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Steigende Strompreise. Nach Vergleichen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen fielen auch beim Strom die Steigerungen mit rund 4,5 Prozent (Brandenburg) bzw. 6,5 Prozent (Berlin) stärker aus als die Preisentwicklung (plus 2,4 %) . Foto: dpa

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Immobilien: Private Haushalte kommen unter Druck

Hohe Benzinkosten sind nur ein Teil des Problems – Heizöl, Gas und Strom werden auch immer teurer.

Und wieder ein Preisrekord an der Zapfsäule. Bei den Autofahrern mischen sich Wut und Resignation, weil sie sich den steigenden Preisen ausgeliefert fühlen. Bedrohlich wirkt ein Blick auf die langfristige Entwicklung: Seit dem Jahr 2002 hat sich der Liter Superbenzin von 1,05 Euro auf aktuell auf rund 1,70 Euro je Liter verteuert. Damals kostete ein Barrel (159 Liter) der Rohölsorte Brent nicht einmal 30 Dollar, heute sind es in der Spitze mehr als 115 Dollar. Nicht nur Benzin und Diesel sind teurer geworden, sondern ebenso alle anderen Ölprodukte wie Heizöl, Kerosin und Motoröle. Das landet ebenso als Kostenposition auf der Haushaltsrechnung des Verbrauchers.

Beispiel Heizöl: Die Verbraucher müssen sich in diesem Jahr auf einen Durchschnittspreis von ungefähr 90 Euro für 100 Liter einstellen, nach den Daten bis Ende August. Damit ist 2012 das teuerste Heizöljahr aller Zeiten. Vor zehn Jahren war der Preis noch nicht einmal halb so hoch und lag bei 35 bis 40 Euro. Das macht sich für Mieter bei den Nebenkosten und für Eigenheimbesitzer bei der Ölrechnung bemerkbar.

Die Preissteigerungen der vergangenen beiden Jahre können einen Haushalt mit 200 bis 300 Euro jährlich belasten, wobei das individuell stark schwankt. Der Trend ist jedoch überall gleich. „Die überproportional gestiegenen Strom- und Heizungskosten machen die Wohnkosten für viele Haushalte zu einem Problem“, sagt Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes.

Fernwärme kostete laut einer Erhebung des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. (BBU) 2012 im Land Brandenburg rund acht, in Berlin circa sieben Prozent mehr als im Vorjahresvergleich, beim Gas lagen die Werte sogar um neun bzw. zehn Prozent höher – wobei in Berlin der Preissprung erst im Februar vollzogen wurde.

Denn nicht nur Öl und Gas werden teurer, sondern ebenso der Strom. Lag die Monatsrechnung für einen Dreipersonenhaushalt vor zehn Jahren noch bei 47 Euro, so sind es mittlerweile mehr als 75 Euro, mit weiter steigender Tendenz. Anders als bei Öl und Gas sind hier nicht vorwiegend der Weltmarkt und die Entwicklung des Euro-Kurses die Preistreiber, sondern hausgemachte Einflüsse. Die Stromkunden in Deutschland müssen immer mehr zahlen für die Energiewende, für Windkraftwerke, Solarparks und Biogasanlagen. Im nächsten Jahr kommen durch steigende Vergütungen nach dem EEG-Gesetz eventuell noch einmal neun Prozent oben drauf, das wären 94 Euro für einen Vierpersonenhaushalt. Die Verbraucher müssen den Ausbau der Stromnetze und die Umstellung der Energieerzeugung bezahlen.

In der Hauptstadtregion fielen die Steigerungen beim Strom im Vergleich 2012/2011 mit rund 4,5 Prozent (Land Brandenburg) bzw. 6,5 Prozent (Berlin) deutlich stärker aus als die allgemeine Preisentwicklung (plus 2,4 Prozent).

Es mehren sich also die Anzeichen, dass die hohen Energiekosten für schmale Haushaltsbudgets nicht mehr tragbar sind. Die seit Jahren fast stagnierenden Realeinkommen verschärfen die Not. Zwischen 2002 und 2010 hat sich der Anteil der Energieausgaben an den Gesamtausgaben der Haushalte von 6,5 auf 7,5 Prozent erhöht. Neuere Daten liegen noch nicht vor, aber die Entwicklung hat sich seitdem beschleunigt. Sozial- und Verbraucherverbände klagen, dass 600 000 bis 80 000 Haushalte in Deutschland ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Schon 2009 gaben die Deutschen ungefähr 100 Milliarden Euro für Energie aus, rund 2500 Euro je Haushalt. Mit den gestiegenen Öl-, Gas- und Strompreisen hat sich dieser Betrag weiter erhöht.

Das soziale Problem hinter steigenden Energiepreisen hat auch die Berliner Politik erkannt. Ob sie Abhilfe schaffen kann, ist offen. „Die Energiewende gelingt nur, wenn Strom auf Dauer bezahlbar bleibt“, sagte vor kurzem Umweltminister Peter Altmaier (CDU). Konkret im Sinn hatte er erst mal nur eine kostenlose Energieberatung (siehe nebenstehenden Beitrag).

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will ran an das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), andere wollen es gleich ganz abschaffen. Verlassen sollte sich der Verbraucher nicht auf Hilfe aus Berlin: Seit Jahren schon verspricht die Politik Maßnahmen gegen die steigenden Benzinpreise, obgleich sie gegen den Weltmarkt wenig bewirken kann. Bis auf Ankündigungen ist nicht viel passiert.

Noch seien die Auswirkungen der starken Steigerungen der Energiekosten auf die Mieterinnen und Mieter bei den BBU-Mitgliedsunternehmen vergleichsweise moderat, sagte BBU-Vorstand Maren Kern anlässlich der Vorstellung der BBU-Preisdatenbank 2012 am Donnerstag in Potsdam.  Sie nehme die Energiepreisentwicklung mit Sorge zur Kenntnis. „Die Preise gehen deutlich nach oben.“ Im Bereich der Fernwärme sei überdies kein Verbraucherwechsel möglich. Hinzu komme, dass Berlin mit der Grundsteuer im bundesweiten Vergleich ohnehin „den Vogel abschießt“. So sei es auch beim Thema Wasser, sagte Kern: „Berlin liegt bundesweit unangefochten bei Städten über 500 000 Einwohnern auf dem ersten Platz.“ (dpa/Tsp)

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