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Die Europacity nördlich des Hauptbahnhofs soll ein Quartier mit insgesamt rund 500 Wohneinheiten werden.

© Visualisierung: Promo

Neubauprojekte: Wo Kosmopoliten ihre Mitte finden

Der Bundeshauptstadt ganz nah: Hauptbahnhof, Parlament, Friedrichstraße – wer urbanes Leben sucht, findet keinen besseren Bezirk.

Einstmals befand sich an der Heidestraße am Rande von Moabit ein trister Containerbahnhof. Gegenüber vor dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal wurden in abgewrackten Hallen Speditionsgüter gelagert und an den Rampen verladen. Aber das ist Geschichte. Wer heute die ehemalige Umgehungsstraße entlangfährt, sieht sich von Baustellen umringt. Zu allen Seiten hin wird das Terrain verändert. Ein neues Stadtquartier wächst heran.

Aus der öden Mauerrandlage wird ein schmuckes Stück moderne City. Das zeigt sich schon in den Bezeichnungen der ambitionierten Neubauprojekte. Auf vier Baufeldern entsteht jetzt an der Heidestraße das Stadthafenquartier Europacity Berlin. Zunächst sind 204 Wohnungen in vier Häusern geplant. Das Vorhaben ist ein Gemeinschaftsprojekt der CA Immo Deutschland und der Hamburg Team Gesellschaft für Projektentwicklung.

Die Europacity soll ein Quartier mit insgesamt rund 500 Wohneinheiten werden. Büros, Geschäfte und eine Kindertagesstätte sind ebenfalls vorgesehen. Vertraglich abgesichert wurden 42 Wohnungen mit einer preisgedämpften Miete. Weil es sich um ein Gebiet von „außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung“ handelt, steuert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt das Planungsverfahren.

Eine 200 Jahre alte Linde soll erhalten werden

Nur einige Meter entfernt am Humboldthafen jenseits der Invalidenstraße bauen Hamburger Investoren zwei Wohn- und Geschäftshäuser mit etwa 190 Wohneinheiten. Für Neuberliner mit gehobenen Ansprüchen eine perfekte Adresse: Hauptbahnhof und Friedrichstraße, Regierung und Parlament, alles gleich um die Ecke. Die Wohnungen haben auch noch den Charme, dass sie freie Sicht aufs Wasser gewähren.

Für Urbanität sorgen Geschäfte und Cafés mit Blick von der Uferkante nach Westen. Die Wege zwischen den Gebäuden sind frei zugänglich. Das Flanieren am Wasser bietet sich an. Auf dem Areal steht noch eine 200 Jahre alte Linde, die erhalten werden soll.

Fleißig gebaut wird auch in der Gabriele-Tergit-Promenade am Potsdamer Platz. In drei Türmen mit bis zu 14 Stockwerken entsteht Raum für 165 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern, 38 Boarding Apartments und neun Ladengeschäften.

High Park: Blick vom Landwehrkanal Richtung Potsdamer Platz mit dem Kollhoff-Turm im Hintergrund. Ganz rechts ist die demnächst überbaute U-Bahn Station Mendelssohn Bartholdy-Park zu erkennen.
High Park: Blick vom Landwehrkanal Richtung Potsdamer Platz mit dem Kollhoff-Turm im Hintergrund. Ganz rechts ist die demnächst überbaute U-Bahn Station Mendelssohn Bartholdy-Park zu erkennen.

© gsp Städtebau

„High Park“ heißt das ungewöhnliche Hochhaus, mit dem die U-Bahnlinie 2 am Mendelssohn-Bartholdy-Park überbaut wird. Bei dem Projekt der Berliner Gesellschaft gsp Städtebau scheint alles zu stimmen. Schon vor dem Vertriebsbeginn im August 2015 waren zwanzig Prozent der Wohnungen verkauft, teilte das Unternehmen mit.

Am Gesundbrunnen baut die Gesobau drei Mehrfamilienhäuser

In den unteren Geschossen befinden sich die Apartments mit viel Service für geschäftliche Berlin-Besucher, die kürzer oder auch länger in der Stadt bleiben. Ab Etage vier beginnt das reguläre Wohnen. Für die Architektur zeichnet das Büro Hilmer & Sattler verantwortlich. Der Projektentwickler gsp Städtebau hat sich in Berlin unter anderem mit dem Neuen Kranzler Eck und dem Domaquarée einen Namen gemacht.

