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Immobilien: TENDENZEN

Von dem sogenannten Jahr-2000-Problem von EDV-gesteuerten elektronischen Systemen droht insbesondre Immobilienunternehmen Ungemach.Warum das so ist, und wie dem Problem zu begegnen ist, darüber sprach Ralf Schönball mit Armin Schulz.

Von dem sogenannten Jahr-2000-Problem von EDV-gesteuerten elektronischen Systemen droht insbesondre Immobilienunternehmen Ungemach.Warum das so ist, und wie dem Problem zu begegnen ist, darüber sprach Ralf Schönball mit Armin Schulz.Der promovierte Physiker ist Unternehmensberater bei der Berliner Gesellschaft SV Consult.

TAGESSPIEGEL: Wie ernst wird denn das sogenannte Jahr-2000-Problem in Unternehmerkreisen genommen?

SCHULZ: Viele Betroffene fassen das Ganze hauptsächlich als reines EDV-Problem auf.Das ist falsch.Zwar sind natürlich auch alle Computer betroffen, darüber hinaus sind auch alle anderen von Rechnern betriebenen elektronischen Systeme tangiert.So sind deutlich mehr Bereiche des unternehmerischen Alltags beeinflußt, als viele wahrhaben wollen.Kern des Problems ist, daß die meisten EDV-Systeme Jahreszahlen mit nur zwei Ziffern verarbeiten.Weil sich beim anstehenden Jahrtausendwechsel nun gleich vier Ziffern verändern, können die Computer die neue Jahreszahl nicht mehr darstellen.Das hat zur Folge, daß die Rechner ihre Daten falsch sortieren und falsche Ergebnisse berechnen.

TAGESSPIEGEL: Weil Computer nicht einmal bis 2000 zählen können?

SCHULZ: Das ist nicht so weit von der Wahrheit entfernt.Allerdings ist der Lapsus historisch begründet.In den Anfangszeiten der EDV, in den sechziger Jahren, bedeutete die Einsparung von zwei Ziffern eine bessere Ausnutzung des damals beschränkten Speicherplatzes und eine Beschleunigung der Rechner.Die Reduzierung auf zwei Ziffern war technisch notwendig und wurde dann in die Industriestandards übernommen.So überlebte der Mangel bis Mitte der Neunziger Jahre.Nun wird das Problem virulent und droht die Systeme der meisten Unternehmen zu beeinträchtigen.

TAGESSPIEGEL: Welche Systeme sind in Immobilienunternehmen betroffen?

SCHULZ: Alle in der Haustechnik eingesetzten Steuerungs- und Regelcomputer sowie deren Software.Wenn Rechner keine Jahreszahlen verarbeiten können, fallen etwa die Steuerungen von Klimaanlagen, Aufzügen, Heizungen und Telefonanlagen aus.Je raffinierter die Technik, desto gefährdeter ist sie, weil dann fast immer eine elektronische Steuerung dahinter steckt und damit auch ein Software-Programm.

TAGESSPIEGEL: Müssen nun alle Programme neu geschrieben werden?

SCHULZ: Das Jahr-2000-Problem beeinträchtigt solche Steuerungen, die eine Datumsfunktionalität besitzen.Vereinfacht ausgedrückt, wenn das System so programmierbar ist, daß zu einem bestimmten Datum bestimmte Funktionen einsetzen, dann ist es gefährdet.Allerdings ist diese Datumsfunktion oft nicht an der Benutzeroberfläche sichtbar.Eine Wartungsintervall-Überwachung in Klimaanlagen ist ein Beispiel dafür.Sie gibt turnusgemäß den Service-Betrieben automatisch die Information, daß bestimmte Filter ausgetauscht werden müssen.Der Haustechniker erkennt dies aber nur an einer blinkenden Leuchtdiode.Dahinter aber steckt die Datumsfunktion.

TAGESSPIEGEL: Wenn diese Systeme versagen, welche Folgen kann das für ein Unternehmen haben?

SCHULZ: Wenn etwa eine automatische Ver- und Entriegelung von Türen per Chipcarte oder Codesystem ausfällt, dann sind ganze Abteilungen ausgesperrt.Wenn außerdem Sicherheitssysteme wie Sprinkleranlagen zur Löschung von Bränden ausfallen, dann kann sich jeder die wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen solcher Pannen ausmalen.

TAGESSPIEGEL: Was kann man zur Behebung des Problems tun?

SCHULZ: Zunächst sollte eine Bestandsaufnahme aller elektronischen Steuerungen vorgenommen werden.Dann muß der Nutzer Kontakt mit den Herstellern aufnehmen.Geben sie keine befriedigende Antwort, dann sollten Tests durchgeführt werden, indem die Uhr manuell vorgestellt wird.

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