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Schloss Plaue sollte "zu neuem Leben erweckt" werden, aber dem Eigentümer fehlt offenbar das nötige Budget.

© wikipedia

Schlossherr/in gesucht: Schloss Plaue steht zum Verkauf

Historische Anlagen werden ab und an verkauft. Doch unsanierte "Schnäppchen" sind rar.

Die Makler sind der Verzweiflung nahe. Um Mitleidsbekundungen gleich vorzubeugen: Beileibe nicht alle ringen die Hände. Schließlich brummt es bei der Branche wie lange nicht. Doch die Mittler, die sich auf Immobilien mit geschichtsträchtiger Bausubstanz spezialisiert haben, können lediglich ziemlich kurze Listen einschlägiger Objekte vorweisen. „Insbesondere im Umland von Berlin ist der Markt anscheinend abgegrast“, berichtet Bernd Neuhäuser, Makler aus dem bayerischen Bruckmühl, Spezialist für historische Immobilien. Überhaupt werde das Geschäft mit Schlössern und Herrenhäusern „immer träger“. Die Angebote tröpfelten nur noch ein und Käufer müssten stets höhere Hürden überwinden. Das liege zum Teil am Denkmalschutz, jedoch auch daran, dass „die Banken nicht mehr mitspielen. Bei nahezu null Zinsen verdienen sie nichts dran und das Risiko ist ihnen zu hoch.“

Wer also kauft sich schon ein Schloss? „Die Intentionen sind sehr unterschiedlich“, sagt Carsten Wohlers, Geschäftsführer der Plettner & Brecht Immobilien GmbH, dem immer mal wieder derartige Objekte unter den Hammer kommen: „Es gibt durchaus solvente Unternehmen – man denke an Konzertveranstalter und Kulturmanager –, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden wollen.“ Es gebe auch wohlhabende Menschen, die davon träumten, Schlossbesitzer zu werden.

Bereits sanierte Objekte sind besser kalkulierbar

Gewiss, nahe der Hauptstadt sind Angebote wie „imposantes Herrenhaus zu verkaufen“ oder „Schlossherr/in gesucht“ durchaus zu finden. Doch handelt es sich in der Regel um Immobilien, um die sich nach der Wende bereits jemand gekümmert hat. Das gilt insbesondere, wenn sie von einschlägigen Investoren erworben und nach Sanierung scheibchenweise, also renditeträchtig als Eigentum weiterverkauft wurden. Prinzipiell keine so schlechte Entwicklung, bedeutet es doch, dass viel Altes erhalten werden konnte. Interessenten allerdings, die bei der Rekonstruktion denkmalgeschützter Bauten nicht (vornehmlich) an eine erkleckliche Steuerabschreibung denken, sondern das Historische, das Besondere suchen, müssen Spürsinn beweisen, um vielleicht doch noch das Denkmal zu finden, in dem sie selbst wohnen können oder in das sie investieren möchten, um es zu erhalten. Unmöglich ist das nicht.

„Bereits sanierte Objekte sind aber klarer kalkulierbar und daher gefragter“, hat Wohlers beobachtet. Es werde im Vorfeld immer stärker geprüft, wie hoch der Investitionsbedarf sei. „Potenzielle Käufer sind bei unsanierten Objekten skeptisch – das war in den neunziger Jahren noch anders“, sagt der Auktionator.

Schloss Plaue steht zum Verkauf

Wer Unternehmergeist besitzt und vor hohen Summen nicht zurückschreckt, wird zum Beispiel in Plaue an der Havel fündig. Immer noch? So wird sich mancher fragen. Ja, leider. Denn so oft wie Schloss Plaue in den vergangenen Jahren in Schlagzeilen „zu neuem Leben erweckt“ werden sollte, lässt sich kaum zählen. Doch bisher sind die wechselnden Eigentümer mit der denkmalgerechten Wiederherstellung des Barockbaus aus dem 18. Jahrhundert gar nicht, bei diversen Nebengebäuden wenigstens einigermaßen zurechtgekommen.

Nachdem Christian Kolbe, Immobilienkaufmann aus Berlin, das Anwesen im März 2006 für 262 000 Euro aus dem Eigentum des Landes Brandenburg ersteigert hatte, sollte es eigentlich zügig vorangehen. Daraus wurde offenbar nichts. Ärger mit Partnern und veranschlagte Kosten, die den Kaufpreis um mehr als das 20-Fache überstiegen, führten dazu, dass der vermeintliche „Retter“ des 4000 Quadratmeter großen Schlosses auf 6,6 Hektar Grund passen musste.

Andreas Keuchel, unter anderem auch Geschäftsführer der Gullivers Bus GmbH in Berlin-Wilmersdorf, bestätigt dem Tagesspiegel auf Anfrage, derzeit Eigentümer von Schloss Plaue zu sein. Seine Pläne? Er stecke da in einer „Projektentwicklung“, sagt er etwas nebulös. Das Schloss wird als Drehort für Filmaufnahmen angeboten. An einen Verkauf denke er allerdings nicht. Nanu, warum wird das Anwesen dann von einem Makler angeboten? Möchte er vielleicht doch verkaufen? „Ja“, gibt Keuchel schließlich zu. Auf die Frage nach dem Warum und zu welchem Preis reagiert der Busunternehmer einsilbig. „Das ist keine Angelegenheit für die Öffentlichkeit.“ Gespräch beendet.

Eigentümer Keuchel kann große Sanierung nicht stemmen

Makler Bernd Neuhäuser, der das Objekt unter www.schloss-burg-verkauf.de im Portfolio hat, möchte sich auf Nachfrage zum Preis nicht äußern, ohne mit dem Eigentümer Keuchel gesprochen zu haben. „Kaufpreis auf Anfrage“, heißt es auch im Exposé. Eingeweihte wollen wissen, dass rund 2,5 Millionen Euro verlangt werden, inklusive renovierter Nebengebäude wie etwa einem Gästehaus, einer Gaststätte und einem regulären Sechs-Parteien-Mietshaus. „Möglicherweise ist auch ein Erwerb des Schlosses allein denkbar“, sagt Neuhäuser. Er kann sich nicht nur ein Hotel („tolle Lage“), sondern durchaus auch einen institutionellen Käufer wie eine Stiftung am Plauer Havelufer vorstellen.

„Das Schloss steht unter Denkmalschutz“, heißt es im Exposé, „zugesagte Fördermittel können gegebenenfalls auf den Käufer übertragen werden.“ Von einer irgendwie gearteten Förderzusage weiß Katrin Witt, Fachgruppenleiterin Denkmalschutz im Rathaus der Stadt Brandenburg, allerdings nichts. „Das wäre schön; es kann jedoch sein, dass es eine Vereinbarung mit der Investitionsbank des Landes gibt.“ Eigentümer Keuchel bemühe sich zwar nach Kräften, sagt Frau Witt, aber die große Sanierung sprenge vermutlich seine Kapazitäten. Deshalb biete er das Schloss wohl zum Kauf an. „Für die Nutzung als Hotel gab es sogar schon eine Baugenehmigung“, sagt die Denkmalschützerin. „Auch die Idee, die beiden Seitenflügel in Eigentumsreihenhäuser umzuwandeln, hätten wir mitgetragen.“

Die in Bayern lebende Journalistin Ilka von Görne, eine Nachfahrin der früheren Schlossherren, ist enttäuscht, dass nichts passiert. „Leider fehlt auch uns das nötige Budget. Dort zu wohnen und etwas wieder aufzubauen, hätte seinen Reiz.“

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