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Rob Krier gewann 1995 mit dem Büro Krier & Kohl den städtebaulichen Wettbewerb für den Zentrumsbereich der Medienstadt Babelsberg.

©  Jens Kalaene/p-a/ZB

Stadtplanung: „Das Upper West am Zoo ist eine Todsünde"

Architekt und Stadtplaner Rob Krier rechnet mit der deutschen Hauptstadt ab.

Der international renommierte Architekt und Stadtplaner Rob Krier hat die Gestaltung Berlins nach der Wende scharf kritisiert. Er darf sich mit seiner Generalkritik im Einklang mit dem amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind sehen, der in einem Tagesspiegel-Interview mit dem modernen Erscheinungsbild Berlins ebenfalls hart ins Gericht gegangen war.

„Wenn die Stadtplaner in Berlin so fortfahren und die Stadt noch so weiter massakrieren wie in den letzten Jahren, dann haben wir das Kulturerbe der deutschen Baukunst verloren“, sagte Krier am Mittwoch in seinem Gastvortrag „Wie bauen wir eine Stadt?“ in der Fachhochschule Potsdam. „Berlin war einmal ein Nährboden für ganz wichtige architektonische Konzepte und das ist heute der Niedergang, den man nicht dramatischer beschreiben kann“, sagte das Ehrenmitglied im Bund Deutscher Architekten BDA. Der 78-Jährige kritisierte die weltweite Tendenz, die auf innerstädtischen Flächen „unabhängig von öffentlichen Räumen, Treffpunkten einfach Scheiben – Gebäude – hinstellt und diesen Gebäuden dann individuelle Formen gibt“.

Die Stadt aber sei ein 7000 Jahre altes System von Bezügen menschlicher, funktioneller und konstruktiver Art.

Die Hochhäuser an der Gedächtniskirche seien Symbole unfähigen Städtebaus

Beispiele der frühen stadtplanerischen Tätigkeit des gebürtigen Luxemburgers sind die im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Berlin realisierten Blockrandbebauungen an der Ritterstraße (1977–1980) und die Stadtvillen an der Rauchstraße (1980). In Potsdam zeichnete Krier – gemeinsam mit Christoph Kohl – den Masterplan für das sechzig Hektar große Kirchsteigfeld.

Dass es der Senat erlaubt habe, an das Symbol der wieder aufgebauten Stadt Berlin – an die Turmruine der Gedächtniskirche – Hochhäuser zu stellen, sei „eine Todsünde an sich“ sagte Krier zum Bau des 118 Meter hohen Zwillingsturms „Upper West“ zwischen der Gedächtniskirche und dem Zoofenster-Hochhaus. Die Türme seien „traurigste Symbole unfähigen Städtebaus“. Mit Fragmenten baue man keine Stadt.

"Die Wasserfassade des Berliner Stadtschlosses ist ein Flop"

Nichts abgewinnen kann Krier überdies dem Leipziger Platz. „Was daraus geworden ist, das wissen Sie heute“, sagte der Stadtplaner an die Studenten gewandt. „Es ist eine Schande, dass man die Stadt an dieser Stelle auf 34 Meter erhöht hat, die hier früher 22 Meter hatte.“ Das habe man nicht unbedingt machen müssen. Nur wegen des Geldverdienens habe sich auch der frühere Senatsbaudirektor Hans Stimmann – eigentlich Verfechter der Berliner Traufhöhe – an diesem Ort umstimmen und „kleinreden lassen“.

Als komplett misslungen bezeichnete Krier die Wasserfassade des rekonstruierten Berliner Stadtschlosses von Franco Stella. „Was ein totaler Flop ist, ist die Wasserfassade von unserem Freund, dem Italiener.“ An das barocke Haus eine Rasterfassade heranzustellen, sei „eine totale Katastrophe“. Und dies werde auch noch an der sensibelsten Stelle des Bauwerks realisiert, zum Wasser hin. Das zeige, wie wenig „wir fähig sind, mit so etwas umzugehen“.

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