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Immobilien: Niemals allein zur Wohnungsbesichtigung

Ein Begleiter bietet Schutz gegen mögliche Belästigung und kann im Streitfall mündliche Absprachen bezeugenVON ALEXANDER PAJEVIC Nichts da.Die Druckerei ist schließlich kein Kiosk.

Ein Begleiter bietet Schutz gegen mögliche Belästigung und kann im Streitfall mündliche Absprachen bezeugenVON ALEXANDER PAJEVIC Nichts da.Die Druckerei ist schließlich kein Kiosk.Deshalb muß sich der Herr, der schon fünf nach sechs am Samstagabend beim Tagespiegel in der Potsdamer Straße nach einer Zeitung fragt, noch eine halbe Stunde gedulden.Erst nach 18.30 Uhr ziehen die ersten Handverkäufer mit der druckfrischen Sonntagsausgabe los. Die Devise heißt: Wer zuerst kommt, wohnt zuerst.Wer in einer Kleinanzeige eine geeignete Wohnung entdeckt, muß sich beeilen.Johannes Kutsche kennt sich da gut aus.Der 52Jährige ist seit sieben Jahren Handverkäufer.In den vergangenen Wochen hat sich die Zahl der Zeitungen verdoppelt, die er am Sonnabend abend verkauft.Auslöser des Booms sind die Mietangebote in der Sonntagsausgabe.Inzwischen wird Kutsche häufig von Käufern auf Wohnungen angesprochen.Einmal wandte sich ein frisch zugezogenes Pärchen an ihn.Sein Rat: "Ziehen Sie nachSchöneberg, da sind viele Studenten." Sie befolgten den Rat und bekameneine Wohnung.Einem jungen Mann aus Hannover suchte Kutsche gleich die passenden Angebote raus. Gelegentlich fragen seine vermietenden Stammkunden, ob er denn nicht unter den Zeitungskäufern die Richtigen für diese oder jeneWohnung wüßte.Kutsche pickt sich dann ein paar Kandidaten raus und lenktihr Augenmerk dezent auf die richtige Annonce."Mir macht das Spaß,sonst würden nicht soviel Kunden zu mir kommen", sagt er.30, vielleicht40 Mietverhältnisse, schätzt er, sind auf seine Vermittlung bisher zustandegekommen.Tip für die Wohnungssuche per Zeitung: Bei interessanten Angeboten von Privat ruhig schon am Sonnabend anrufen.Zudem sollte man sich dem Milieu der Wohnung anzupassen: "In Kreuzberg sagt man Hallo am Telefon, inCharlottenburg Guten Tag." Klar, daß ein fröhlicher Anrufer bessereChancen hat als jemand, der sich von vornherein keine Chance ausmalt undam Telefon depressiv wirkt. Wer eine schriftlichen Bewerbung verfaßt, solltesich aus der Menge herausheben."Auf keinen Fall schreiben: Ich interessieremich für die Wohnung, bitte teilen Sie mir Einzelheiten mit.Das kann manvergessen", sagt Hartmann Vetter, Hauptgeschäftsführer des BerlinerMietervereins.Die Bewerbung müsse dem Vermieter klarmachen, daß hierder lang ersehnte Idealmieter sei, der problemlose, handwerklich begabte,angepaßte Mitbürger.Wenn es über eine Anzeige zu einem Besichtigungstermin kommen sollte, rät Vetter, auf alle Fälle in Begleitung zu gehen.Nicht nur, um vor Belästigung geschützt zu sein, sondern auch, um Zeugen für mündliche Absprachen und für den Zustand der Wohnung zu haben.Wichtig sei es, sich vor betrügerischen Wohnungsanzeigen zu hüten, die in Boulevardblättern mit spektakulären Angeboten lockten.Werde man dazu aufgefordert, zunächst eine Bearbeitungsgebühr zu zahlen, sollte man die Finger davon lassen. Wohnungsbauunternehmen verschicken auf Anfragen meist erst einen Bewerbungsbogen.Ludwig Burkardt, Vorstandsmitglied des Verbands Berlin Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), empfiehlt, am nächsten Werktag bei den betreffenden Unternehmen anzurufen.Direkt hinzugehen sei nicht sinnvoll, da das zuviel Zeit in Anspruch nehme."Da bekommen Sie auch nur ein Bewerbungsformular in die Hand gedrückt." Burkardt rät: "Wenn die Wohnung schon vergeben sein sollte, sich nach weiteren verfügbaren Wohnungen erkundigen." Dabei sollte man genaue Angaben über Größe, Lage und Höchstmiete machen."Einerseits sollte man präzise sein, anderseits auch offen genug".Sonst werden eine Reihe Wohnungen, die in Betracht kommen, gar nicht angeboten.Zum Schluß die gute Nachricht: "Die Situation ist günstig für dieWohnungssuche." SO KANN ES KLAPPEN.Mit einer Anzeige in der Zeitungerreicht der Wohnungsuchende aber ein größeres Publikum.

ALEXANDER PAJEVIC

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