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Immobilien: Schönheiten in Weiß

Der Trend bei Vasen geht zu kühler Eleganz. Farben und wilde Muster spielen weitgehend eine Nebenrolle

Sie würden perfekt in eine Filmszene aus den sechziger Jahren passen: Schlanke Figur, langer Hals und ganz in dezentem Weiß – die neuen Vasen bringen kühle Eleganz in die Wohnung. Bevorzugte Materialien sind Porzellan und frostig wirkendes Kristall, manchmal kombiniert mit Edelstahl. Farben und wilde Muster spielen weitgehend Nebenrollen. Nur vereinzelt werden bunte Akzente gesetzt. Denn statt mit Farben spielen die Designer in dieser Saison mit Material und Formen.

Als „Megatrend“ in der Inneneinrichtung wird beim Unternehmen Leonardo das Thema Weiß gesehen. Bei Vasen wird es unter anderem mit Satinierungen, Drucken, Schliffen oder in Opalglas in den unterschiedlichsten Stilrichtungen umgesetzt – von Jugendstil-inspirierten Entwürfen bis hin zu Exemplaren im Retro-Look der sechziger und siebziger Jahre. Die Formen sind dabei eher schlicht – ob bei kugeligen oder hohen und schmalen Vasen.

Das gilt auch für die Vasen aus der Reihe „Twist“ der Porzellanmanufaktur Fürstenberg: Die Designerin Mikaela Dörfel setzt bei den sich in geschwungenen Linien nach oben reckenden Gefäßen auf Licht- und Schattenspiele. Die Vasen sind in sich gedreht, dadurch ergeben sich unterschiedliche Schattenwirkungen.

Ebenfalls ohne Schnörkel sind die Vasen aus der Serie „Structure“ von Arzberg-Porzellan. Dem Namen entsprechend prägt die Oberflächenstruktur den Charakter der Gefäße: Die Optik wird bestimmt vom Gegensatz zwischen Glasur und unglasiertem Biskuitporzellan. Das Wechselspiel zwischen glänzend weißen und matt-grünlich schimmernden Abschnitten entsteht in Handarbeit: Nach dem ersten Brennen wird mit einem Pinsel Wachs auf die Bereiche aufgetragen, die unglasiert bleiben sollen. Erst danach wird dann die Glasur aufgetragen und eingebrannt.

Neben blütenweißem Porzellan erleben derzeit klares Glas und Kristall einen neuen Aufschwung. So entwarf der Italiener Renzo Stellon für die Firma Salviati aus Venedig die Vase „Phuket“, die wie ein zerbrechlich schimmerndes Bambusrohr aus Glas wirkt. Winterliche Gefühle ruft dagegen „Vague“ des französischen Herstellers Christofle hervor: Durch den Schliff wirkt das Kristall der Vase stellenweise wie gefrostet.

Die Formen der sechziger Jahre griff der Designer Ulf Moritz für seine Leonardo-Serie „Easy feeling“ auf: Übergroß dimensioniert, lassen sich die Gefäße nicht nur als Vasen für langstielige Pflanzen verwenden. Auf den Kopf gestellt, können die Mulden im Boden für Dekorationen genutzt werden.

Immer wieder wird Glas auch mit anderen Materialien kombiniert. Für seine von der französischen Firma Baccarat aufgelegte Kollektion „Hypnos“ brachte der Designer Emmanuel Babled beispielsweise edles Kristall mit dem schneeweiß gefärbten Hightech-Werkstoff Corian zusammen. Durch die Verbindung mit dem modernen Material soll die Zeitlosigkeit von Kristall gezeigt werden, erklärt Babled sein Konzept.

Glänzender polierter Edelstahl spielte dagegen beim italienischen Hersteller Alessi die zentrale Rolle: Unter dem Namen „Tronco“ – das italienische Wort für Stamm – kreuzte der Schweizer Mario Botta einen großen und einen kleinen Zylinder miteinander. Der Charakter der Vase verändert sich mit der Wahl und der Anordnung der Blumen. Üppige, große Blüten betonen die Geometrie, Gräser bringen die strenge Linienführung zur Geltung, ein großer Strauß zarter Blüten wirkt eher spielerisch – so die Philosophie hinter dem Design. Vor allem für kurzstielige Pflanzen ist nach Angaben von Alessi die „Babyboop Vase“ von Ron Arad geeignet. Das scheinbar aus dem Boden wachsende, organisch geformte Gefäß besteht aus zwei zusammengeschweißten Pressgussteilen.

Nur ganz oben im Norden Europas scheint man von der weißen Welle und der transparenten oder metallenen Eleganz wenig zu halten. Zumindest die für die schwedische Firma Kosta Boda tätigen Designer schwelgen weiter im Farbrausch. Viele Vasen wirken, als entstammten sie einem fröhlichen Comic. So zum Beispiel „Donut“ von Anne Nilson: Von zartem Rosa über ein helles Gelb bis hin zu Olivgrün reicht die Farbskala. Was ein „Donut“ – ein amerikanisches Schmalzgebäck – mit einer Vase zu tun hat, dafür sollte der Betrachter seine Fantasie spielen lassen, rät Peter Malmström von Kosta Boda. Weniger Vorstellungskraft ist bei „Rio“ von Ulrica Hydman-Vallien nötig: Wahlweise winden sich bunte Streifen oder eine dicke rote Schlange über die Kristalloberfläche – ein wenig südamerikanische Farbenpracht für den europäischen Winter. dpa / gms

Sandra Hoffmann

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