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Datenminimalismus zahlt sich aus – je weniger, desto besser für den Kredit. Erfasste Daten bei Auskunfteien wie der Schufa sollten regelmäßig kontrolliert werden. Denn diese Informationen entscheiden über die Kreditwürdigkeit. Foto: Franziska Koark/dpa

© dpa-tmn

Gefahr durch Auskunfteien: Wenn die Bonität baden geht

Verbraucher sollten die Einträge über sich bei Schufa und Co. öfter mal prüfen und Übersicht über ihre Zahlen behalten. Sonst kann es böse Überraschungen geben.

Der eine schließt einen neuen Handyvertrag ab, der andere bestellt online neue Jeans. Ganz selbstverständlich, ohne Bedenken. Dabei stimmen die meisten bei dem Kauf oder mit der Unterschrift unter dem Vertrag auch einer Klausel zu, die die Weitergabe ihrer Daten an Dritte erlaubt. Das muss nicht problematisch sein – kann es aber werden. Denn die Daten werden an Auskunfteien gemeldet.

Die bekannteste ist die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa), weitere sind Creditreform, Birgel oder Avato Infoscore. Zu den weitergeleiteten Daten gehören Name, Geburtsdatum, aktuelle und frühere Anschriften, aber auch Informationen über Leasingverträge, das Girokonto, die Kreditkarte, Verträge bei Telekommunikationsanbietern oder Kundenkonten beim Handel. Zudem werten Auskunfteien Schuldnerverzeichnisse der Amtsgerichte aus, und sie erfassen private Insolvenzverfahren. Die Daten werden regelmäßig aktualisiert, da einige Angaben nach vorgegebenen Zeiträumen gelöscht werden müssen.

Einmal im Jahr kann jeder Mensch eine kostenlose Auskunft über seine Daten verlangen – und zwar bei jeder einzelnen Auskunftei.

„Dieses Recht sollte man nutzen“, rät Dieter Korczak, Leiter der GP Forschungsgruppe in München. Der Wissenschaftler untersuchte mehrmals, wie zuverlässig Auskunfteien mit den Daten umgehen. „Dabei haben wir festgestellt, dass die gespeicherten Daten oft veraltet oder fehlerhaft sind. Kredite etwa waren noch aufgeführt, die längst abgelaufen und getilgt waren.“ Daher sollten Verbraucher ihre Daten genau prüfen und bei fehlerhaften Meldungen schriftlich auf Korrektur bei der Auskunftei bestehen.

Von Vorteil ist es dabei immer, jede Kommunikation mit Unternehmen schriftlich vorliegen zu haben, Belege aufzuheben und klar auf Forderungen eines Unternehmens zu reagieren. „Wenn man sich mit einem Unternehmen um falsche Rechnungen streitet oder Forderungen kommen, die man nicht nachvollziehen kann, sollte man das sofort schriftlich festhalten“, rät Frank-Christian Pauli vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. „Zusätzlich sollte man schriftlich klar widersprechen.“ Denn wenn man nicht reagiert, kann nach zweimaliger Mahnung ein negativer Eintrag bei einer Auskunftei folgen. Das mindert die Bonität.

Auskunfteien verweisen auf ihr Geschäftsgeheimnis

Das ist es, was die meisten Menschen eigentlich unter einem „Schufa-Eintrag“ verstehen. „Tatsächlich haben 91,3 Prozent der Personen im Schufa-Datenbestand ausschließlich positive Daten“, sagt Andreas Lehmann von der Schufa. Kein Anlass, um sorglos zu sein, warnt Pauli. Verbraucher sollten ihre Daten auch abfragen, wenn sie sich immer redlich verhalten – zu hoch sei die Fehlerquote der Daten.

Für die Kunden der Auskunfteien – darunter sind Banken, Versandhändler, Kaufhäuser oder Telekommunikationsunternehmen – sind die Daten eine wichtige Basis. Denn so können sie sich ein Bild davon machen, wie das Zahlungsverhalten eines neuen Kunden bislang aussah.

Dafür bedienen sie sich eines Scores. Dieser Prozentwert zwischen 1 und 100 wird aus den gesammelten Daten mittels mathematisch-statistischer Verfahren berechnet. Der Zweck: Der Score soll die Wahrscheinlichkeit zeigen, wie verlässlich ein Kunde einen Kredit zurückzahlen wird. Mit diesem automatisierten Scoring soll die Kreditentscheidung schneller, objektiver und kostengünstiger sein. Ein höchst umstrittenes Verfahren. „Es ist nicht bekannt und so nicht nachvollziehbar, wie aus den Daten mit welcher Gewichtung der Score berechnet wird“, kritisiert Korczak mangelnde Transparenz.

Die Auskunfteien verweisen dagegen auf ihr Geschäftsgeheimnis. „Menschen haben immer wieder Ärger wegen eines Scores“, ergänzt Pauli. Ein schlechter Score könne etwa bedeuten, dass derjenige zwar einen Kredit bekomme, aber zu schlechteren Bedingungen. Auch räumt die Bank eventuell keinen Dispo ein.

„Verbraucher sollten sich bei der Auskunft über ihre Daten auch ihren Score- Wert geben lassen“, empfiehlt Korczak. „Liegt er unter 95, sollte man nachfragen, wie er zustande kommt.“ Zudem errechnen viele Banken zusätzlich ihre eigenen Scores und nehmen diese zum Score- Wert der Auskunftei hinzu. Daher sei ihr Score bei einer Kreditvergabe eben nur ein Element von vielen, argumentieren die Auskunfteien. „Es fließt auch die eigene Erfahrung eines Kreditinstituts mit dem Kreditnehmer ein, außerdem Informationen über Einkommen, Vermögen oder Sicherheiten wie Immobilien“, sagt Lehmann.

Der Score sei völlig überflüssig, hält Korczak entgegen. Und Verbraucherschützer Pauli sagt: „Wir beobachten, dass der Score starken Einfluss auf Entscheidungen haben kann.“ Es ist ratsam, Lehmann zu folgen: „Zahlen Sie Raten immer pünktlich, und gleichen Sie im Falle des Verzuges sofort aus.“ Dieter Korczak rät zudem: „Geben Sie nur die Daten von sich heraus, die wirklich nötig sind. Seien Sie ein Datenminimalist.“ (mit dpa)

Information zum Scoring der Schufa: www.scoring-wissen.de

Alexandra Bülow

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