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Immobilien: Planen mit dem Puppenhaus

Immer noch kein Baubeginn an der Möckernstraße. Doch nun werden die Details festgelegt.

Wieder: Kreuzberg, Möckernstraße, die Baulücke. Hier will unsere Baugruppe ihr Mehrfamilienhaus bauen. Die Gruppe ist inzwischen vollzählig – und ihre Mitglieder sind ungeduldig. Sie haben beschlossen: Am 1. August ist Baubeginn! Jetzt haben sie es eilig.

In diesen Wochen überlegen sich die Bauherren die Individualplanung: Wie wollen sie in ihren Wohnungen die Räume aufteilen? Und wie die Küchen und Bäder ausstatten? Das ist aus zwei Gründen so früh dran: Erstens, weil der Architekt die Wünsche in Pläne einzeichnen und die der Bauaufsicht vorlegen muss. Zweitens soll natürlich vor der Werkplanung und den Ausschreibungen feststehen, wo Wände und Wasseranschlüsse, Dunstabzugshaube und dergleichen hin sollen – sonst können die Handwerker keine Kostenvoranschläge machen.

Die Bauherren waren fleißig: „Die Individualplanung läuft, 60, 70 Prozent sind abgeschlossen“, sagt Architekt Alois Albert, „jetzt geht es um die Geometrie der Wohnung: Wo liegt nachher der Schwerpunkt? Was ist am wichtigsten?“ Der Architekt hat vier Wohnungstypen vorbereitet: Im Erdgeschoss mit Garten – da liegt der Schwerpunkt natürlich auf dem Hof. Zweitens „normale“ Geschosswohnungen mit Balkonen und je vier Zimmern, die kleinste Familieneinheit. Dazu zwei Maisonettewohnungen, in denen sich oben ein großer Wohnraum befindet, und Schlafzimmer sowie Bad unten liegen. Der letzte Typ ist die Dachmaisonette. Ihre Aufteilung entspricht derjenigen der anderen Maisonetten, sie hat aber einen größeren Austritt vor den Wohnräumen und einen echten Dachgarten. Bei diesen Wohnungen ist die Dachterrasse das zentrale Thema.

So war’s gedacht, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. „Die Geschosswohnungen zum Beispiel waren für Familien mit zwei Kindern geplant, jetzt haben wir Singles und Paare“, seufzt der Architekt, aus Vier- werden nun Dreizimmerwohnungen, „die nutzen das in Prinzip als Appartement.“ Und nun muss er seine Bauherren auch noch beim Umsturz aller Pläne beraten! Man hat’s nicht leicht.

Wie planen eigentlich Kerstin Bark und Edgar Endrukaitis ihre Wohnung? Wir haben sie schon kennengelernt: Sie sind Umweltexperten und arbeiten auch in der Entwicklungshilfe. Sie wollen in eine der Dachmaisonetten ziehen. „Wir haben die Raumaufteilung gegenüber der Standardplanung etwas verändert“, sagt Edgar Endrukaitis. Wohnzimmer und Küche bleiben oben, wie geplant. Aber unten braucht das Paar keine Kinderzimmer. Stattdessen gibt’s ein Gästezimmer, außerdem ist ein Arbeitszimmer nötig. Dazu wird jede Etage einen eigenen Zugang erhalten, sagt er, denn „wenn man alt ist oder mal das Bein gebrochen hat, dann spart man die Treppe: Man will mit dem Projekt alt werden, darum gestaltet man es halt dem Alter entsprechend.“ Eine junge Familie würde anders planen, hätte vielleicht auch noch nicht die entsprechenden finanziellen Mittel – aber wer 30 ist, muss sich auch noch nicht ums Treppensteigen sorgen.

Nach der Raumaufteilung sind die Einrichtung von Küche und Bad dran. „Wir haben das geändert, individualisiert“, sagt Endrukaitis, „und wir haben uns mit Herrn Albert gut beraten gefühlt.“ Dabei ging’s nicht nur um tolle Möglichkeiten, sondern auch um praktische Details: Die Dunstabzugshaube etwa darf sich nicht über dem Kaminschacht befinden – sonst würde sie über den Schacht Sauerstoff aus der Wohnung holen.

Für die Küche hat sich das Paar Angebote machen lassen. „Wir haben uns noch nicht entschieden. Aber ungefähr 20000 Euro muss man ausgeben.“ Man könnte aber auch ohne Weiteres 120.000 Euro rechnen, wer will, kann dabei verarmen. Das Bad, genauer: die Bäder, haben er und seine Partnerin noch nicht fertig geplant. Sicher ist: Es gibt drei separate Nasszellen. Oben ein Gäste-WC mit Waschbecken, unten beim Gästezimmer ein kleineres Gästebad mit Waschbecken, Dusche und WC, und ein größeres Bad, das ans Schlafzimmer gekoppelt sein wird. In dieses werden zwei Waschbecken eingebaut, „dann kann Kerstin sich schminken, während ich mich rasiere.“ Die Armaturen sind noch nicht entschieden, ist auch noch nicht wichtig – erstmal muss bloß klar sein, wie viele Bäder eingebaut werden, wie dick und wie lang die Leitungen und Rohre werden und in welcher Höhe sie verlegt werden sollen. Darum dürfen Bark, Endrukaitis und ihre Mit-Bauherren noch eine ganze Weile nach Herzenslust mit ihrem Styropor-Modell probieren, wie sie ihre Wohnung haben wollen. Fast wie ein Puppenhaus für Große.

Ulrike Heitmüller

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