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Immobilien: Wenn Handwerk hohlen Boden hat

Wie viel Mörtel muss auf der Fliesenunterseite haften, damit Mängel praktisch ausgeschlossen sind?

WAS STEHT INS HAUS?

Wir haben in unser Wohnzimmer neue Bodenfliesen mit einer Kantenlänge von fast sechzig Zentimeter einbauen lassen. Eine am Fußbodenrand verlegte Fliese lockerte sich. Da auf der Fliesenrückseite kein Mörtel anhaftete, erklärte uns ein befreundeter Handwerker, dass die Fliesen falsch verlegt worden seien. Die übrigen Fliesen sitzen fest, haben jedoch zum Teil handflächengroße, hohl klingende Bereiche, was man durch Klopfen auf die Fliesenoberfläche wahrnehmen kann. Müssen wir damit rechnen, dass sich weitere Fliesen lösen? Sind die Fliesen mangelhaft verlegt?

WAS STEHT IM GESETZ?

Ist eine Bodenfliese unmittelbar nach der Herstellung bereits auf dem größten Teil ihrer Fläche hohl liegend oder löst sich gar ab, besteht ein Mangel der handwerklichen Leistung. Haftet an der gelösten Fliese kein Mörtel an, war der Fliesenkleber schon im Abbindeprozess und hatte eine sogenannte Haut gebildet, wodurch sich beim Aufdrücken der Bodenfliese auf den Mörtel kein Haftverbund mehr einstellen konnte. Wurde wie in Ihrem Fall der Fliesenkleber auf den Fußboden verstrichen, nennt man diese Verlegung Floating-Verfahren, das nach DIN 18 352 der Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) angewendet werden darf. Da der Fliesenkleber etwa zwei Millimeter dick aufgetragen wird, muss bei großformatigen Fliesen auch eine größere Fläche vorgelegt werden. Dabei besteht die Gefahr, dass der Fliesenkleber zu rasch abbindet, bevor die Fliese verlegt ist. Deshalb empfiehlt die Innung des Fliesenlegerhandwerks vorsorglich, großformatige Bodenfliesen im Floating-Buttering-Verfahren zu verlegen, bei dem sowohl der Fliesenuntergrund als auch die Rückseite der Bodenfliese mit Fliesenkleber gleichmäßig verstrichen wird. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Empfehlung, die über die bisher anerkannten Regeln der Technik hinausgeht. Aufgrund möglicher Maßungenauigkeiten der einzelnen Bodenfliesen kann mit diesem kombinierten Verfahren eine gleichmäßigere Bettung und hohlraumfreie Verlegung der Fliese handwerklich erzielt werden.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Eine gelöste Bodenfliese am Randbereich des Fußbodens ist zwar ein Mangel, kann jedoch einen Einzelfall darstellen, der nicht grundsätzlich auf eine Falschausführung aller Bodenfliesen schließen lässt. Sind großformatige Bodenfliesen in Wohnräumen im Floating-Verfahren verlegt, entspricht es dem technischen Regelwerk. Hohllagig klingende Teilflächen bis etwa zwanzig Prozent je einzelner Fliese sind handwerklich nicht immer vermeidbar und daher nicht als Mangel zu beurteilen. Bei üblicher Nutzung sind auch keine Vergrößerungen dieser Hohllagen zu erwarten. Um das handwerkliche Risiko bei der Verlegung von großformatigen Bodenfliesen zu verringern, würde ich das kombinierte Verfahren (Floating-Buttering) empfehlen. Der handwerkliche Aufwand steigt und sie müssen dann mit einem höheren Verarbeitungspreis rechnen.

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