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In Quedlinburg im Harz ist eine Zweizimmerwohnung in der historischen Altstadt zum Beispiel schon für 35 000 Euro zu haben; gemeinsam mit anderen erst recht ein Schnäppchen.

© ddp

Ferienimmobilien: Mit Freunden ins Fachwerk

Wer als Eigentümergemeinschaft eine Ferienwohnung kauft, stemmt die Finanzierung leichter. Einen interessanten Markt bietet der Harz.

Lieber Grundbuch als Sparbuch – die Bundesbürger haben ihre Lektion gelernt. Gottvertrauen und Geldanlage passen nicht mehr zusammen. Viele Menschen in Deutschland haben Angst um ihr kleines Vermögen; die 20 000, 30 000 Euro, die „für später“ gedacht waren. Doch was bleibt noch an Wert, wenn unser Euro für jede neue Schuldenkrise ausgemolken wird?

Nicht falsch beraten ist, wer sein Geld „zum Überwintern in eine sichere Scheune“ bringen will – und es zum Beispiel lieber in eine Ferienwohnung steckt. Bei dem gegenwärtig minimalen Ertrag für herkömmliche Geldanlagen bietet sich die „Urlaubsdividende“ ohnehin an: statt mieser Zinsen lieber ein paar schöne Wochen im eigenen Feriendomizil. Dabei kann es Sinn machen, sich die Immobilie mit Gleichgesinnten zu teilen. Timesharing-Modelle stehen nach Finanzierungs-Abenteuern in Spanien, Italien oder Florida zwar nicht unbedingt im besten Ruf. Aber im privaten Rahmen lässt sich die gemeinsame Nutzung durchaus sinnvoll organisieren.

Die Vorteile: Gemeinsam ist die Ferienwohnung schnell aus dem Stand finanziert. Wenn beispielsweise vier Interessenten sich zu einer Eigentümergemeinschaft zusammenschließen und jeder 20 000 Euro mitbringt, kann man sich schon etwas Ordentliches leisten. Und die Käufer sind nicht darauf angewiesen, an fremde Urlauber zu vermieten. Jeder der vier Mitbesitzer könnte zum Beispiel über 13 Wochen oder 13 Wochenenden verfügen – man muss sich nur vernünftig einigen.

Gleichgesinnte findet man im Kollegenkreis, unter Verwandten und Bekannten oder durch Kleinanzeigen in der Zeitung. Nur eines ist wichtig: Man muss jedes Wenn und Aber vertraglich regeln – die Nutzungsmodalitäten, die Verantwortung für Instandhaltungen, die Ausstattung und die Aufteilung der Betriebskosten. Für spätere Zeiten muss man Absprachen für den Verkauf oder das Vererben von Anteilen treffen sowie für die Schlichtung von Streitigkeiten. Selbst Freunde sollten sich hier ganz nüchtern wie Geschäftspartner betrachten.

Alexander Wiech von Haus & Grund, der in Berlin ansässigen Eigentümerschutz-Gemeinschaft für Immobilienbesitzer, hat einen Tipp parat: „Die Käufer einer Ferienwohnung können auch eine GbR gründen“, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts also. Die verhältnismäßig einfache Unternehmensform hat etliche Vorteile, auch bei der Steuer. Allerdings darf man auch die Fußangeln einer GbR nicht übersehen. Der Verband Haus & Grund bietet daher über seine Ortsvereine Beratung an, auch in der Frage „GbR oder Bruchteilsgemeinschaft“ (im Internet: www.hausundgrund.de).

Nächste Frage: Wo kaufen? Für Berliner muss es nicht immer die Ostsee sein – es gibt auch sehr ordentliche Feriendomizile auf Kurs Westsüdwest: im Harz. Als Urlaubsregion bietet das urwüchsigste der deutschen Mittelgebirge Wanderern und Naturfreunden in jeder Saison etwas, der Brocken hat außerdem seine Reize für Wintersportler. Die Region ist inzwischen sehr gut per Straße und Schiene erschlossen, sie liegt in einer Drei-Stunden-Distanz zu Berlin.

Die Städte und Ortschaften im Ostharz haben sich in den letzten Jahren schön herausgeputzt. Die Bilderbuchstadt Quedlinburg glänzt als Weltkulturerbe, Wernigerode bezaubert mit seinen Fachwerken, Halberstadt mit seinem herben Charme. Wer seine Kinder einmal richtig ausgetobt erleben möchte, sollte Thale am „Märchenharz“ ansteuern. Die Freizeitangebote zwischen Roßtrappe und Hexentanzplatz begeistern die Kleinen – und sind wirklich bezahlbar.

Ein weiterer großer Vorteil der Ferienregion: Die Immobilienpreise sind von spekulativen Höhenflügen frei geblieben. Im Harzvorland kann der Käufer für sein Geld einiges erwarten. So ist etwa eine Zweizimmerwohnung in der historischen Altstadt Quedlinburgs (guter Zustand, 63 Quadratmeter) für 35 000 Euro zu haben. Ein weiteres Inserat verspricht eine „ruhige Lage in Blankenburg, 3 ½ Zimmer auf 120 Quadratmetern in einem ansehnlichen Zweifamilienhaus, wie man es um 1900 baute“. 2007 modernisiert, wird die Wohnung mit Garage, Carport, Keller und Gartenanteil für 59 000 Euro angeboten.

75 000 Euro soll eine 80 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung in einem für Wernigerode typischen Fachwerkhaus kosten. Das Objekt wurde 2000 modernisiert, das Fachwerk in den Wohnräumen freigelegt. Ein schöner Blick über das Harzstädtchen ist inklusive. Deutlich preiswerter ist in Halberstadt eine ansehnliche, zwei Zimmer und 57 Quadratmeter große Wohnung zu haben, grün gelegen und nur 200 Meter vom Domplatz entfernt: Mit 35 000 Euro steigt der Verkäufer in die Preisverhandlungen ein.

Der Ostharz ist ein „Käufermarkt“ – das macht ihn auch interessant für Kapitalanleger, die mit nüchterner Kalkulation zu guten Konditionen einsteigen wollen. Um Zwangsversteigerungen zu vermeiden, werden manche Objekte außergerichtlich gegen höchstes Gebot von Immobilienmaklern offeriert, ab 50 Prozent des Verkehrswertes. Wer Glück hat, kann schon für 10 000 Euro zu seinem Harzer Schnäppchen kommen. Klaus D. Voss

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