind die Preise niedrig, doch die Unsicherheit ist groß – und man findet kaum Ansprechpartner.

Mit vier Stunden Flugzeit liegt Zypern nicht allzu weit entfernt von Deutschland. Und doch ist die Distanz gefühlt größer als zu vielen anderen Gegenden rund um das Mittelmeer. Das Krisenland fristet bei deutschen Urlaubern im Vergleich zu Italien oder Spanien ein Nischendasein. Und so fehlt es auch an einer guten Infrastruktur für Käufer von Ferienimmobilien. Wer angesichts der Krisenlage des Inselstaates auf Schnäppchen hofft, sollte wissen: Von Deutschland aus ist der Markt schwer zu sondieren.

„Die Märkte in den Krisenländern – also auch auf Zypern – sind nur etwas für wirklich Ausgeschlafene“, sagt Jürgen Michael Schick vom Immobilienverband Deutschland (IVD) in Berlin. „Denn wer eine Ferienimmobilie kauft, sucht Sicherheit – und nicht das Abenteuer.“ Ähnlich wie in Griechenland könnten Käufer derzeit nicht wissen, welche steuerlichen oder anderen rechtlichen Rahmenbedingungen im Zuge der Sparmaßnahmen möglicherweise bald geändert würden.

Tobias Just, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, sieht im Markt auf Zypern – ähnlich wie in Griechenland – „Chance und Risiko gleichermaßen“. Möglicherweise sei manches Apartment günstig zu bekommen, denn es gebe keinen „Run“ auf Ferienimmobilien. Allerdings sei die Krise noch nicht ausgestanden, und das bestimme die Nachfrage nach Immobilien und somit ihre Wertentwicklung.

Die war zuletzt in vielen Gegenden negativ. Laut Statistiken der Central Bank of Cyprus in Nikosia gingen die Preise für Immobilien deutlich in den Keller. Von Anfang 2010 bis Ende 2011 war bei Wohnungen ein Minus von 9,6 Prozent zu verzeichnen. Vor allem der Markt für Ferienimmobilien in Touristengebieten verfiel, zum Teil um mehr als 20 Prozent (Paphos) oder knapp darunter (18,2 Prozent in Famagusta). Der Grund: Die Zurückhaltung ausländischer Käufer und ein Bauboom in den Jahren 2008 und 2009, der zu einem Überangebot führte.

Dennoch scheint die Zeit der Schnäppchen vorbei. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres fielen die Preise landesweit, wie auch in den analysierten Feriengebieten, um ein halbes Prozent – der Markt konsolidiert sich also.

Deutsche zeigen wenig Interesse

Schwer ist für Kaufinteressenten auch der Zugang zu deutschsprachigen Ansprechpartnern und Experten vor Ort. Eines der größten Maklerunternehmen in Europa, Engel & Völkers mit Hauptsitz in Hamburg, hat beispielsweise kein eigenes Büro auf der Insel. Der nächstgelegene Experte ist der für Griechenland zuständige Georg Petras mit Sitz auf Rhodos. „Ich habe das Gefühl, der zyprische Markt hat ähnliche Probleme, wie sie der griechische vor zwei Jahren hatte“, sagt er. Das Vertrauen von Käufern und Investoren sei komplett weg, daher gebe es keine Nachfrage und niedrige Preise – aber auch große Unsicherheit darüber, was man da kauft.

Für Deutsche habe der Ferienimmobilienkauf auf Zypern traditionell keine große Bedeutung, sagt Peter Schöllhorn von der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien (DSA) in Freiburg. Die größte Urlaubergruppe – und die größte Interessentengruppe für den Kauf von Ferienimmobilien – sind dort traditionell Briten und Iren, sagt Sven Johns, Geschäftsführender Vorstand des europäischen Maklerverbands Confederation Européenne de l’Immobilier (C.E.I.) mit Sitz in Brüssel und Lissabon. Zypern war lange britische Kolonie und erlangte erst 1960 seine Unabhängigkeit.

Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass Deutsche aktuell zunehmendes Interesse hätten: „Die Zahl der Flugverbindungen nach Zypern ist nicht gestiegen, die Urlauberzahlen ziehen nicht an. Im Vergleich mit Italien, Spanien, Portugal oder Frankreich ist Zypern keine nennenswerte Feriendestination für Deutsche.“ Es gebe lediglich eine erhöhte Aufmerksamkeit für das Land durch die Eurokrise. Im Jahr 2011 kamen nach Angaben des zyprischen Fremdenverkehrsamtes Visit Cyprus mit Deutschlandvertretung in Frankfurt am Main zum Beispiel 158 000 Deutsche auf die Insel, Russen (334 000) und Briten (mehr als eine Million) sind deutlich präsenter.

Doch das Geschäft mit Ferienimmobilien ist offenbar klein und schwer zu analysieren. Selbst der britische Dachverband der Immobilienmakler NFOPP mit Sitz in Warwick hat keine Mitgliedsunternehmen, die sich mit dem Thema auskennen. Wer sich von solchen Hindernissen nicht abschrecken lässt oder vor Ort gründlich recherchieren konnte, sollte folgende Tipps beherzigen: „Fragen Sie in der Gemeinde, bei den Behörden nach, ob das Grundstück überhaupt bebaubar ist“, rät Schick. Für den Kauf einer Immobilie gilt: Fordern Sie einen Grundbuchauszug mit dem neuesten Datum an. Und falls der Makler über Fragen zu den Eigentumsrechten charmant hinweggeht, sei erst recht Vorsicht geboten. (dpa)

Thorsten Wiese

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false