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Immobilien: Heute zahlen - morgen sparen

Die Gnadenfristen für veraltete Heizkessel sind abgelaufen. Wer eine alte Heizung hat, muss tief in die Tasche greifen. Die Investition in eine neue Anlage kann sich aber rasch amortisieren

Seit zwei Monaten gelten niedrigere Grenzwerte für Heizkessel. Die Bundesimmissionsschutzverordnung schreibt vor, dass Heizungen mit einer Leistung bis 25 Kilowatt (kW) nur noch maximal elf Prozent Abgasverlust aufweisen dürfen, Kessel zwischen 25 und 50 kW höchstens zehn Prozent, größere Anlagen maximal neun Prozent. Maßgeblich sind die jährlichen Messungen des Schornsteinfegers. Eine Heizanlage weiter zu betreiben, die die Werte nicht erreicht, gilt als Ordnungswidrigkeit. Der Besitzer muss mit einem Bußgeld rechnen. Für einen neuen Niedertemperaturkessel muss man mit Kosten von mindestens 3000 Euro kalkulieren, Brennwertkessel kosten zum Teil bis zu 4500 Euro. Hinzu kommen jeweils noch die Montagekosten, die oft ähnlich hoch sind wie der Wärmeerzeuger selbst.

Auch für andere Altkessel läuft bald die Uhr ab. Kessel, die vor dem 1.Oktober 1978 eingebaut wurden, müssen bis spätestens 31. Dezember 2008, solche, die nicht nach dem 1.November 1996 modernisiert worden sind, sogar bis zum 31.Dezember 2006 ausgetauscht werden. Niedertemperaturkessel dürfen weiter in Betrieb bleiben. Den Heizungsbauern steht aber in jedem Fall ein Auftragsboom bevor. Die Investitionen können sich für den Hausherrn aber rasch rentieren. „Durch den Einbau einer neuen witterungsgesteuerten Heizanlage lässt sich eine Energieeinsparung um 25 bis 30 Prozent erzielen“, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen. Weitere Vorteile: erhöhter Wohnkomfort, Wertsteigerung der Immobilie und eine dauerhafte Entlastung der Umwelt. Außerdem unterstützt der Staat die Investitionen ins Energiesparen mit zinsgünstigen Krediten.

Viele Gebäudeeigentümer unterschätzen die Energie- und Kosteneinsparpotentiale, die sie durch den Austausch veralteter Heiztechnik und Warmwasserbereitung, durch Einbau beziehungsweise richtige Einstellung von Regelungssystemen sowie durch die Verbesserung der Wärmedämmung erzielen können. Die Energieagentur NRW rät, über 20 Jahre alte Kessel generell zu erneuern. Das Baujahr steht übrigens auf dem Schornsteinfegerprotokoll und auf dem Typenschild des Kessels. Die neue Anlage sollte aber nicht überdimensioniert sein, weil sich sonst der Wirkungsgrad verschlechtert.

Seit 1994 hat man beim Neukauf nur noch die Wahl zwischen Brennwert- und Niedertemperaturkessel. Alte Gas- und Ölkessel benötigen oft noch Heizwassertemperaturen von über 70 Grad Celsius. Kessel bis etwa Baujahr 1980 werden unabhängig von der Heizleistung immer mit der gleichen Temperatur betrieben. Moderne Anlagen arbeiten mit Niedertemperaturtechnik und passen die Temperatur dem Wärmebedarf an. An Tagen mit geringem Wärmebedarf können die Kesselverluste verringert werden. Die maximale Leistung wird nur bei großer Kälte benötigt. In Deutschland ist dies an nur zwei Tagen im Jahr der Fall. Von den neun Monaten Heizdauer im Jahr werden acht Monate null bis 50 Prozent und nur maximal ein Monat lang mehr als 50 Prozent der installierten Heizleistung benötigt, hat der Bund der Energieverbraucher (BdE) errechnet. Außerdem sind Niedertemperaturkessel besser gedämmt, so dass geringere Verluste durch Abgase und Betriebsbereitschaft entstehen. Unterm Strich werden rund 95 Prozent des verbrannten Öls oder Gases in nutzbare Wärme verwandelt.

Noch effizienter als die Niedertemperaturheizanlagen sind Brennwertkessel, die die Wärme entweichender Abgase noch besser ausnutzen. Die Abgase werden mit einem Wärmetauscher abgekühlt. Das meiste Wasser wird kondensiert. Jeder Tropfen Öl, jede Kleinstmenge Gas werden in nutzbare Wärme verwandelt. So lassen sich nochmals bis zu zehn Prozent des Energieverbrauchs einsparen. Die genaue Energieeinsparung hängt vom Heizwärmebedarf ab. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus bewegt sich die Ersparnis eines Gas-Brennwertkessels gegenüber einem Gas-Niedertemperaturkessel um 200 Kubikmeter Gas im Jahr, was etwa 2000 Kilowattstunden Primärenergie entspricht. Allerdings verbrauchen Brennwertkessel mehr Strom, weil die gekühlten Abgase mit einem Ventilator durch den Schornstein gedrückt werden müssen. Brennwertkessel stellen aber Bedingungen an den Schornstein. Ein Brennwertkessel darf nur mit einem Abgassystem betrieben werden, das nicht empfindlich für Feuchtigkeit ist. Der Schornstein muss mit zugelassenen Rohren aus Kunststoff, Keramik oder Glas ausgekleidet werden, damit das im Schornstein entstehende Kondensat abfließen kann.

Wer einen neuen Ölheizkessel kaufen will, findet auf der Internetseite www.stiftung-warentest.de Orientierungshilfen. Die Stiftung hat 16 Kessel getestet. Ergebnis: Die Kessel erreichten durchweg eine „gute“ Energieausnutzung, alle etwas teuereren Öl-Brennwertgeräte sogar eine „sehr gute“. Bei den Preisen führte im Test als preiswertester Ölkessel „Weishaupt-Thermo Unit S WTU 20 S“ mit 2900 Euro. Teuerster Ölkessel im Test war der „Vaillant VKO premium unit 20“ mit 4700 Euro. Wohlgemerkt: Dies sind Listenpreise, auf die die Händler 10 bis 30 Prozent Rabatt geben. Beim Kauf sollte man möglichst auch auf das Unmweltzeichen „Blauer Engel“ achten, das für hohe Energieeffizienz bürgt.

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