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Immobilien: Gewerberiese auf Freiersfüßen

Die TLG verwaltet Immobilien im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. Jetzt wird in der Branche spekuliert, wer dem Bund den Konzern abkauft

Die bundeseigene Immobilien-Konzern TLG soll möglicherweise schon im kommenden Jahr privatisiert werden. Dabei schließt das Unternehmen weder einen Verkauf an einen Private-Equity-Investor noch einen Börsengang aus. „Denkbar ist alles“, bestätigt TLG-Sprecherin Sabine Pentrop. Die TLG ist eine der Nachfolge-Gesellschaften der Treuhand, verwaltet aktuell einen Immobilienbestand von deutlich über einer Milliarde Euro und ist damit der größte Besitzer von Gewerbeimmobilien in Ostdeutschland und Berlin.

Spekuliert wird in der Branche, dass der Bund die Privatisierung nun beschleunigt auf die Agenda setzen wird, da sich der Immobilienmarkt im Osten Deutschlands, vor allem aber in Berlin, zuletzt deutlich erholt hat. Außerdem ist das Interesse ausländischer Finanzinvestoren an deutschen und vor allem ostdeutschen Immobilien stark gestiegen, was nicht zuletzt der spektakuläre Verkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Dresden an den Finanzinvestor Fortress für 1,7 Milliarden Euro beweist.

Mit einer Eigenkapitalquote von 46 Prozent und der im ostdeutschen Vergleich sehr niedrigen Leerstandsquote von drei Prozent könne für die TLG, die seit 2003 schwarze Zahlen schreibt, vermutlich ein ähnlich guter Preis erzielt werden. Kolportiert wurde weiter, der Bund wolle eine Investmentbank damit beauftragen, das Interesse in- und ausländischer Investoren abzuklopfen, allerdings mit der Maßgabe, dass die TLG nicht zerschlagen werden dürfe.

In den letzten sechs Jahren hat die TLG rund eine Milliarde Euro in ihren Immobilienbestand investiert, der sich ausschließlich auf die neuen Bundesländer konzentriert. Gleichzeitig wurden seit 2000 rund 34 000 ehemalige DDR-Immobilien verkauft, darunter beispielsweise 2006 das Gelände der einstigen DDR-Gummifabrik im Weißenseer Komponistenviertel, auf dem die Unternehmensgruppe Ticoncept gerade Lofts und Stadtvillen baut – dort ist ein Wohnareal mit dem wohlklingenden Titel „Puccini-Gärten geplant“.

Ziel der TLG sei es, so Pentrop, sich vor allem auf die ostdeutschen Wachstumsregionen, also auf Berlin, Potsdam, die Ostseeküste und den mitteldeutschen Kernraum um Halle, Chemnitz und Erfurt zu konzentrieren. Im Bestand hat das Unternehmen vor allem Büro- und Gewerbeimmobilien, darunter beispielsweise die bekannte „Kulturbrauerei“ in Prenzlauer Berg, aber auch rund 11 500 Wohnungen.

Auf dem Weg zu einem privatisierungsfähigen Unternehmen hat die TLG die Zahl ihrer Mitarbeiter von rund 1200 im Jahr 2000 auf aktuell knapp unter 500 reduziert. Der Stellenabbau soll bis 2008 auf 350 Beschäftigte fortgesetzt werden. Auch das Portfolio – gegenwärtig beläuft es sich auf 260 Objekte – wird weiterhin kontinuierlich reduziert. Die Zahl eigener Grundstücke soll auf 1000 halbiert werden. „Gleichzeitig kaufen wir weiter renditestarke Objekte zu“, so TLG-Sprecherin Pentrop. Ein aktuelles Projekt der TLG ist der Umbau eines großen Bürogebäudes in der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz, das der neue Sitz der Birthler-Behörde für Stasi-Unterlagen werden soll.

Ursprünglich nur „Reste-Verwerter“ der Grundstücke und Gebäude ehemaliger DDR-Betriebe und Kombinate wurde die TLG seit dem Jahr 2000 zunehmend zum einem renditeorientierten Immobilienkonzern umgebaut. „Dieser Umbau wird Ende des kommenden Jahres oder Anfang 2008 abgeschlossen sein“, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums auf Anfrage des Tagesspiegels. Man prüfe derzeit, wann und wie eine Privatisierung möglich und sinnvoll sei, mit Ergebnissen sei allerdings erst im Sommer zu rechnen. Auch über mögliche Käufer oder Interessenten könne das Ministerium nichts sagen, hieß es. Fest stehe jedoch, dass die „dauerhafte Betätigung des Bundes als Immobilienunternehmer nicht zu den Aufgaben des Staates gehört“. moc

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