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Im Erdgeschoss war über viele DDR-Jahre hinweg eine Seniorenfreizeitstätte untergebracht.

© Doris Spiekermann-Klaas

Verborgenes Varietétheater in Berlin Mitte: Die Fassade erinnert an öffentliche Gebäude

Die Gartenstraße 6 steht unter Denkmalschutz.

Es ist auf den ersten Blick ein Haus wie viele, die in Berlin die Bombennächte einigermaßen überstanden haben, und dennoch ist es ein Gebäude, das zur Baugeschichte der Stadt gehört. Die Gartenstraße 6 steht unter Denkmalschutz und ist unter der Nummer 09080460 sorgfältig katalogisiert: „Das um 1905 in neogotischen Formen errichtete Mietshaus Gartenstraße 6 zeigt die Entwicklung zur stärkeren plastischen Durchbildung der Gebäudekubatur bei gleichzeitiger Abnahme der Dekorelemente. Die Wand wird weitgehend als Fläche behandelt, in welchen die Fenster eingeschnitten sind.“

Weiter heiß es im Register: „Ein zweiachsiger, dreigeschossiger Erker mit seitlichen Balkonen, über den die Traufzone mit einem aufwendigen Blendgiebel durchbrochen wird, beherrscht das Gebäude. Die großflächige Verblendung der Wandflächen mit rotem Klinker erinnert an die Gestaltung öffentlicher oder konfessioneller Gebäude wie Schulen oder Gemeindehäuser.“

Das war bisher amtlicherseits zur Gartenstraße 6 zu sagen. Dass das Haus aber noch ein Nachtragskapitel im Denkmalregister bekommen wird, ist auch Helmut Heuler vom Landesdenkmalamt Berlin klar. Er kennt den großen Saalbau und die Empore im Hinterhaus, aber „leider auch den ruinösen Zustand“, der ein Betreten bisher verhinderte. Über die Ursprünge dieser Anlage und die Nutzung sei „inhaltlich nichts überliefert“. Bekanntlich gibt es zu Berlin-Mitte fast keine Bauakten mehr. Norbert Heuler und seine Kollegen sind gespannt, ob sich jetzt neue Quellen oder Sachkenner auftun werden.

Bisher hatte das langgestreckte Haus nebenan mit seiner gelben Klinkerfassade, die Gartenstraße 5, alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Es ist das Stadtbad Mitte, das seit seinem furiosen Um- und Ausbau 1929/30 immer noch ein „Wunderwerk aus Licht, Fliesen, Stahl und Stahlbeton“ ist. Man kann heute dort noch baden und schwimmen, zum Sport, aus Spaß oder, wie einst gewidmet, „zur Verbesserung der Volkshygiene“.

Dass im Hinterhaus zur Gartenstraße 6 so einiges abging, darf eigentlich nicht verwundern: Diese Gegend, die Oranienburger Vorstadt, hatte – mit Verlaub gesagt – nicht den besten Ruf. Im 19. Jahrhundert hatte sich das Viertel mit den Straßenzügen Brunnenstraße, Ackerstraße, Sandstraße und vor allem die Gartenstraße weit hinaus nach Norden zu einer Wohngegend der kleinen Leute entwickelt: Arbeiter, Angestellte und Beamte der unteren Ränge siedelten hier. Und weil die Mieten so günstig waren, quartierten sich dazwischen die Studenten ein.

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