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Umwelt: Effizienzhäuser sind doppelt sparsam

Effizienzhäuser verbrauchen wenig Energie und werden staatlich gefördert. Ein sonnenverwöhnter Südhang ist dafür nicht zwingend nötig.

Bauen ist bekanntlich teuer. Viele Interessenten setzen deshalb auf ein Energiesparhaus – um gleich doppelt zu sparen. Denn je geringer der Energieverbrauch, desto schonender für den eigenen Geldbeutel. Zudem fördert der Gesetzgeber energiesparendes Bauen, das mindert die Hypotheken-Belastung. Das verbreitete Vorurteil, für ein sparsames Haus sei ein sonnenverwöhnter Südhang als Grundstück zwingende Voraussetzung, gehört dank moderner Bautechnik der Vergangenheit an.

„Bundesweit gefördert werden seit dem 1. April 2009 sogenannte Effizienzhäuser im Neu- und Altbau“, erklärt Charis Pöthig von der KfW-Bankengruppe in Frankfurt am Main. Im Neubau-Bereich gebe es die Effizienzhäuser 55 und 70, deren Namen sich folgendermaßen erklären: Von der KfW geförderte Effizienzhäuser definieren ihren Primärenergiebedarf in Anlehnung an die Bestimmungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2007. Das bedeutet zum Beispiel: Ein KfW-Effizienzhaus 55 darf einen Primärenergiebedarf von höchstens 55 Prozent haben im Vergleich zu einem entsprechenden Neubau gemäß den gesetzlichen Anforderungen nach der EnEV. Analog gelte dies für das Effizienzhaus 70. Die neuen Effizienzhäuser haben die bislang geförderten KfW-40-Häuser und KfW-60-Häuser abgelöst.

Energiesparendes Bauen wird durch die Grundstückswahl erleichtert. Denn die Lage des Gebäudes in der Landschaft beeinflusst seine Energiebilanz. Wird der Wärmebedarf eines Hauses in freier, ungeschützter Lage mit 100 Prozent angesetzt, so liegt dieser Wert zum Beispiel in einer Kaltmulde bereits bei 125 Prozent, heißt es beim Umweltbundesamt in Dessau. Auf einer Bergkuppe liege der Wärmebedarf bei 110 Prozent, an einem Südhang dagegen nur bei 85 Prozent. Sei das Gebäude erheblichem Wind ausgesetzt, könne dies Wärmeverluste von bis zu 50 Prozent bewirken.

Der von der EnEV geforderte Primärenergiebedarf lässt sich leichter in nach Süden, zur Sonne hin geöffneten, und zur Nord- und Wetterseite möglichst geschlossenen Gebäuden verwirklichen. „Dennoch braucht ein Effizienzhaus kein ideales Grundstück“, erklärt Thomas Kwapich von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. Dies bewiesen zahlreiche verwirklichte Neubauten. Sogar bestehende Immobilien könnten, unabhängig von der Lage des Grundstücks, zu Effizienzhäusern umgebaut werden.

Dass Effizienzhäuser keine speziellen Grundstücke brauchen, findet auch Georg Lange vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef. Denn sie seien „die Formel 1 des Bauens“. Für jedes Haus müssten aber genau die Verhältnisse vor Ort geplant und berechnet werden. Bedacht werden sollten bei solchen Überlegungen auch spätere Änderungen der örtlichen Gegebenheiten. Im Bebauungsplan könne zum Beispiel nicht festgelegt werden, dass durch Bauten auf dem Nachbargrundstück Fenster nicht verschattet werden. Wichtige Komponenten für eine energiesparende Bauweise seien eine Kompaktheit der Gebäudehülle und die Luftdichtigkeit.

Auch Passivhäuser werden von der KfW als Effizienzhaus 55 gefördert. „Durch die solaren Gewinne, also die Sonnenwärme, kann eine Südausrichtung des Gebäudes für eine leichtere Realisierung von Nutzen sein“, erklärt Sabine Stillfried vom Passivhaus Institut in Darmstadt (Hessen), „zwingend notwendig ist diese Südlage aber nicht“. Es seien auch schon nach Norden ausgerichtete Passivhäuser gebaut worden.

„Effizienzhäuser 70 und 55 sind aber noch nicht das Ende des Machbaren“, erläutert Kwapich. Mit Einführung der neuen EnEV – voraussichtlich im Herbst dieses Jahres – werde die KfW die Anforderungen an die Effizienzhäuser weiter verschärfen. Dann werde gesetzlich vorgegeben, dass Gebäude künftig mit durchschnittlich 30 Prozent weniger Energie auskommen müssen als bisher. Als Folge würden dann auch die Anforderungen an Effizienzhäuser angepasst.

Voraussichtlich zum 1. Oktober 2009 bringt die Deutsche Energie-Agentur das neue Gütesiegel „Effizienzhaus“ auf den Markt, das den Hausbaumarkt überschaubarer machen soll. Mit dem Siegel werden nur Häuser ausgezeichnet, deren Energieeffizienz deutlich besser ist, als dies der Gesetzgeber fordert. „Wer das Effizienzhaus-Siegel für sein Haus haben möchte, muss die energetische Qualität durch einen qualitätsgesicherten Energieausweis in einem standardisierten Verfahren bestätigen“, erläutert Thomas Kwapich von der dena. Jedes Haus werde nach der Fertigstellung von einem Fachmann begutachtet. Auch Häuser, die bereits vor dem Bau als „Effizienzhäuser“ beworben werden, müssten diesen Prüfprozess durchlaufen. Das dena-Siegel gebe es für Neubauten und für sanierte Altbauten.Stephanie Hoenig, dpa

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