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Jann Jakobs, 63, ist seit 2002 Potsdams Oberbürgermeister. Der SPD-Politiker stammt aus Ostfriesland.

©  Manfred Thomas

Wiederaufbau der Potsdamer Mitte: „Einer der schönsten Plätze Deutschlands“

Oberbürgermeister Jakobs möchte am Alten Markt mit dem Berliner Gendarmenmarkt gleichziehen.

Herr Jakobs, mit dem jetzt beginnenden Abriss der Fachhochschulgebäude rückt der Alte Markt wieder ins Zentrum der Potsdamer Stadtentwicklung. Was schwebt Ihnen an diesem Ort vor?

In den kommenden Jahren soll an dieser Stelle im Herzen der Landeshauptstadt ein urbanes und lebendiges Stadtzentrum mit dringend benötigten zusätzlichen Wohnungen, Platz für Gewerbetreibende, Gastronomie sowie Raum für Kunst und Kultur entstehen. Tausende Menschen werden hier einen neuen Lebensmittelpunkt finden – sei es im Beruf, in der Freizeit oder zum Wohnen. Unser Ziel ist es, dass mindestens 15 Prozent der neuen Wohnungen mietpreis- und belegungsgebunden sind. Aber nicht nur Häuser und Straßen werden neu gebaut, der ganze Stadtraum wird sich dank der Entwicklung verändern.

In welche Richtung?

Das kann man jetzt schon bei der Umgestaltung des Staudenhofes sehen. Dort wird die in den 1970er Jahren für unterirdische Lieferzonen aufgeschüttete Erde abgetragen, so dass der Blick vom Platz der Einheit zum Alten Markt wieder frei wird und somit die Plätze auch optisch verbunden werden. Das schafft letztendlich neue Stadtstrukturen, die den Alten Markt wieder zu einem integralen Bestandteil der Potsdamer Innenstadt machen.

Kritiker sprechen von einem preußischen Disneyland.

Ich halte diesen Vergleich für Unsinn. Der Vorwurf richtet sich im Kern gegen eine Neubebauung mit angeblich ausschließlich historisierenden, barocken Fassaden. Das ist aber falsch. Es entsteht ein neuer Stadtraum auf altem Grundriss auch mit moderner Architektur. Und mit vielfältigen Angeboten. Das war und ist uns bei der Entwicklung besonders wichtig.

Wird der neue Alte Markt eine Konkurrenz für den Berliner Gendarmenmarkt?

Der Gendarmenmarkt ist einer der schönsten Plätze Berlins. Wenn es uns in Potsdam gelingt, und dessen bin ich mir sicher, den Alten Markt ebenso zu beleben, wird er mit der Gebäudearchitektur, dem Obelisken, dem herausragenden Museum Barberini, dem Fortunaportal und Landtag sowie den gastronomischen Angeboten zu einem der schönsten Plätze Deutschlands werden und mit dem Gendarmenmarkt gleichziehen können.

Es sind ja auch 300 neue Wohnungen geplant. Wann können die Mieter einziehen?

Seit dieser Woche zeigen wir in der Roten Info-Box am Alten Markt, wie weit das Verfahren zur Bebauung der Potsdamer Mitte aktuell ist. Wir haben ein sehr aufwändiges Verfahren gewählt, weil wir etwas anders machen wollten als in anderen deutschen Innenstädten. Wir wollen mitentscheiden, was dort in welcher Qualität und Quantität entsteht. Wir verkaufen nicht an Investoren zum Höchstpreis, die dann gewinnmaximiert ein Haus in Standardform und -inhalt planen, das wir als Stadt dann auch noch genehmigen müssen.

Sondern?

Vielmehr werden wir die Grundstücke zu einem im Vorfeld festgelegten Preis veräußern und eine Jury entscheidet über die besten Konzepte, die an der Stelle realisiert werden sollen. Je mehr soziale Komponenten ein Konzept hat, desto besser. Und erst wenn der Interessent genau dieses Konzept in einen Bauantrag gegossen und eine Baugenehmigung für das vereinbarte Haus hat, wird der Grundstücksverkauf vollzogen. Mit diesem Verfahren gehe ich derzeit davon aus, dass die ersten Wohnungen 2020 oder 2021 bezogen werden können.

Werden Sie beim Blick aus dem Fenster dann noch das 17-geschossige Hotel Mercure vor Augen haben?

Davon ist auszugehen.

Ist der Abriss noch eine mögliche Variante zugunsten einer „Wiese des Volkes“?

Wir konzentrieren uns bei der Weiterentwicklung der Potsdamer Mitte derzeit auf andere Bereiche. Uns geht es augenblicklich um die Quartiere im Bereich des früheren Hochschulgebäudes zwischen Alter Markt und der zweiten barocken Stadterweiterung. Außerdem ist die Entwicklung an der Plantage mit dem Langen Stall und dem angrenzenden Areal ganz aktuell. Dort werden wir uns der Aufgabe stellen, wie wir die Kunst- und Kreativszene in der Potsdamer Mitte stärken.

Das Gespräch führte Paul F. Duwe.

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