Auch die städtischen Gesellschaften beteiligen sich an der Neubauoffensive. Am Gesundbrunnen zwischen Bornemannstraße und Uferstraße baut die Gesobau drei Mehrfamilienhäuser mit 180 Mietwohnungen. In den vier- bis siebengeschossigen Gebäuden stehen 1,5-Zimmer- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen mit Flächen von 36 bis 118 Quadratmetern zur Verfügung.

Die Gesobau schafft zudem auf einer Freifläche von 3500 Quadratmetern Raum zum Spielen und Sitzbänke zum Verweilen. In der Tiefgarage für die Bewohner gibt es Platz für 65 Autos. Die Zahl der bereit gehaltenen Fahrradstellplätze ist etwa dreimal so groß. Ab Frühjahr 2017 sollen die „Uferhöfe“ bezugsfertig sein.

Nach langen Diskussionen wird jetzt auch am Mauerpark gebaut

Borsig's Eisengießerei und Lokomotivenbauanstalt: So sah es einst aus am Oranienburger Tor, heute der Bereich Friedrichstraße, Chausseestraße, Torstraße und Hannoversche Straße.
Borsig's Eisengießerei und Lokomotivenbauanstalt: So sah es einst aus am Oranienburger Tor, heute der Bereich Friedrichstraße, Chausseestraße, Torstraße und Hannoversche Straße.

© IMAGO

Gerade in den Innenstadtbereichen stoßen Neubauvorhaben oft auf viel Kritik. Ein Beispiel dafür ist das Projekt der Groth Gruppe am früheren Grenzstreifen zwischen Prenzlauer Berg und Wedding. Nach langen Diskussionen werden dort an der Swinemünder Straße am Rande des stark frequentierten Mauerparks jetzt 120 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern gebaut.

An der Chausseestraße 38 bis 42a hat die CG-Gruppe in Kooperation mit Kondor Wessels Anfang Januar 2015 das Projekt Feuerlandhöfe gestartet. 395 Wohneinheiten mitsamt einiger Läden und Gewerbeflächen entstehen, Gesamtkosten rund 108 Millionen Euro. Nach der Fertigstellung Ende 2016 wird ein institutioneller Anleger das Objekt übernehmen.

Mit dem Namen erinnern die Investoren an die Geschichte des Quartiers. Die einstige königliche Eisengießerei und die Borsig Lokomotivenfabrik hatten mit ihren Schmiedefeuern und den qualmenden Schloten die Gegend zum „Feuerland“ gemacht.

Investoren rechnen mit weiterem Zuzug von Gutverdienern

In unmittelbarer Nachbarschaft gleich gegenüber von der künftigen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes gibt es in der Chausseestraße 37 noch ein Großprojekt. Die Gesellschaft formart baut dort 271 Eigentumswohnungen in einer „Mischung aus hochkompakten Studios ab zirka 34 Quadratmetern, einem Spektrum effizienter Apartmentlösungen, bis hin zu Penthousewohnungen mit zirka 150 Quadratmetern oder auch Maisonette-Konzepten“, heißt es in einer Mitteilung. Das Projekt „The Mile!“ soll Ende 2016 fertig sein. Der Preis für eine 75 Quadratmeter große Wohnung liegt bei rund 350.000 Euro. Der Vertrieb hat längst begonnen.

Kompakte Studios und Penthouses mit 150 Quadratmetern: The Mile ist eins der exklusiven Neubauprojekte in Mitte.
Kompakte Studios und Penthouses mit 150 Quadratmetern: The Mile ist eins der exklusiven Neubauprojekte in Mitte.

© Visualisierung: Zabel Property Group

Auf die starke Nachfrage nach Eigentumswohnungen hat auch die Pandion-Gruppe mit Hauptsitz in Köln reagiert. Sie nannte ihr Projekt weltstädtisch korrekt gleich „Cosmopolitan“. Für 96 Millionen Euro baut Pandion auf einem 6150 Quadratmeter großen Grundstück in der Beuthstraße, Ecke Kommandantenstraße, 250 Wohnungen und auch noch einige Gewerbeeinheiten. Ende 2017 soll der Komplex, entworfen von Léon Wohlhage Wernik sowie Höhne Architekten aus Berlin fertig sein.

Selbstredend rechnen alle Investoren damit, dass der seit einigen Jahren sprunghaft angewachsene Zuzug von Gutverdienern in die Hauptstadt anhält. Berlins Mitte ist dafür gut gewappnet.

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