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Schönes Land in Sicht. Derartige Wasserlagen gehören zu den teuersten in Berlin.

©  Chromorange/Karl-Heinz Sprembe/picture alliance

Wohnen am Wasser: Boot und Spiele

Berlin setzt auf neue Quartiere an den Ufern von Seen, Flüssen und Kanälen. Einige Beispiele.

Während in diesem regenreichen Frühsommer entlang von Elbe und Donau Traumlagen zu regelrechten Albtraumlagen werden, sind Ufergrundstücke in Berlin und Potsdam nach wie vor begehrt. Ob entlang von Spree, Havel und Dahme oder an einem der zahlreichen Seen: Wohnen am Wasser hat Konjunktur und führt dazu, dass auch weniger begehrte Stadtteile oder ehemalige Gewerbegebiete eine Aufwertung erfahren.

Ein Bespiel ist das Projekt „Yachthafenresidenz Havelwelle“ in Potsdam. Auf einem Teil des drei Hektar großen Areals an der Zeppelinstraße/Kastanienallee – dort waren früher die Stadtgärtnerei und ein Teil des Stadthafens beheimatet – sollen ab 2014 100 exklusive Wohnungen mit Terrasse bzw. Loggia und Blick auf die Havel entstehen. Außerdem wird es eine Steganlage für 50 bis zu 12,50 Meter lange Jachten geben.

„Rund 250 Interessenten haben wir schon“, sagt Willi Weber von Engel & Völkers Potsdam, die mit der Vermarktung beauftragt sind. Bei Kaufpreisen von 3200 bis 4400 Euro pro Quadratmeter richte sich das Angebot an die Alterszielgruppe „50 plus“ die „die Schlösser und Gärten hinter dem Haus und die Wassersportmöglichkeiten auf der anderen Seite nutzen möchten“, sagt Weber. Nach seiner Einschätzung werden die Käufer zu 85 Prozent Eigennutzer sein. Insgesamt werde die „Havelwelle“ begrüßt und passe gut zur benachbarten gehobenen Seniorenresidenz Johanniter-Quartier, wo sich auch der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe mit seiner Frau zur Ruhe gesetzt hat.

Etwas weiter nördlich am Tegeler See wird ein ähnliches Konzept von Kondor Wessels passend zur älteren Bevölkerung im Bezirk realisiert. Neben einem Johanniter-Pflegeheim entstehen an der Karolinenstraße drei vierstöckige Villen am Ufer des Tegeler Hafens mit 36 hochwertig ausgestatteten Eigentumswohnungen, die noch 2013 fertiggestellt werden sollen. Und auf der Tegeler Insel, die nur durch drei Fußgängerbrücken mit dem Festland verbunden ist, baut jetzt die GBI sieben Stadthäuser mit insgesamt 49 Eigentumswohnungen, die voraussichtlich im Herbst 2014 bezugsfertig werden. Die zwischen 80 und 130 Quadratmeter großen 3- und 4-Zimmer-Wohnungen werden zu Preisen zwischen 314 000 und 620 000 Euro angeboten.

Maritimes Wohnen mitten in der Stadt lautet das Motto und soll den Schlussstein des Quartiers am Tegeler Hafen bilden, das seit der Internationalen Bauausstellung 1987 entwickelt wurde. Der Standort gilt bereits als gute Lage. „Besonders hervorzuheben ist die städtebauliche und architektonische Qualität der Bebauung, die attraktive Freiflächengestaltung sowie der hohe Naherholungswert im Umfeld“, heißt es in einer Standortanalyse des Instituts für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS). Auch die gute Verkehrsanbindung und die Nähe zum Tegeler Stadtteilzentrum fallen positiv ins Gewicht. Eine gute Entwicklungsperspektive wird dem Quartier außerdem durch die Schließung des Flughafens Tegel gegeben – wann das auch immer sein mag.

Köpenick hat viel zu bieten

Eine ähnliche Entwicklung erhoffen sich nun Projektentwickler und Politiker auch für Köpenick. Hier soll die Inbetriebnahme des BER als Magnet für die Entwicklung von Brachen dienen sowie zur Aufwertung des zum Teil kleinteiligen, historischen Bestands. Wo etwa einst der Unternehmer Wilhelm Spindler seine Reinigungsfabrik an der Ernst-Grube-Straße betrieb, entsteht nun die „Wasserstadt Spindlersfeld“ als eine Kombination aus sanierten, denkmalgeschützten Altbauten und ergänzenden Neubauten in exponierter Lage direkt an der Spree. Insgesamt sollen auf dem 100 000 Quadratmeter großen Areal mehr als 850 neue Wohnungen entstehen.

Aber das ist nicht die einzige Wasserlage im wasserreichen Bezirk Treptow-Köpenick. Vor allem die Wasserfront im Stadtteil Grünau erfreut sich großer Beliebtheit bei Familien und Ruheständlern, auch Friedrichshagen und Rahnsdorf mit den Kolonien Wilhelmshagen, Hessenwinkel und Neu-Venedig, wo „die Bootsanlegestelle am Grundstück obligatorisch“ ist, wie manche behaupten, haben ihren ganz besonderen Charme. Anziehungspunkt ist hier der Müggelsee.

Mit der erfolgreichen Ansiedlung von Hochschulen und Technologieparks in Adlershof und Oberschöneweide entwickelt sich Köpenick und rückt in der Wahrnehmung von der Peripherie näher ans Zentrum heran. Nach Angaben des Bezirksamts Treptow-Köpenick planen Projektentwickler, bis zum Jahr 2020 rund 10 000 neue Wohnungen im Bezirk, darunter auch einige in Wasserlage. So will etwa die Agromex am Alt-Treptower Spreeufer auf dem Grundstück zwischen Treptower und den Twin-Towers drei Hochhäuser errichten.

Der Entwurf des Architekturbüros Pysall sieht zwei bis zu 110 Meter hohe Türme vor für rund 200 Wohnungen, während der 69 Meter hohe dritte Turm für ein Hotel gedacht ist. Zwischen den Hochhäusern, die so angelegt sind, dass sie die Umgebung möglichst wenig verschatten, sollen öffentliche Grünanlagen und ein Spielplatz entstehen. Um der innerstädtischen Lage gerecht zu werden, haben die Architekten auch eine Tiefgarage eingeplant. Anwohner kritisieren, dass hier ein Stück Spreeufer für Luxuswohnungen zubetoniert werden soll.

Auf der gegenüberliegenden Spreeseite provoziert ein anderes Hochhausprojekt mit Luxuswohnungen, die bis zu 4,2 Millionen Euro kosten. Living Levels heißt das architektonisch durchaus interessante Projekt in der Mühlenstraße 60, das durch die Entfernung von Mauerteilen traurige Berühmtheit erlangte. „Die Bauarbeiten kommen voran“, sagt Volker Thoms von der zuständigen PR-Agentur Scheunemann. „Rund 20 der 36 Wohnungen sind mittlerweile verkauft.“ Wasserlagen haben immer Konjunktur.

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