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Immobilien: Stilvoll speisen

Die Porzellanbranche bietet formschönes Design verbunden mit Variationsreichtum und Funktionalität

Man könnte meinen, dass durch die Zunahme von Fertigprodukten beziehungsweise „Convenience Food“ (Englisch für bequem) der klassische Porzellanteller bald dem Wegwerfgeschirr in Form eines beschichteten Papptellers oder der gestanzten Aluschale weichen muss. Laut einer Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2004 nimmt nur noch ein Viertel der Menschen zwei- oder drei Mal am Tag, ein weiteres Viertel nur ein Mal am Tag die Mahlzeiten versammelt am Tisch ein. 50 Prozent stillen ihren Hunger zwischendurch mit einem Happen „auf die Hand“.

Als Gegenbewegung zu Fastfood erlebt das Kochen als gemeinschaftliches Erlebnis jedoch gerade unter jungen Menschen als „Slowfood“ eine Renaissance. Das Verspeisen der Gerichte bedeutet für die Hobbyköche nach vollbrachtem Werk jedoch keine Pflichtübung, sondern wird am festlich gedeckten Tisch mit Stoffservietten und bei Kerzenschein inszeniert und zelebriert.

Dabei erfordert die wachsende Internationalität unserer Speisen aus zahlreichen Ländern und Kulturen immer universellere Servier- und Anrichtemöglichkeiten: Ob beispielsweise italienische Antipasti, spanische Tapas, französische Desserts oder Hauptspeisen – die Vielfalt unserer Küche kennt heute keine Grenzen mehr.

Die mehrfach ausgezeichnete Designerin Mikaela Dörfel hat mit ihrer weißen Porzellanserie „Tapa“ (spanisch für Snack) dieses Thema für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg aufgegriffen. Die Kombination aus Tellern und Schalen ermöglicht unterschiedliche Präsentationsformen für diverse kulinarische Kreationen. Zwei verschieden große Teller bilden die Basis für die dazugehörigen Schalen, die in fünf Größen erhältlich sind, und in verschiedenen Varianten auf den Tellern platziert werden können.

Nur elf Teile sollen ausreichen, um die Mannigfaltigkeit der internationalen Küche auf den Tisch zu bringen. Alle Elemente sprechen zwar – mal rund, mal schmal und länglich - eine eigene Formensprache, aber sie basieren auf einem verbindenden Konzept: Die beiden Teller mit einem Durchmesser von 24 (17 Euro) und 32 (32 Euro) Zentimetern bilden die Basis für die dazugehörigen Schalen. Je nach Größe kosten diese zwischen 19,50 und 65 Euro. So eignet sich die Kleinste mit einem Durchmesser von 5,5 mal 17,5 Zentimetern beispielsweise für Oliven, Kapern oder Sardellen, die nächst Größere für Pasten wie Aioli oder Tzatziki ebenso wie für Dim Sum oder Bruschetta. Die weiteren vier größeren Schalen können je nach servierter Menge und Art der Gerichte als Obstschalen, für Gebäck, Gemüse, Fisch, Pasteten oder Salat dienen.

Eine praktische Ergänzung der Teller und Schalen sind der Gießer (20 Euro), eine Suppenschale und ein Löffel (15 Euro), der gleichzeitig als Schale genutzt werden kann. Er ist multifunktional, der er eignet sich sowohl zum Servieren als auch als Gefäß für Fingerfood. Im Kreis auf runden Tellern platziert, ergeben die kleinen Löffel-Schalen ein dekoratives Bild. Für Saucen und Dressings oder auch für Erdnüsse oder kleine Snacks nutzt der Gießer.

Doch nicht nur Variationsreichtum zeichnet die Serie aus. Auch die Funktionalität spielt eine große Rolle. Die Form der Schalen greift den immer wichtiger werdenden Wellnessgedanken auf, denn Öl wird durch die Neigung der Innenflächen quasi „herausgefiltert“. Damit sind die Schalen besonders für den gesundheitsbewussten Genießer geeignet.

In den Wochen der Fußballweltmeisterschaft werden die richtigen Fans vermutlich ihre Essenszeiten auf den Spielbeginn ihres Favoriten legen und gesunde Kost gegen Bier und Chips eintauschen. Hierfür hat Achim Heine für den Porzellanhersteller Rosenthal ein ganzes Stadion zum Leerknabbern auf den Markt gebracht: Es steht für all jene bereit, die sich die Fußballspiele vor dem heimischen Fernseher ansehen müssen, weil sie bei der Ticket-Lotterie nichts abbekommen haben. Sport bekommt hier eine ganz neue Bedeutung, denn bei der Taktik stellt sich die Frage: zuerst die Chips oder vielleicht doch die Erdnusslocken? Das Stadion, aufgeteilt in 16 Schälchen, besteht aus einer Tartanbahn und einem „Innenraum“, den zwei Halbkreisschalen an den Kopfenden und ein Spielfeld (insgesamt 243 Euro) zieren.

