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Immobilien: Luft nach unten: Das Haus am Strand könnte billig werden In Spanien, Griechenland und Portugal

sind Ferienhäuser krisenbedingt günstiger denn je.

In den Ballungsgebieten werden die Kaufimmobilien knapp. Egal ob Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln oder Stuttgart: Die Nachfrage nach bezahlbaren Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern übersteigt das Angebot bei Weitem. Wer sein Geld dennoch partout in Beton investieren möchte, könnte auch Ferienhäuser in kriselnden Mittelmeerländern als Wertanlage ins Auge fassen – die Gelegenheit ist nämlich günstig, indes nicht frei von Risiken.

Mildes Klima, Meerblick und die Aussicht auf einen Lebensabend am Strand, möglicherweise noch steuerlich subventioniert – Ferienhäuser haben einen unbestreitbaren Reiz. Davon zeugt nicht zuletzt die Zahl der deutschen Ferienhausbesitzer. Sie liegt geschätzt bei einer Million. Sie könnten künftig noch mehr werden, denn Inflationsangst, niedrige Zinsen und erdrutschartiger Preisverfall in einigen Mittelmeerregionen locken derzeit viele Interessenten an. So ist laut Immobilienbörse „Immowelt“ die Zahl der Anfragen aus Deutschland nach spanischen Ferienwohnungen zwischen Januar und Oktober 2011 um fast 20 Prozent gestiegen.

„Spanien ist derzeit definitiv ein Käufermarkt“, sagt Peter Schöllhorn, Vorstand der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien (DSA). Angesichts niedriger Preise und großem Verhandlungsspielraum sieht er die Kaufinteressenten derzeit auf der Sonnenseite. Doch rät er auch, die Risiken nicht zu übersehen: So säßen die Banken auf hunderttausenden unverkauften Wohnungen, die mit insgesamt 175 Milliarden die Bilanzen belasten. Inzwischen würden die Banken sogar Werbung für günstige Immobilien machen und sie zu Schleuderpreisen abgeben. „Das hat es früher nie gegeben," so Schöllhorn.

In Spanien stehen rund 700 000 neu gebaute Häuser und Wohnungen zum Verkauf. Die meisten stehen an den Küsten, auf den Kanaren oder den Balearen, wie die spanische Regierung mitteilte.

Die Zahl der unverkauften Neubauwohnungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2006 etwa waren es noch rund 273 000, 2007 bereits 414 000, 2008 dann 614 000. Niedrige Zinsen und die Vergabe von Krediten auch ohne große Sicherheiten hatten zu einem beispiellosen Bauboom geführt. Jahr für Jahr wurden fast 700 000 Häuser und Wohnungen fertiggestellt – so viele wie in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Die Finanzkrise beendete den Boom jäh. Die Regierung schätzt, dass es bis 2014 dauern wird, die neugebauten Häuser und Wohnungen zu verkaufen. Im vergangenen Jahr hatten die Verkäufe nach drei Jahren erstmals wieder leicht angezogen.

Tatsächlich sind die Verkäufe von Gebrauchtimmobilien im Jahr 2011 in fast allen Lagen rückläufig, wie eine Datensammlung des spanischen Bundesamtes für Statistik, INE, zeigt. Verantwortlich dafür ist die Rekordarbeitslosigkeit von 23 Prozent, die die Binnennachfrage drückt, sowie das Ausbleiben ausländischer Interessenten. Schöllhorn sieht daher in Spanien „noch viel Luft nach unten.“ Eine Einschätzung, die auch Santiago Aguirre, Präsident der Beratungsgesellschaft Aguirre Newman, teilt. Er prognostiziert dem spanischen Markt einen weiteren Rückgang um 20 bis 30 Prozent.

Wer allerdings glaubt, jetzt eine Luxusimmobilie auf Mallorca zum Schnäppchenpreis schießen zu können, dürfte enttäuscht werden. Denn Top-Grundstücke lassen sich nun mal nicht beliebig vervielfältigen. „Gute Lagen bleiben gute Lagen, daran ändert sich nichts“, so Ulrike Eschenbecher von der Maklerkette Porta Mondial. Hinzu kommt, dass hochpreisige Immobilien selten fremdfinanziert sind und der Druck, verkaufen zu müssen, daher fehlt.

Ähnlich wie in Spanien, lockt auch der portugiesische Markt derzeit mit günstigen Angeboten. „Die Preise sind in den vergangenen Jahren stetig gefallen und befinden sich derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau,“ konstatiert Frank Lipinski von Engel und Völkers in Qunito do Lago. Vor allem im Hinterland seien die Preise stark verhandelbar. „Ist man nicht auf ein spezielles Haus fokussiert, kann man sehr gute Deals machen mit hohen Abschlägen.“

Lipinski sieht bei der Nachfrage inzwischen sogar einen leichten Aufwärtstrend, erste Investoren kämen wieder an die Algarve. Vor allem Deutsche fänden nach Jahren der Zurückhaltung wieder auf den Markt zurück.

Eine leichte Entspannung sieht auch Georg Petras von Engel und Völkers auf Rhodos. Seit Dezember gingen die Anfragen wieder leicht nach oben, was Petras auch darauf zurückführt, dass gute Immobilien in Deutschland praktisch ausverkauft seien. „Davon profitiert derzeit der Zweitwohnsitzmarkt hier bei uns.“

Aus Sicht des Immobilienverbands Deutschland warten die meisten deutschen Interessenten aber noch ab. „Die Anleger wollen nicht in das fallende Messer greifen“, sagte Verbandsvize Jürgen Michael Schick. Meistens seien es Privatleute, die Ferienhäuser und -wohnungen kauften – und die seien generell vorsichtig. Mancher spekuliere drauf, dass die Preise weiter fallen. (mit AFP und dpa)

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