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Immobilien: Mit Sinnlichkeit und Schlichtheit

Drei international bekannte Landschaftsarchitekten erzählen, wie ihr Traumgarten aussehen soll

Von Anja Daume

Gartengestaltung ist immer auch Ausdruck der ganz persönlichen Vorlieben, Prägungen und Erfahrungen der Landschaftsarchitekten. Für die einen muss ein Garten vor allem unglaublich sinnlich sein, andere bevorzugen die geradlinige, naturverbundene Variante und wieder andere legen ihr Hauptaugenmerk hauptsächlich auf die äußeren Formen. Aber wie sieht er aus, der ideale Garten, das persönliche Paradies, das alle Aspekte sowohl der eigenen Neigungen als auch der professionellen Ansprüche befriedigt? Trotz unterschiedlicher Vorlieben und planerischer Prioritäten haben die international bekannten britischen Landschaftsarchitekten Christopher Bradley-Hole und Lady Xa Tollemache zusammen mit der deutschen Planerin Herenia Wesche das Paradies auf einen gemeinsamen Nenner gebracht.

Als Planerin von Gärten in England, Frankreich und den USA sowie Besitzerin eines historischen Gartens im englischen Suffolk hat Xa Tollemache ein klares Verhältnis zur idealen Außenanlage: Mein Garten ist nie perfekt. Ich könnte immer etwas noch besser machen - sei es durch veränderte Pflanzungen oder ganz neue, Struktur gebende Elemente. Das Ideale oder die Perfektion hängt immer höher." In den Entwürfen der Engländerin steht die optische Verbindung von Haus, Garten und umgebender Landschaft ganz oben auf der Prioritätenliste.

Landsmann Christopher Bradley-Hole setzt ähnliche Planungsschwerpunkte. Neben der Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten legt der diplomierte Architekt und studierte Gartenexperte Wert auf den gezielten Einsatz der Dreieinigkeit von Pflanzen, Formen und Materialien, „um vor allem die Bewegung und das wundervolle Spiel von Licht und Schatten auszudrücken". Und schwärmend fasst er als bekannter Vertreter der minimalistischen Gartenkunst zusammen: „Mit dem richtigen Gartenraum am richtigen Ort sowie dem angemessenen und ausdrucksvollen Einsatz von Material und Pflanzen steht der einzigartigen und kreativen Atmosphäre meines Lieblingsgartens eigentlich nichts mehr im Weg."

Drei Pflanzenarten bilden die Grundlage der idealen Bradley-Hole-Gartenausstattung: Gräser - weil sie die Wildheit, den Geist der Landschaft und die Bewegung des Windes widerspiegeln; kleinblumige Stauden - weil sie in Verbindung mit Gräsern Struktur geben und trotzdem natürlich wirken; geschnittene Carpinus- oder Fagus-Hecken sowie Buxbaum-Kugeln - weil sie die verschiedenen Gartenräume definieren und durch den Schnitt für den menschlichen Einfluss zwischen den wild wachsenden Pflanzen stehen.

Wo der englische Gartendesigner und Buchautor Wert auf Ästhetik, Formen und Proportionen legt, betont die Fuldaer Landschaftsarchitektin Herenia Wesche die heilenden und Kraft spendenden Eigenschaften eines Gartens. „Gartenräume sollten unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden. Darauf würde ich auch in meinem persönlichen Garten Wert legen. Jeder Mensch hat Zeiten, in denen er sich nach Ruhe sehnt, und andere, in denen er sich Vielfalt, Lebendigkeit und üppige Natur herbeiwünscht. Eine darauf abgestimmte Pflanzenzusammenstellung kann diesen Stimmungen gerecht werden, und verschiedene Gartenteile würde ich so differenziert gestalten, dass ich mich, entsprechend meiner seelischen Verfassung, gerne darin aufhielte", erläutert die Planerin ihr Konzept. Kraft, Freude und Stille werden von ihr als Grundbedürfnisse definiert, die je nach Menschentyp unterschiedlich umgesetzt werden sollten. „Wer Gartenarbeit als Ausgleich für Büroarbeit braucht, sollte in seinem Garten Nutzflächen und Gestaltungsräume zur körperlichen Arbeit im Freien haben. Wer seinen Garten lieber zum Ausruhen nutzen möchte, sollte Wert auf Flächen mit geringem Pflegeaufwand legen." Das Raumkonzept der englischen Gärten wird von ihr aufgegriffen und ergänzt mit „typischen lustig, traurig oder kraftvoll wirkenden Pflanzen und Materialien, die mir beziehungsweise dem Gartenbesitzer als Individuum Energie geben".

Xa Tollemache befürwortet den Ansatz der Fuldaer Landschaftsarchitektin und geht in der detaillierten Ausführung ihres eigenen Konzeptes ähnliche Wege: „Einfachheit ist die wichtigste Zutat für mein persönliches grünes Paradies. Ein Garten darf nie überfüllt wirken, und, egal wie groß er ist, ein Garten sollte immer eine geschnittene Rasenfläche haben, die eine Ahnung von Ruhe und Rast hervorruft", betont die mehrfache Gewinnerin der Chelsea Flower Show. „Ich mag formelle Strukturen mit einer zwanglosen Bepflanzung. Wir leben in einer zunehmend hektischen Welt, und der Garten sollte Vergnügen und Ruhe schenken." Dazu gehören Ecken mit stimulierenden üppigen Blütentrauben und, als Entspannung, Plätze mit ruhiger Bepflanzung. Südliche Ausblicke.

„Die Gartenräume sollten schon vor der Bepflanzung ansprechend sein", erläutert Bradley-Hole die Eckpfeiler seiner Planung. „Mein perfekter Garten würde zu einem modernistischen Haus gehören. Wie der Deutsche Pavillon in Barcelona von Mies van der Rohe. Und er böte südliche Ausblicke auf eine charaktervolle natürliche Landschaft. Dazu würde ich dann die Einrichtung und Gestaltung des Hauses im Garten fortführen und vor allem mehrere Nischen für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten schaffen." Unabhängig von persönlichen Vorlieben kristallisiert sich so ein gemeinsamer Nenner der unterschiedlichen Planungsansätze heraus, den Herenia Wesche schließlich auf den Punkt bringt: „Der Garten bietet uns letztendlich immer einen Rückzugsort vom Alltagsleben und schenkt uns unzählige Möglichkeiten zur Entspannung, Erfrischung und Stille. Er ist ein wunderbarer Ort zur Selbstentfaltung."

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