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Das Plangebiet mit dem Viktoriaspeicher liegt im Ortsteil Kreuzberg an der Grenze zum Bezirk Mitte zwischen der Spree und der Köpenicker Straße.

© Architekten Gewers/Pudewill

Spree-Park: Von der Spree unter die Traufe

Auf dem ehemaligen Behala-Gelände in Kreuzberg sollen bis zu 580 Wohnungen entstehen. Die Exklusivität der Anlage ist umstritten.

Wie öffentlich soll der geplante Spree-Park auf dem ehemaligen Behala-Gelände an der Köpenicker Straße in Kreuzberg sein? Um diese Frage ging es am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg. Dort hat der Stuttgarter Investor Hans- Georg Schimmang die ersten Detailplanungen für das etwa vier Hektar große Ufergrundstück vorgestellt. Überlegungen, die Wohnhöfe nur für private Nutzung zur Verfügung zu stellen, stießen auf Kritik.

Architekt Georg Gewers vom Büro Gewers/Pudewill erläuterte das Bebauungskonzept, nach dem sich sechs- bis achtgeschossige Wohnhäuser wie ein Kamm zum Wasser hin spreizen. Er vermied den Begriff „Hochhäuser“, denn man liege mit 21,99 Meter Höhe knapp unter der Berliner Traufhöhe von 22 Metern. Insgesamt sollen nach den Vorstellungen von Investor Schimmang 500 bis 580 Wohnungen entstehen, dazu eine Kita mit bis zu 100 Plätzen im östlichen Grundstücksbereich und vielleicht auch ein Hotel oder ein Gesundheitshaus an der Schillingbrücke mit Angeboten für die medizinische Versorgung im Quartier.

Innerhalb des Planungsgebietes besteht noch Bauplanungsrecht auf der Grundlage eines im April 1966 festgesetzten Bebauungsplanes, der das gesamte Areal als Industriegebiet ausweist. Mit der Aufgabe des Standorts durch die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (Behala) wurde diese Festsetzung obsolet; dementsprechend hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans sowie ein Änderungsverfahren mit Anpassung der Planinhalte beschlossen.

Durchgang verboten

Problematisch sei nach wie vor die notwendige Umsiedlung des Galvanikbetriebes Otek in unmittelbarer Nähe an der Köpenicker Straße, berichtete der schwäbische Immobilienkaufmann Schimmang. Er wolle die nach der sogenannten Seveso-Richtlinie der EU notwendige Verlagerung des Unternehmens „mit einem zweistelligen Millionenbetrag“ finanzieren, ließ Schimmang den Ausschuss wissen. Über das Gerangel um den „Störfallbetrieb“ hatte der Tagesspiegel am 11. Januar berichtet.

Für seine finanziellen Vorleistungen in Bezug auf Otek erwartet der Spreepark-Entwickler nun ein Entgegenkommen bei seinem Bauvorhaben auf der anderen Straßenseite. Er hat sich allerdings auch bereit erklärt, die Wünsche der Bezirksverordnetenversammlung nach „bezahlbarem Wohnraum“ zu erfüllen. So zeigte sich Schimmang gegenüber dem Ausschuss offen für die Überlegung, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft ins Boot zu holen, damit in einem Segment von 10 bis 20 Prozent auch kostengünstige Wohnungen errichtet werden können.

Die vom Büro Gewers/Pudewill (Berlin-Kreuzberg) vorgestellte „Baumassenstudie“ sieht einen 30 Meter breiten Uferstreifen mit einem öffentlichen Fußweg vor. Aus jeder Wohnung könne man die Spree sehen, erläuterte Georg Gewers. Die vorgelegten Unterlagen sind keine Planungsunterlagen, denen bereits Aussagen zur Gestaltung der Gebäude zu entnehmen wären. Von der Köpenicker Straße aus öffnet sich durch drei jeweils 20 Meter breite „Spreefenster“ ebenfalls der Blick aufs Wasser. Dort sollen allerdings Schilder mit der Aufschrift „Durchgang verboten“ aufgestellt werden.

Carsten Joost, Bürgerdeputierter im Ausschuss, kritisierte dies als „Privatisierung einer exklusiven Wohnanlage“.

„Die Markthalle ist kein Dogma“

Die angedachten Verbotsschilder lösten auch bei Baustadtrat Hans Panhoff Stirnrunzeln aus. Ob es hier wirklich zu einer Art geschlossener Gesellschaft kommen solle, sei doch infrage zu stellen. Stadtrat Panhoff sieht noch viel Verhandlungsspielraum: „Wir sind jetzt in einem ganz frühen Stadium. Die vorgelegten Ideen sind nur Vorschläge. Sie müssen noch weiter betrachtet werden.“

Auch um die Zukunft des denkmalgeschützten Viktoriaspeichers gibt es erheblichen Diskussionsbedarf. Investor Hans-Georg Schimmang brachte hier die Idee einer Markthalle ins Spiel: „Ich kann mir ein Marktgeschehen in Verbindung mit Kultur, zum Beispiel eine Art kulinarische Reise quer durch Europa, vorstellen.“ Italienische Restaurants und Künstlerateliers unter einem Dach, so lautet die Vorstellung. Für die nötige Umgestaltung des Gebäudes könne ein Konzept des Architekten Max Dudler genutzt werden.

Stadtrat Panhoff gab zu bedenken, dass es gerade erst gelungen sei, die bedrohte Eisenbahn-Markthalle zu retten. Da könnte ein ähnliches Angebot nur einige Schritte weiter vielleicht eine unnötige Konkurrenzsituation schaffen. Auch die mögliche Warenanlieferung über einen Tunnel wurde mit Skepsis betrachtet. Schimmang gab sich daraufhin konziliant: „Die Markthalle ist kein Dogma.“

Weniger gesprächsbereit war er allerdings, was den Zugang zu den Innenhöfen betrifft. „Eine öffentliche Nutzung direkt vor den Wohnungen geht nicht.“ Das Land Berlin habe sich zudem vertraglich verpflichtet, den öffentlichen Uferweg mit einem Zaun abzugrenzen, sagte Schimmang. Über diese Details, auch über die zum Wasser hin vorstoßenden achtgeschossigen „Kranhäuser“, müsse noch diskutiert werden, sagte daraufhin der Stadtrat. Hans Panhoff: „Wir werden im Baukollegium mit den Fachbeamten im Bezirksamt jetzt mit Herrn Schimmang weitere Gespräche führen, schließlich handelt es sich hier um ein wichtiges Stück Stadt.“ Bevor der Spree-Park in Kreuzberg gebaut werden kann, dürfte wohl noch einiges Wasser den Fluss hinunterlaufen.

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