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Immobilien: Wenn einem die Decke auf den Kopf fallen könnte

Welche Berechnungen sind vor der Sanierung von alten Holzbalkendecken anzustellen?

WAS STEHT INS HAUS?

Nachdem in meinem Mietshaus erheblicher Schwammbefall in den Holzbalkendecken festgestellt wurde, stellte ein Sachverständiger fest, dass die Decken vollständig ausgetauscht werden müssen. Der von mir beauftragte Statiker sieht infolge des vollständigen Ersatzes der Holzbalkendecke den Bestandsschutz in Gefahr. Würde er die alte Konstruktion mit neuen Berechnungen nachweisen wollen, so würde sie nach seiner Auffassung nicht halten und rät nun, Massivdecken einzubauen. Ich halte dies für überzogen und fühle mich falsch beraten. Wie geht man mit dem Bestand um?

WAS STEHT IM GESETZ?

Werden statisch tragende Bauteile infolge Alterung oder Beschädigungen in gleicher Konstruktionsweise ersetzt, wie sie ursprünglich bestanden haben und werden auch nicht anders belastet, bleibt der Bestand erhalten und es ergibt sich keine gesetzliche Notwendigkeit, eine statische Neuberechnung vorzunehmen und einen Bauantrag zu stellen. Die Auslegungen bestehender gesetzlicher Regelungen der einzelnen Bundesländer sind sehr unterschiedlich. Da es keine praxistauglichen Durchführungsbestimmungen gibt, kursieren zwischen Fachleuten und Behörden unterschiedlichste Auffassungen. Baupraktisch ist es Ihnen erlaubt, sowohl einzelne als auch alle geschädigten Holzbalken entweder zu erneuern oder mit geeigneten Verstärkungsmaßnahmen zu sanieren. Erneuern Sie die Holzbalken, müssen sie mindestens die ursprüngliche Querschnittsgröße haben. Die neuen Balkenabstände dürfen maximal so groß sein wie zuvor. Verringern Sie die Balkenabstände und vergrößern die Holzbalkenquerschnitte, entsteht keine schlechtere und gegenüber der ursprünglich vorhandenen Baukonstruktion abweichende Ausführung, die den Bestandsschutz aufheben würde. Da häufig bei Deckensanierungen auch geringfügig Fußbodenaufbauten verändert werden, sollten Sie einen statischen Lastvergleich zwischen der alten und neuen Belastung von Ihrem Statiker vornehmen lassen, damit Sie sicher sind, dass die neuen Balken nicht höher belastet werden.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Ich würde die geschädigten Holzbalken durch neue ersetzen und die Querschnittsabmessungen etwas vergrößern. Danach sollte die gesamte Konstruktion so wieder errichtet werden, wie sie ursprünglich war. Damit benötigen Sie keinen statischen Nachweis. Sollte eine statische Berechnung bei höherer Belastung der alten Balken erforderlich werden, kann ein anerkanntes statisches Nachweisverfahren gewählt werden, auch wenn es kein aktuell normiertes Verfahren ist. Dies ist jedoch zwischen Ihrem Statiker und Ihnen schriftlich zu vereinbaren. Besonders wichtig für den Erhalt des Bestandsschutzes Ihrer Holzbalkendecke ist es, dass Sie eine gleichartige Deckenfüllung aus Lehm oder Sand wieder einbauen, da Sie sonst nicht aus statischen, sondern aus schalltechnischen Gründen den Bestandsschutz der alten Konstruktion verlieren würden.

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