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Die Computervisualisierung zeigt die in Frankfurt am Main auf dem Gelände des AfE-Turms geplanten zwei neuen Hochhaustürme.

© dpa/ABG Frankfurt Holding

Hochhäuser: Der Turmbau zu Frankfurt

Eine Stadt macht ihrem Ruf alle Ehre und baut das höchste Wohngebäude Deutschlands.

Wohntürme wachsen in Frankfurt am Main in den Himmel und verändern das Gesicht der Skyline. Der höchste soll im Europaviertel („Tower 2“) gebaut werden und ist mit 160 Metern nach Einschätzung von Fachleuten zugleich Spitzenreiter in Deutschland. Er überragt das von dem amerikanischen Architekten Frank Gehry am Berliner Alexanderplatz geplante Wohnhochhaus noch um etwa zehn Meter. „Es gibt einen neuen Trend zum Wohnen in Hochhäusern“, stellt Frankfurts Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) fest – vor allem in Deutschlands einziger Stadt mit echter Skyline. Aber nicht nur: In Fellbach bei Stuttgart entsteht derzeit ein 107 Meter hoher Wohnriese.

„Privat finanzierte Wohntürme in deutschen Stadtzentren sind ein neues Phänomen“, sagt die Sprecherin des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Berlin, Cordula Vielhauer. Private Investoren schafften damit luxuriöse Wohnimmobilien. Dies sei eine Folge von Globalisierungstendenzen und einer kommunalen Politik, die sich in den letzten Jahren aus dem innerstädtischen Wohnungsbau zurückgezogen habe.

Planungsdezernent Cunitz ist mit Blick auf die rasant wachsende Bankenstadt und den sehr angespannten Wohnungsmarkt überzeugt, „dass Wohntürme Teil einer Lösung für die Herausforderungen der Zeit sein können“. Dabei ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte zu berücksichtigen.

Alles drin, vom Concierge bis zum Fitnessstudio

„Als Hochhaus-Fan möchte ich, dass sich die Stadtsilhouette auch in Zukunft weiterentwickelt und noch zusätzlicher Wohnraum entsteht.“ Mit den Sozialwohnungsblocks aus den 1960er und 70er Jahren haben die neuen Hochhäuser nichts gemein. „Sie bieten die Möglichkeit, sehr zentral und doch elitär zu wohnen“, sagt Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts von Matthias Horx. Neben luxuriösen Wohnungen beherbergen sie allerlei Serviceleistungen: vom Concierge über Gastronomie und Geschäfte bis zum Fitnessstudio. Oder aber wie beim 61 Meter hohen „Cloud 7“ in Stuttgart auch Hotelzimmer und Business-Wohnungen. Einen etwas anderen Mix bieten Hochhäuser wie das 110 Meter hohe Eurotheum im Frankfurter Bankenviertel: Büros plus möblierte Apartments.

Wohntürme stehen nach den Worten Gatterers für „die Verdichtung des Lebensalltags“. Die Menschen könnten an dem Ort wohnen, an dem sie alles um sich herum haben, was sie für den Alltag brauchen. Dieses Bedürfnis wachse bei einem komplexen Lebensalltag und der in Teilen als lästig empfundenen Mobilität. Wohnriesen seien aber nur in einigen Großstädten an bestimmten Plätzen möglich, ist der Zukunftsforscher überzeugt. 

„Die Menschen wollen ja nicht per se in einem Hochhaus leben, sondern nur, wenn kein Platz ist und sie nicht direkt am Fluss wohnen können.“ Weniger Platz fordert in logischer Konsequenz, dass die Gebäude sich nicht in die Breite, sondern in die Höhe entwickeln.

Frankfurt - die Stadt der Hochhäuser

„Zentrale Lagen sind begehrt und für eine finanzkräftige, internationale Klientel interessant“, sagt Vielhauer vom Bund der Architekten. So auch am internationalen Finanzplatz Frankfurt. Der neue Henninger Turm im Stadtteil Sachsenhausen etwa, der 140 Meter hoch werden soll, wird neben einem 24-Stunden-Hausmeister-Service ein Restaurant mit Aussicht in der Spitze, eine Besucherplattform und allerlei Geschäfte bieten.

In der Bankenstadt sind noch etliche weitere Wohntürme geplant, im Bau oder schon fertig. Die meisten sind zwischen 60 und 100 Metern hoch. „Frankfurt ist die Stadt der Hochhäuser“, betont Cunitz. „Die Skyline ist unser Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu allen anderen deutschen und den meisten europäischen Städten.“ So wird derzeit über die Höhe eines Wohnturms in der City verhandelt.

Der Hochhausrahmenplan sieht dafür 60 Meter vor, der Investor Corpus Sireo will nach Angaben der Stadt aber mehr. Im Europaviertel an der Messe soll ein 66 Meter hoher Turm („Praedium“) bis Ende 2016 entstehen. Knapp 70 Meter misst auch der neue schmucke Wohnturm zwischen Banken- und Bahnhofsviertel – das benachbarte Bürohochhaus („Taunus Turm“) ist etwa 100 Meter höher. Für den Güterplatz schafft die Stadt zudem gerade Baurecht für einen bis zu 90 Meter hohen Wohnturm.

„Wichtig ist nicht nur die Höhe von Gebäuden, sondern auch deren architektonische Gestalt, die städtebauliche Wirkung und die tatsächliche Nutzung“, betont Cunitz. Vielhauer sagt darüber hinaus: „Das Programm solch eines Turms, seine inhaltliche und gestalterische Vernetzung mit dem städtischen Umfeld sowie sein Beitrag zur sozialen Mischung entscheiden, ob solch ein Turm positiv in der Stadt wirkt oder zum Fremdkörper wird.“ (dpa)

Ira Schaible

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