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Vor den Tiefbauarbeiten. Das Baugelände von „The Wave“ nach dem ersten großen Aufräumen.

© Reinhart Bünger

Wohnen an der Elsenbrücke: An der Mediaspree machen sie eine neue Welle

Am nördlichen Spreeufer in Friedrichshain hat sich die Kreativszene niedergelassen. Bald soll das Luxuswohnprojekt „Wave“ die letzte Lücke zwischen Oberbaumbrücke und Elsenbrücke schließen.

Mode, Medien und Musik – das sind bisher die Attribute für den schmalen Streifen Land zwischen Oberbaumbrücke und Elsenbrücke an der Stralauer Allee. Die Berliner Kreativszene hat sich am nördlichen Ufer der Spree mit Film- und Fernsehprojekten in exzellenter Wasserlage am ehemaligen Osthafen einen attraktiven Standort gesichert. Auch Coca-Cola Deutschland hat hier im Rahmen des Investorenprojektes Mediaspree seinen Hauptsitz errichtet. Neubaupläne gibt es auch für das Gelände des ehemaligen Yaam.

Wo also gut verdienende Menschen ihren Arbeitsplatz haben, fehlten nur noch luxuriöse Wohnungen. Die will nun die Bauwerk Capital GmbH & Co. KG (München) auf der letzten Brache des Uferstreifens errichten: Wave Waterside Living Berlin heißt das neue Angebot. Der Bauantrag wurde Mitte 2015 gestellt.

Das Projekt mit gemeinschaftlichen Dachterrassen und Fitness-Station „on top“ wurde offiziell noch nicht vorgestellt. Projektentwickler und Vermarkter Bauwerk schürt auf seiner Homepage zunächst die Vorfreude: „Die Hauptstadt ruft und kommen wird eine Designikone der renommierten GRAFT Architekten in unwiederbringlicher Wasserlage, direkt an der Spree. Ein Wohnprojekt, das seinesgleichen sucht. Eine neue Landmark für Berlin!“

Siebzig Prozent der Wohnungen sollen Spreeblick haben

Mehr ist aus dieser Quelle zum Spreeprojekt nicht zu erfahren – es soll in Deutschland erst im September vorgestellt werden. Der internationale Vorverkauf der insgesamt rund 13.000 Quadratmeter Wohnfläche hat nach Informationen dieser Zeitung aber bereits begonnen. Im Winter 2018 sollen die über sieben Etagen und zwei Wohnanlagen verteilten 161 Neubauwohnungen in Friedrichshain bezugsfertig sein. Siebzig Prozent der Wohnungen sollen Spreeblick haben.

Das Grundstück war im Juni 2013 zunächst von der Osthafen GmbH erworben worden, die es weiterverkaufte. Im Mai 2013 war ein Bauvorbescheid erteilt worden. Ein positiver Vorbescheid für das Projekt von Wohn- und Geschäftshäusern liege vor, bestätigte der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Panhoff (Bündnis 90/Die Grünen), auf Anfrage. Über einen Termin für den Baubeginn sei ihm noch nichts bekannt. „Wohnungsbau an dieser Stelle ist nicht von vornherein schlecht“, sagte er. „Allerdings ist die erhebliche Lärmbelastung durch die stark befahrene Straße zu beachten. Aber das bekommt man hin.“

Und so sieht die Projektplanung zwischen Stralauer Allee und den Wohnbauten auch Bereiche für Stellplätze vor. Das schafft etwas Abstand zum Verkehrslärm. Kritisch äußerte sich der grüne Bezirkspolitiker zum luxuriösen Standard des Projekts: „Das ist gewiss kein Beitrag zur Lösung der Wohnungsprobleme von Normalverdienern.“

Eine noble Adresse

Von der einstigen Hafenromantik ist an der Spree im Bereich der Stralauer Allee immer noch etwas zu erahnen. An der rund 1,4 Kilometer langen Kaimauer reihen sich alte Speicher und Lagerhallen – jetzt mit kreativer Nutzung – und Neubauten mit eigenwilligen Fassaden. Nur der Streifen an der Elsenbrücke liegt zurzeit noch brach. Die Wasserlage macht dieses Areal vis-a-vis des Monumentalkunstwerkes Molecule Man im Fluss aber zu einer noblen Adresse.

Die Preise sind entsprechend. Drei Beispiele: Für eine 4-Zimmer-Wohnung mit 120 Quadratmeter im Erdgeschoss  werden ohne Stellplatz 849 000 Euro aufgerufen. Mit rund 7000 Euro pro Quadratmeter ist also zu rechnen. Die ebenerdige Wohnung – sie hat einen Gartenanteil – kostet mit Stellplatz 888.000 Euro. Eine Wohnung mit gut einhundert Quadratmetern im zweiten Stock schlägt mit 750.000 Euro zu Buche – rund 7350 Euro pro Quadratmeter. Für Anleger gibt es auch kleinere Einheiten ab 200.000 Euro. Sie haben um die 30 Quadratmeter. Die größten 4-Zimmer-Wohnungen verbreiten sich über eine Fläche von bis zu 300 Quadratmeter und kosten dann 3,6 Millionen Euro.

Der englischsprachige Verkaufsprospekt wendet sich vor allem an ein internationales Klientel von Anlegern, wenn er auf die rund 1000 Beschäftigten von Coca Cola, Universal und MTV abhebt. Hervorgehoben wird auch, dass die Quadratmeterpreise in dieser Lage in den vergangenen fünf Jahren um mehr als fünfzig Prozent gestiegen sind – und die Mietpreise für Neubauwohnungen am Wasser würden sogar die Innenstadtlagen toppen: eine gute Anlagemöglichkeit, wie die Verkäufer betonen.

Ab 1913 wurden am Berliner Osthafen lebenswichtige Güter für die Versorgung der Großstadt umgeschlagen. Bis zu 40 Frachtschiffe konnten dort anlegen. Erst als 1923 der größere Westhafen eröffnet wurde, ging die Bedeutung des östlichen Pendants etwas zurück. In Betrieb blieb der Umschlagplatz bis Mitte der 90er Jahre. Dann wurde mehr und mehr über neue Nutzungen nachgedacht. Die Pläne für ein Hochhaus an der Elsenbrücke wurden nach Bürgerprotesten aber nicht weiter verfolgt.

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