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Wir bleiben in der Stadt. Vor allem berufstätige Frauen bevorzugen die gute und nahe Infrastruktur in Berlin.

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Wohnen in der Stadt: In Metropolen trotz steigender Preise keine Stadtflucht

Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main laut Untersuchung ohne große Wanderungsverluste.

„Raus aufs Land“ – das ist in Berlin derzeit nicht die Devise, selbst wenn in einigen Quartieren die Mieten exorbitant steigen und Eigentumswohnungen in der Hauptstadt immer teurer werden. Dennoch stehen nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Analyse und Konzepte zentrumsnahe Gebiete mit gutem Image und funktionierender Infrastruktur im Fokus. Das Unternehmen untersuchte die Wanderungsbewegungen in den Metropolen Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main.

Insgesamt wachsen die oben genannten Metropolen weiterhin. In allen drei Städten kommt der Wanderungsüberschuss vor allem durch die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen zustande. Doch dies sind vor allem Studierende und Berufseinsteiger – also Personen, die tendenziell über keine hohen Einkommen verfügen. In den letzten beiden Jahren, als die Mieten und Preise besonders stark angestiegen sind, verzeichneten die genannten Metropolen zwar bei der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen insgesamt nur geringe Zuwächse. Doch bei genauerer Betrachtung verbergen sich dahinter umfangreiche Wanderungsbewegungen.

Das heißt: Es hat in dieser Gruppe ein stärkerer Austausch stattgefunden, als die Zahlen auf den ersten Blick vermuten lassen. Tatsächlich stammen rund 30 bis 35 Prozent der Zuwanderungen in den drei Städten aus der Gruppe der 30 bis 50-Jährigen. In Berlin waren dies 2012 fast 52 000 Personen, in Hamburg 31 000 und in Frankfurt 22 000.

Zuwanderer bevorzugen dynamische Metropolen

Diese meist erwerbstätigen neuen Bewohner ziehen in der Regel aus beruflichen Gründen in die Stadt und verfügen über die finanziellen Mittel, ihre Wohnwünsche umzusetzen. Während für viele Zuwanderer dynamische Metropolen zum Ziel werden, verlassen andere Haushalte die Stadt. Diese „Stadtflucht“ in den Speckgürtel ist aber in Berlin nicht besonders stark ausgeprägt, sagt Matthias Klupp von Analyse & Konzepte: „In Berlin haben wir eine Sondersituation: Bis vor wenigen Jahren gab es hier noch Wohnungsleerstand und so konnte der durch Zuzüge bestehende Bedarf eine Zeitlang befriedigt werden.“

In dieser Zeit sei die Abwanderung ins Umland auf einem besonders niedrigen Niveau gewesen. „Jetzt sind die Zahlen wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt – das wir schon vor 2005 hatten“, sagt Klupp. In den vergangenen zwei bis drei Jahren habe die Zahl der Umlandabwanderungen zwar in allen drei Metropolen kontinuierlich zugenommen, allerdings ohne außergewöhnlich starke Bewegungen.

Auch Familien bleiben in der Stadt

Das Umland ist speziell für Familien attraktiv. Denn das Bestreben, Wohneigentum aufzubauen, einen eigenen Garten und mehr Wohnfläche zu besitzen, ist in den Städten deutlich schwieriger zu finanzieren. Dennoch ist in Berlin keine Flucht aus der Stadt ins Umland festzustellen.

„Die Familien, die früher ins Umland gezogen sind, bleiben jetzt in der Stadt“, hat das Beratungsunternehmen herausgefunden. Der Grund: Viele Frauen sind berufstätig und bevorzugen die gute und nahe Infrastruktur der Stadt – zum Beispiel wenn es um ein vielfältiges Angebot an Kindergärten geht.

Umgekehrt gibt es ältere Haushalte, die ihr Eigenheim im Umland verkaufen und in die Stadt ziehen, um von der besseren Infrastruktur und dem guten Kulturangebot zu profitieren. Doch eine deutlich gesteigerte Zuwanderung in die Stadt kann statistisch nicht beobachtet werden. „Es lässt sich nicht von einem Trend sprechen“, sagt Jens Oelgemöller von Analyse & Konzepte. Fazit: Wer einmal nach Berlin gekommen ist, will in der Stadt wohnen und ist bereit, dafür mehr Geld zu bezahlen.

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