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© Jens Schierenbeck

Immobilien: Material genau auswählen – dann wird es billiger

Wer ein Haus bauen will, sollte möglichst früh wissen, wie es am Ende aussehen soll. Das scheint selbstverständlich, ist aber längst nicht immer der Fall.

Wer ein Haus bauen will, sollte möglichst früh wissen, wie es am Ende aussehen soll. Das scheint selbstverständlich, ist aber längst nicht immer der Fall. Nur so lässt sich erklären, warum viele Bauherren bei der Bemusterung auf einmal zwischen 2500 und 7500 Euro mehr bezahlen müssen, als eigentlich im Bauvertrag vorgesehen war. Das zeigt jedenfalls eine Umfrage des Bauherren-Schutzbundes in Berlin. Doch was ist die „Bemusterung“ überhaupt und warum kann nur schwer kalkuliert werden, was sie kostet? „Alle Materialien, die in der Baubeschreibung nur oberflächlich definiert sind, werden bemustert“, sagt Reimund Stewen vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin. Steht also in der Baubeschreibung: „Dieser Bereich wird gefliest“, so wird bei der Bemusterung festgelegt, welche Fliesen genau für diesen Bereich verwendet werden.

Dieser Prozess geht weit über die Wahl der Fliesen hinaus. Von der Fassadengestaltung bis zu den Dachziegeln, von der Heizung über Sanitärobjekte bis hin zu Bodenbelägen: All das wird dem Bauherrn in speziellen Bemusterungszentren vorgeführt und er kann wählen. Frei? Nun ja, solange er den Standard einhält schon. Ansonsten kann mit der italienischen Designer-Fliese das vorgesehene Budget recht schnell überschritten werden. „Generell sollte man sich bei Bemusterungen nicht all die tollen Möglichkeiten vorführen lassen, die es gibt“, sagt Bauexperte Reimund Stewen vom VPB. „Viel mehr sollte der Bauherr sich den Standard zeigen lassen. Die Fliese zu dem Preis also, der auch schon in der Baubeschreibung angegeben wurde.“

Mehrkosten von 7500 Euro nach einer Bemusterung sind für Rainer Huhle vom Bauherren-Schutzbund unverständlich. „Wenn der Bauherr mitarbeitet und schon früh konkret formuliert, was er will, kann so etwas eigentlich nicht passieren.“ Im Klartext heißt das: Schon im Bauvertrag muss all das festgeschrieben werden, was viel Geld kostet oder planerische Konsequenzen hat. „Wenn der Rohbau bereits steht, kann ich keine Fußbodenheizung mehr verlangen. Das muss künftigen Hauseigentümern klar sein.“ Alles, was ungeklärt und offen bleibt, birgt Vertragsrisiken und eventuelle finanzielle Überraschungen.

Wichtig seien daher konkrete Leistungsbeschreibungen als Bestandteil des Bauvertrags. Bereits vor Vertragsabschluss sollte überprüft werden, ob die angebotenen Materialien und Ausstattungsstandards akzeptiert werden können oder nicht. „Im Zweifelsfall kann man sich da auch in einem Fachhandel erkundigen. Der Bauherr hat eine gewisse Mitwirkungspflicht und muss sich schon eine ganze Zeit lang vor der Bemusterung Gedanken über die konkrete Ausstattung machen.“ Um Missverständnisse komplett auszuräumen, rät Helga Bächle von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg das Bauangebot von einer unabhängigen Stelle prüfen zu lassen. „Es sollte genau geschaut werden: Was beinhaltet der Vertrag und was nicht? Oft ist nur eine Grundausstattung definiert.“ Und das könne zu einer Menge Extrakosten führen.

„Oft sind die Verträge für den Bauherrn undurchsichtig“, sagt die Bauberaterin. Der künftige Eigentümer sollte sich deshalb genau erklären lassen, was im Baupreis enthalten ist. Bei Fertighäusern sei auch die Besichtigung eines Musterhauses unverzichtbar. „Bei der Besichtigung sollte unbedingt geklärt werden, welche Materialien zur Grundausstattung gehören und wofür Mehrkosten entstehen können.“ Auf den Tag der Bemusterung gilt es sich gut vorzubereiten. „Eine Auflistung aller Wünsche und aller Themen, die es noch mit dem Bauberater zu bereden gilt, kann ungemein helfen“, sagt Rainer Huhle. Seiner Ansicht nach ist die Hälfte aller Baukostenüberschreitungen von den Bauherren verschuldet. „Die wussten dann einfach nicht, was sie wollten. Jedes Mal mit einer neuen Idee auf den Bau kommen, kann teuer werden.“ Franziska Fiedler (dpa)

Franziska Fiedler (dpa)

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