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Der rote Backsteinbau der alten Post soll erhalten und von Neubauten eingerahmt werden. An die Ecke Geisberg- und Welserstraße kommt ein Café.

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Geisberg Berlin: Zum Hanteln stemmen in die Schalterhalle

In der Schöneberger Geisbergstraße entstehen in einem alten Postamt 129 neue Wohnungen. In Sachen Nachhaltigkeit sind die Ansprüche hoch - die Preise aber auch.

Noch hängen die gelben Schilder mit den Aufschriften „Großannahme“ und „Postfächer“ über dem Eingang zur Welser Straße. Doch die Musikschule „Happy Music“ an der Ecke zur Geisbergstraße leert bereits ihre Regale; im August ist Schluss. Wenig später werden die Bauarbeiten beginnen, die das alte Schöneberger Post- und Telegrafenamt nahe dem Viktoria-Luise-Platz in das „Geisberg Berlin“ verwandeln.

129 Wohnungen sollen hier bis Herbst 2017 entstehen – in dem denkmalgeschützten roten Backsteingebäude aus den 1920er Jahren, das um eine Dachetage erweitert wird, und in drei Neubauten, die an den Seiten des Altbaus sowie in einem rückwärtigen „Gartenflügel“ errichtet werden.

Der erste Neubau des britischen Investors Fore in der deutschen Hauptstadt unterscheide sich in mancherlei Hinsicht von den zahlreichen Wohnungsbauvorhaben, die derzeit in Berlin in den Himmel wachsen, meint der Sales Manager für das Projekt Ingo Schneemann. „Ein wichtiger Punkt ist das Miteinander. Hier wird es Raum für Kommunikation und gegenseitiges Kennenlernen geben“, sagt er. Als zentraler Treffpunkt wird die große ehemalige Schalterhalle erhalten bleiben und künftig eine Lounge, eine Gemeinschaftsküche und einen Fitnessraum beherbergen. Auch zwei begrünte Höfe sollen der Begegnung dienen.

Die Preise liegen zwischen 3990 und 9000 Euro pro Quadratmeter

Mit Wohnungsgrößen zwischen 48 und 196 Quadratmetern und ein bis fünf Zimmern soll sowohl Wohnraum für Singles als auch für Paare und Familien entstehen – darunter Dachgeschosswohnungen mit großen Terrassen sowie Maisonettewohnungen. Außerdem sind fünf Arbeits- und Wohnlofts sowie Gewerberäume geplant. Die Preise liegen zwischen 3990 Euro und 9000 Euro pro Quadratmeter – durchaus beachtlich, aber, so betont Ingo Schneemann „als Luxus-Objekt verstehen wir uns nicht“.

Und: Die Nachfrage ist da. Mehr als 40 Prozent der Wohnungen sind Schneemann zufolge seit Beginn der Vermarktung vor dreieinhalb Monaten bereits reserviert. „Viele davon von Eigennutzern, das freut uns und spricht für unser Konzept.“ Ein Großteil der Interessenten lebe beruflich in Berlin und habe im Ausland gewisse Wohnstandards kennen und schätzen gelernt. So wird es auch im „Geisberg Berlin“ zum Beispiel einen eigenen Hausmanager geben.

Die benachbarte Finow-Grundschule sei für die meisten Interessenten kein Problem gewesen, meint Ingo Schneemann – „gerade, wenn sie selbst Kinder haben“. Darüber hinaus ist die Lage für City- West-Liebhaber in der Tat reizvoll: Zu Fuß erreicht man in wenigen Minuten das KaDeWe, in der entgegengesetzten Richtung lockt das Bayerische Viertel mit Schmuckplätzen, schönen Läden und gemütlichen Cafés. „Seit einiger Zeit werden die alten West-Bezirke immer beliebter“, bemerkt Schneemann. In Schöneberg, Charlottenburg oder Wilmersdorf sei es nicht so überlaufen und hektisch. „Die gehypte Mitte, wo kaum ein Parkplatz zu finden ist, sind viele leid.“

Alte und neue Gebäudeteile sind wie aus einem Guss - dank Steinputz

Auf Parkplatzsuche müssen die zukünftigen Bewohner des alten Postamtes ohnehin nicht gehen – sie bekommen eine Tiefgarage. Überirdisch aber haben sich die Architekten des Büros Ortner & Ortner Baukunst dafür entschieden, die Optik des wuchtigen Baus zu erhalten und durch die seitlichen Neubauten und den Dachaufsatz einzurahmen. „Das Neue umarmt das Alte“, formuliert es Architekt Markus Penell.

Ihn haben vor allem das imposante Portal und der umlaufende Sockel aus hellem Ortbeton beeindruckt – eine Technik, die seinerzeit noch recht neu war. Dieser mit Muschelkalk versetzte Kunststein hat auch die Gestaltung der Neubauten beeinflusst: „Für die Fassaden verwenden wir Steinputz – im Neubau absolut unüblich.“ So wirkten alte und neue Gebäudeteile „wie aus einem Stein“.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit sind die Ansprüche hoch. Den Strom für die Beleuchtung der Gemeinschaftsbereiche sollen Solarzellen auf dem Dach liefern, es sind Stellplätze für Elektroautos vorgesehen, freie Dachflächen sollen begrünt und Regenwasser für die Sanitärspülungen genutzt werden.

Noch bis Mitte August kann man im Erdgeschoss des Postamts übrigens eine Ausstellung besuchen: „Standard International“ heißt die Schau, für die Künstler die Wände der alten Büroräume mit Gemälden versehen haben. Das Haus öffnet sich auch für die Nachbarschaft – ganz so wie es später einmal sein soll.

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