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Leben vor der Bude. Anwohner in den Heckmann-Höfen befürchten bereits Lärmbelästigungen durch die geplanten Veranstaltungen.

© imago

Heckmann-Höfe: Hofstaat gesucht

Die Heckmann-Höfe in Mitte sollen zum charmanten Kreativquartier werden. Was noch fehlt, sind Mieter mit dem nötigen Kleingeld.

Kunst, Kultur und Kreativität – das wünscht sich Joachim Köhrich für die Heckmann-Höfe. Als neuer Eigentümer möchte er das historische Gebäudeensemble rund um den großen Mittelhof zwischen Oranienburger Straße und Auguststraße revitalisieren und als neues Kreativquartier in Mitte etablieren.

Zwischen dem alten Postfuhramt und der Neuen Synagoge gelegen, zählen die Heckmann-Höfe neben den Hackeschen Höfen zu den wohl bekanntesten Innenhöfen in Berlins historischer Mitte. Vor allem der weitläufige zentrale Teil der Anlage mit seinem verspielten Springbrunnen, den duftenden Rosenhecken und dem mediterranen Flair gilt als urbanes Kleinod, das Berliner und Touristen gleichermaßen anzieht. Wo der Fabrikant Friedrich Wilhelm Heckmann Anfang des 20. Jahrhunderts seine Maschinenfabrik betrieb, sollen nun hundert Jahre später junge Modedesigner, Popup-Stores mit innovativen Produkten, Ausstellungen und Veranstaltungsräume ein Zuhause finden.

„Berlin hat viel Jugend, Charme und Kreativität. Genau dafür wollen wir hier ein Quartier schaffen“, sagt Köhrich. Entsprechend sollen sich in den Gewerberäumen rund um die alte backsteinerne Pferdekopf-Remise – die einst das Café Neu beherbergte – individuelle Einzelhändler und Kreative aus verschiedenen Bereichen ansiedeln. Für die Remise selbst wünscht sich Köhrich ein interessantes gastronomisches Konzept auf hohem Niveau. „Wir suchen kreative Menschen, die sich vor Ort verwirklichen möchten, keine Ketten. Das passt nicht zu unseren Ansprüchen und auch nicht zu diesem besonderen Ort mit seiner romantischen Atmosphäre“, findet der Berliner Unternehmer, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in den Heckmann- Höfen die Locationagentur Placces gegründet hat.

Über die Agentur will man nicht nur den Hof und das ehemalige Werkhaus als Location vermitteln – etwa für Produktpräsentationen oder Hochzeiten –, sondern mit dem Büro vor Ort auch „ein kompetenter Ansprechpartner für die Mieter sein und gemeinsam das Programm planen“, sagt Köhrich. So sollen in Zukunft verschiedene Events den Hof an der quirligen Oranienburger Straße kulturell beleben.

Nicht alle sind von der Idee einer neuen Eventlocation begeistert

Am Donnerstag wurde bereits der Anfang gemacht – mit einer leuchtend bunten Vernissage der Künstlerin Susanne Rikus, die sich in ihrer Arbeit von den Inselwelten Hawaiis und Sardiniens inspirieren lässt. Vom 23. Juli bis zum 10. August verwandelt dann das Galli-Theater, das seit Jahren in den Heckmann-Höfen zu Hause ist, den Ort mit seinem alljährlichen Open-Air-Sommertheater in eine Freilichtbühne. Im Winter soll es wieder einen Adventsmarkt für Kunsthandwerk und Designerstücke geben, und auch der regelmäßig stattfindende Kinderflohmarkt soll Teil des Programms im neuen Kreativquartier werden.

Noch geht es rund um die alte Remise recht idyllisch zu.
Noch geht es rund um die alte Remise recht idyllisch zu.

© Promo

Doch nicht alle sind von der Idee begeistert, die Heckmann-Höfe in eine Eventlocation zu verwandeln. Vor allem die Bewohner der umliegenden Eigentumswohnungen sehen diese Entwicklung wegen der Lärmbelästigung eher kritisch. „Ich bin mir dessen vollkommen bewusst“, sagt Joachim Köhrich und wirbt um die Unterstützung der Anwohner. „Aber zum einen sind wir hier in Mitte und nicht in einem beschaulichen Vorort, zum anderen müssen Veranstaltungen natürlich nicht mitten in der Nacht stattfinden. Gemeinsam werden wir sinnvolle Lösungen finden. Ich bin ja kein anonymer institutioneller Investor, sondern waschechter Berliner und ein Mensch, mit dem man reden kann.“

Noch stehen die meisten Gewerberäume der Heckmann-Höfe allerdings leer. Wegen des Verkaufs hatte man im vergangenen Jahr den bisherigen Mietern größtenteils gekündigt. Geblieben sind lediglich das Galli-Theater, das italienische Restaurant Garda und das Modelabel Nix, deren Mietverträge Köhrich übernommen hat. Jetzt gilt es, weitere Mieter zu finden, um das geplante Kreativquartier tatsächlich mit Leben zu füllen.

Die zur Verfügung stehenden Flächen reichen dabei von 49 bis etwas über hundert Quadratmeter und sind zum Teil zweigeschossig. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich hier kleine Manufakturen oder Modedesigner wohlfühlen würden, die oben produzieren und unten verkaufen“, sagt Köhrich, der nicht über Preise sprechen will. Nur so viel: Die Mieten seien für Mitte angemessen, aber nicht überzogen. Und investieren möchte Köhrich auch, vor allem in die Sicherheit. Vor wenigen Tagen sei der Brunnen im Mittelhof von Vandalen heimgesucht worden. Das soll in Zukunft unterbunden werden.

Bleibt zu hoffen, dass die Kreativszene Gefallen an seinem Konzept findet – und sich die Mieten leisten kann, um die Heckmann-Höfe mit Charme und Individualität wiederzubeleben.

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