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Immobilien: Wer sparen will, muß (erst) zahlen

Umweltbewußtsein und Energiesparen liegen im Trend - sichern sie in Zeiten wachsender Konkurrenz auf dem Immobilienmarkt aber auch den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung? Die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH macht die Probe aufs Exempel.

Umweltbewußtsein und Energiesparen liegen im Trend - sichern sie in Zeiten wachsender Konkurrenz auf dem Immobilienmarkt aber auch den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung? Die Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH macht die Probe aufs Exempel.Sie errichtet bis Dezember des Jahres 25 Niedrigenergiehäuser am südlichen Stadtrand von Berlin.Käufern stellt sie die Senkung der Heizkosten um 25 Prozent unter die gültige Wärmeschutzverordnung in Aussicht.Dieser Spareffekt stellt sich nicht automatisch ein, sondern hängt in starkem Maße von den Heiz- und Lebensgewohnheiten der Nutzer ab.So bieten die Niedrigenergie-Häuser keine Garantie, wohl aber beste Voraussetzungen zur Minimierung der Heizkosten.Ein Angebot, das dennoch seine Kundschaft findet?

Die Niedrigenergie-Häuser von Stadt und Land entstehen im neuen Stadtquartier Altglienicke, im Bezirk Treptow.Dort baut sie außerdem 40 konventionelle Eigenheime.Da die einzelnen Häuser einen sehr kleinen Grundriß haben, sind die jeweils vier bis fünf Zimmer mit einer Gesamtwohnfläche zwischen 106 und 118 Quadratmetern über drei, zum Teil auch vier Etagen verteilt.Die Niedrigenergiehäuser verfügen im Dachgeschoß zudem über eine Ausbaureserve.Mindestens 398 000 DM muß der Interessent für eines der 65 Reihenhäuser auf den Tisch legen, die obere Grenze liegt bei gut einer halben Mill.DM.Neben den Einfamilienhäusern errichtet die Gesellschaft in Altglienicke auch Geschoßbauten mit insgesamt 2437 Wohnungen.Davon sind die meisten mittlerweile fertiggestellt.

Mit diesem Projekt begibt sich die Stadt und Land auf ein für sie neues Terrain.Deshalb bietet sie zunächst auch nur 25 der insgesamt 65 Einfamilienhäuser in der Niedrigenergie-Bauart an.Man sei sich "noch nicht ganz sicher, wie der Markt auf diese Häuser reagiert" sagt Heinrich Kahrs, kaufmännisch für das Projekt verantwortlich.Denn wer die Energiebilanz eines Hauses verbessern will, muß sich das zunächst etwas kosten lassen.Mit 18 000 DM beziffert Bernd Möller vom Projektmanagement den Mehraufwand für den Niedrigenergie-Standard - die bessere Isolierung von Wänden und Dach hat ihren Preis.Außerdem verursacht eine thermische Solaranlage auf den Pultdächern Zusatzkosten.Sie liefert warmes Wasser für den Haushalt.

Auch diese Kosten hat natürlich der Käufer des Hauses zu tragen.Der Mehraufwand amortisiert sich nach Aussage von Möller aber nach 35 bis 40 Jahren.So lange dauert es, bis die geringeren Heizkosten den höheren Kaufpreis wieder eingespielt haben.Kaufinteressenten dürften diese lange "Abschreibungszeiten" nur bedingt überzeugen.Möller rechnet eher mit ideellen und ökologischen Kaufantrieben.Stadt und Land ziele mit diesen Häusern "auf ein ganz bestimmtes Klientel, die beim Erwerb eines Hauses nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Forderungen stellt" - und die ließen sich dieses persönliche Engagement auch etwas kosten.

"Ein 0-8-15 Haus kann jeder bauen", sagt GSW-Mann Möller.Um dagegen auf dem heiß umkämpften Immobilienmarkt bestehen zu können, müsse man Marktlücken suchen, erkennen und bedienen.Daß dieser Haustyp nur ein erster Schritt in Richtung ökologisches Wohnen ist, das ist der Baugesellschaft durchaus bewußt."Aber konsequente Ökologie kostet Geld", sagt Möller, "und der Markt muß dafür erst nach und nach sensibilisert werden."

JÖRN PESTLIN

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