Wer in diesen Wochen Urlaubssperre hat und früh aufstehen muss, für denjenigen hat Heine ebenfalls für das Haus Rosenthal fünf unterschiedliche Tassen entworfen. Die Untertasse ist jeweils als Spielfeld gestaltet, die Obertasse ist einem Fußball entlehnt: Espresso, Cappuccino, Café au Lait, Latte Macchiato, Espresso Doppio sowie Caffé Lungo stehen zur Auswahl. Für die Tischdekoration entwarf der Designer als limitiertes Kunstobjekt eine überdimensionale schwarze Trillerpfeife für 1900 Euro.

Eigentlich hatte Designerin Patricia Urquiola den Fußball gar nicht im Sinn, als sie ihre Schale „Oloff bowl“ entwarf. Aber Zufälle sind bekanntlich auch oft Glücksfälle und so erfreut sich das edle Designer-Stück bei Alessi großer Beliebtheit. Vorteil: Die Schale kann getrost auch noch nach der Fußball-WM stehen bleiben.

Neben dem Fitnesstrend hat die Porzellanbranche auch den demografischen Wandel als lukratives Marktsegment erkannt. Wer wegen einer körperlichen Behinderung in seinem Bewegungsspektrum oder altersbedingt in seiner Orientierung eingeschränkt ist, kann durch das ihm vertraute Essensritual innere Stabilität erfahren.

Die Designerin Ursula Meyer hat im Rahmen ihrer Diplomarbeit bei der Entwicklung eng mit Betroffenen und Therapeuten zusammengearbeitet und das Geschirr „Unisono“ (Walküre) für die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen entwickelt. „Das Geschirr steht für Tischkultur, wie sie sich alle Menschen wünschen“, sagt Annette Gross, „Speisen, Getränke und die einzelnen Elemente sollen mit ihren Formen und Farben die Sinne ansprechen.“ Gross ist Geschäftsführerin von WGPProduktdesign und vertreibt Produkte ausgerichtet auf die Bedürfnisse von älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen. „Unsere Produkte sollen betroffenen Menschen wieder eine Form der Normalität und damit Würde zurückgeben“, erklärt Gross.

Wer es nicht wüsste, erkennt etwa beim Suppenteller (ab 29 Euro) keinen Unterschied zu einem einer „normalen“ Geschirrlinie. Die Tellerkehle – der Übergang von der weißen Schale zum waagerechten farbigen Rand – ist als Kante ausgeformt und läuft am Rand wieder nach innen: Schiebt man Speisen dagegen, fallen sie wie von selbst auf Gabel oder Löffel. An alle Teller und den Becher können bei Bedarf zusätzlich „Sicherheitsfüße“ aus Gummi angebracht werden, so stehen die Objekte kippfest und können nicht verrutschen. Der Henkel des Bechers ist groß geformt und kann mit bis zu drei Fingern umgriffen werden, um sicher und angenehm in der Hand zu liegen. Für Menschen mit Koordinationsschwierigkeiten im Hals- und Nackenbereich, die den Kopf zum Trinken nicht nach hinten beugen können, gibt es außerdem den „Nasenbecher“.

„Unisono“ wird aus besonders hartem Porzellan hergestellt. Durch die hohe Brenntemperatur von 1400 Grad Celsius wird es besonders stoßfest und entspricht damit den Anforderungen von Groß- und Haushaltsküchen. Die glatte Porzellanoberfläche soll für ein hohes Maß an Hygiene sorgen, da sich weder Bakterien noch Sporen oder Pilze festsetzen können. Die Tellerfahnen sind in vielen Farben erhältlich wie z. B. „Weiß“, „Kiwigrün“, „Pflaume“ oder „Aquablau“. „Essen ist ein Ritual, das neben der Nahrungsaufnahme für alle Menschen ein sinnliches Erlebnis ist, das Kommunikation sowie Gemeinschaft fördert und integriert,“ betont Gross. Gerade für ältere Menschen habe die gemeinsame Mahlzeit zudem eine strukturierende Funktion im Tagesverlauf.

Weiteres im Internet:

www.fuerstenberg-porzellan.com

www.wgp-produktdesign.de

www.rosenthal.de

www.alessi.de

Insa Lüdtke

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