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Die Fenster sollte man mit der Fassadendämmung planen, rät Katrin Wefers von der Verbraucherzentrale. Dann kann man sie in die Dämmebene setzen und lückenlos abdichten.

© imago/Ralph Lueger

Haussanierung: „Nach 30 Jahren spätestens das Gebäude checken“

Katrin Wefers, Referentin für Bautechnik und Bauphysik der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, erklärt, wie Hauseigentümer am besten mit der energetischen Sanierung beginnen.

Energetisch Sanieren liegt im Trend. Doch viele Hausbesitzer haben keine Ahnung, womit sie beginnen sollen: Erst mit dichteren Fenstern? Oder zunächst mit einer effizienten Heizung? Katrin Wefers hat Antworten:

Frau Wefers, in welcher Reihenfolge gehe ich am besten vor?

Das hängt vom Zustand des Hauses ab. Vielleicht stehen sowieso Sanierungsmaßnahmen an. Und es ist abhängig vom Budget oder den Anforderungen von Fördermitteln, die man in Anspruch nehmen will. Tausche ich etwa die alten Fenster gegen Dreifach-Verglasung aus und möchte KfW-Fördermittel in Anspruch nehmen, geht das nur in Kombination mit einer Fassadendämmung.

Was schreibt der Gesetzgeber denn vor?

Zum Beispiel müssen Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, in der Regel ausgetauscht werden. Die oberste Geschossdecke muss gedämmt werden, wenn das Dach nicht gedämmt ist. Für andere Bauteile gilt: Wenn ich sowieso das Teil austauschen oder sanieren muss, muss ich mich an energetische Vorgaben laut Energieeinsparverordnung (EnEV) halten.

Nehmen wir ein Haus, Baujahr 1985, Heizung läuft noch, Fenster sind gefühlt dicht, und die Fassade braucht maximal einen neuen Anstrich. Aber ich will vorbauen. Womit fange ich an?

Grundsätzlich kann ich bei einem Einfamilienhaus oben mit dem Dach anfangen. Dabei denke ich schon an einen gewissen Dachüberstand für die dann folgende Fassadendämmung. Denn wenn ich eine Dämmung von außen anbringe, brauche ich diesen.

Was kann ich noch sinnvoll kombinieren?

Die Fenster gemeinsam mit der Fassadendämmung zu planen – auch unabhängig von den Fördermitteln. Denn man kann die Fenster in die Dämmebene setzen und so lückenlos dämmen. Da das Haus dichter wird, ist über ein Lüftungskonzept nachzudenken. Und um das Haus komplett einzupacken, ist als Nächstes die Dämmung der Kellerdecke sinnvoll – wenn der Keller unbeheizt ist.

Was ist mit der Heizung?

Ist das Haus gedämmt, sinkt mein Energiebedarf. Der nächste Schritt ist die Gebäudetechnik. Ich brauche nun eine kleiner dimensionierte Heizungsanlage. Vielleicht kann ich diese kombinieren mit regenerativer Energie, zum Beispiel meinen Gas-Brennwertkessel mit Solarthermie zusammenbringen.

Zusammengefasst raten Sie zum Dämmen vor dem Austausch der Heizungsanlage.

Genau, weil ich die Heizung dem neuen Bedarf entsprechend dimensionieren kann. Trotzdem haben wir in unserer Energieberatung Fälle, wo der Verbraucher sagt, ich mache die Fenster erst, wenn sie defekt sind. Jedes Gebäude ist anders, jeder Nutzer hat andere Vorstellungen und ein anderes Budget.

Das ist alles teuer. Wie kann ich sparen?

Was an der Fassadendämmung teuer ist, sind neben dem Material besonders die Arbeitsstunden, aber auch das Gerüst. Wenn etwa ein neuer Anstrich fällig ist, ist es sinnvoll zu überlegen, ob ich auch gleich dämme. Erstens habe ich nur einmal die Baustelle, zweitens kann ich die Möglichkeit einbeziehen, auf ein Effizienzniveau zu kommen – und dafür einen Zuschuss der KfW zu bekommen.

Ab welchem Alter des Hauses raten Sie Besitzern, sich zu informieren?

Ich würde aus dem Bauch heraus empfehlen, nach 30 Jahren spätestens mal das Gebäude zu checken. Der Heizungsaustausch ist ab 30 Jahren in der Regel Pflicht. Dann kann das Dach auch schon mal undicht sein.

Was kann ich falsch machen?

Es gibt den Rebound-Effekt. Man hat ein gedämmtes Haus, aber statt wie bisher im Pullover sitzt man nun im T-Shirt im Wohnzimmer. Ein psychologischer Effekt: Man denkt sich, ich spare jetzt Heizkosten, also kann ich die Heizung höher stellen. Unterm Strich spare ich dann nicht, weil ich mehr verbrauche.

(dpa)

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