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Immer schön der Reihe nach. Dunkelblau ist noch alle Theorie. Diese Schwimmhäuser gibt es bisher nur als Blaupause.

© Promo CTR

Wohnen im Hausboot: Einer ohne Steuermann

Bremer Firma bringt Ponton zum Wohnen auf dem Wasser an die Weser.

Wie überdimensionale Einzeller sollen sie einmal auf dem Wasser schwimmen: Die von der Architektin Erika Pekusova entworfenen Schwimmhäuser, die das Bremer Unternehmen CTR entwickelt, sehen aus wie vergrößerte Aufnahmen von Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop. Genau besehen sind sie aber recht konventionell errichtete Holzhäuser. Sie stehen auf Pontons und haben keinen eigenen Antrieb. Im Gegensatz zu den Wohnyachten, die das das Unternehmen Aquarius Waterhome an der Kaje vor Schuppen 1 in der Bremer Überseestadt zur Schau stellt, haben sie haben keine Sportbootzulassung. Mit schwimmenden Lauben, die auf einem Katamaranrumpf montiert sind, oder umgebauten Schiffen haben die CTR-Schwimmhäuser allerdings auch nichts gemein.

„Wir wollen Hausboote bauen, die Einfamilienhäusern entsprechen“, sagt CTR-Betriebswirt Burkhard Jahns in der Bremer Überseestadt. „Es sind in Holzständerbauweise errichtete Wohnungen, die sehr gute Wärmedämmeigenschaften haben.“ Die Hausboote sollen dem KFW-40-Energiesparhausstandard entsprechen. Zur Beheizung sind Gastherme vorgesehen. Die CRT-Hausboote sind im wasserrechtlichen Sinne „Lieger“ – also zum Wohnen, nicht zum Fahren gedacht. Der Ponton, der sie trägt, soll so etwas wie das Grundstück sein.

Die Kollektion des auf Ingenieurdienstleistungen spezialisierten Unternehmens besteht aus drei Grundtypen. Das kleinste Hausboot kommt mit einer Wohnfläche von 40 bis 50 Quadratmeter und einer Länge von fünf Meter daher. Es kann noch über Straßen angeliefert werden und kostet um die 100 000 Euro. Die Pontons für die größeren Modelle werden vor Ort gegossen; sie sind aus Stahlbeton, wie das 1943 gebaute Küstenmotorschiff „Treue“, das heute an der Bremer „Schlachte“ als Gastronomieschiff auf der Weser dümpelt. Wie die Pontons werden auch die Aufbauten der schwimmenden Holzhäuser in Reichweite ihrer Liegeplätze montiert. Dieses Werk verrichten Zimmermänner.

Knapp 70 Quadratmeter Wohnfläche bietet das mittlere Modell (150 000 Euro) – plus einer Außenterrasse, die für alle drei Hausboottypen vorgesehen sind. Die Luxusvariante hat über 80 Quadratmeter Wohnfläche und kostet um die 200 000 Euro. Eine Schwimmfähigkeitsbescheinigung des Germanischen Lloyd ist inklusive. Zum Vergleich: Ein Sport-Hausboot der Marke Aquarius Waterhome – mit 34 Quadratmeter großer Wohnfläche und integrierter Klär- und Fotovoltaik-Anlage – kostet ohne Inneneinrichtung knapp 180 000 Euro.

Zwei Zimmer mit Aussicht. Es gibt mehrere architektonische Grundtypen – eine oder sogar zwei Terrassen haben sie alle.
Zwei Zimmer mit Aussicht. Es gibt mehrere architektonische Grundtypen – eine oder sogar zwei Terrassen haben sie alle.

© Promo: CTR

Wer mit seinem Haus auf einem Ponton dauerhaft leben möchte, dürfte ohne Stauräume nicht auskommen. Jahns schlägt vor, den Ponton als Keller auszubauen. Denn seine Hausboote Made in Bremen sollen fest mit Wasser- und Abwasser- sowie Stromnetz verbunden werden. Wenn keine Wasser- und Abwassertanks im Ponton Platz finden müssen, ist genügend Raum für einen „Schlupfkeller“ vorhanden, sagt der Betriebswirt. Und wer Wert auf einen eigenen Garten auf dem Wasser lege, könne sich ja noch einen weitere Ponton gießen lassen, ein Gartenhaus draufstellen und mit dem Hausboot vertäuen.

Zu Prototypen sind die Pläne noch nicht herangereift: CTR Bremen wartet noch auf Kunden und auf Sponsoren. Zunächst einmal muss wohl die Stadt Bremen einen Platz für eine kleine – 10 bis 15 Hausboote umfassende – schwimmende Kolonie in der Überseestadt oder auf der Kleinen Weser ausweisen, damit das Geschäft im Ex-Europahafen Fahrt aufnimmt. Doch die Mühlen in Bremen malen langsam, zumal es keine bundesweit einheitliche, gesetzliche Regelung für Liegeplätze gibt.

In Hamburg ist man schon einen Schritt weiter, in Holland sowieso: Hausboote gehören dort zum Stadtbild. Wie auch für die CTR-Boote geplant, werden sie an das Wasser- und Abwassersystem angeschlossen. Von der Amsterdamer Hausbootdichte ist Berlin noch weit entfernt. Und anders als in Hamburg gibt es an der Spree noch keinen Hausboot-Koordinator. Wie viele solcher Schiffe es in Berlin gibt, weiß deshalb keiner, schätzungsweise sind es 50.

Weitere Informationen unter: www.ctr-bremen.de

www.aquarius-waterhome.de

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