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Winfried Glück: "Es geht darum, Verdrängung zu verhindern."

© privat

Wohnraum in Steglitz-Zehlendorf: „Großer Mangel an kleinen Wohnungen“

Im Februar ist ein „Bündnis für ausreichenden bezahlbaren Wohnraum in Steglitz-Zehlendorf“ gegründet worden. Warum das nötig war, erläutert Winfried Glück vom Wohnraumbündnis.

Herr Glück, Steglitz-Zehlendorf gilt als wohlhabender Bezirk. Warum braucht es da überhaupt ein Bündnis für ausreichenden bezahlbaren Wohnraum?

Insgesamt steht der Bezirk tatsächlich recht gut da. Laut dem Sozialstrukturatlas gibt es aber zwei Ausreißer mit erheblichen sozialen Problemen: Zehlendorf- Süd und die Thermometersiedlung in Lichterfelde-Süd. Auch in Steglitz-Zehlendorf leben viele Menschen mit geringem Einkommen, die zunehmend Schwierigkeiten haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Vor allem an kleinen Wohnungen, wie sie etwa junge Menschen brauchen oder Leute, die aus psychiatrischen Einrichtungen kommen, herrscht großer Mangel.

Wie kam es zur Gründung des Wohnraumbündnisses?

Die Initiative kam von den Runden Tischen in Steglitz-Zehlendorf, bei denen sich Akteure aus dem Kiez, Verantwortliche der Bezirksamts, Vertreter der Polizei, freie Träger und andere Engagierte gemeinsam für die Entwicklung des jeweiligen Stadtteils einsetzen. Ich bin Sprecher des Runden Tisches Zehlendorf-Süd. Auch am Wohnraumbündnis sind Vertreter von Politik, Mieterverein, Organisationen von Migranten, Einrichtungen der Jugendhilfe und anderen Institutionen beteiligt.

Was fordern Sie von der Politik?

Erstens möchten wir, dass wie in Pankow und anderen Bezirken auch in Steglitz-Zehlendorf das Instrument des Milieuschutzes eingeführt wird, um Verdrängung zu verhindern. Zweitens fordern wir vom Land einen Ausbau des sozialen Wohnungsbaus. Und drittens unterstützen wir die Konzeptentwicklung, wie sie etwa beim Projekt Parks Range in Lichterfelde-Süd zum Tragen kommt.

Was bedeutet diese Konzeptentwicklung genau?

Ziel ist es, dass der private Investor nicht nur teure Wohnungen, sondern auch preiswerte Mietwohnungen und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur errichtet. Bei der Vergabe von öffentlichen Grundstücken lässt sich das unterstützen, indem die Grundstücke nicht zum Höchstpreis verkauft werden.

Was versprechen Sie sich von Milieuschutzgebieten?

Es geht darum, Verdrängung zu verhindern. In Zehlendorf-Süd zum Beispiel wandelt die Deutsche Wohnen AG Miet- in Eigentumswohnungen um. Außerdem steigen bei einer Sanierung die Mieten. Immer wieder beobachten wir, wie Familien eine Räumungsklage bekommen und dann keine andere Wahl haben, als ins Märkische Viertel oder nach Marzahn zu ziehen.

Bei allen Problemen: Was gefällt Ihnen an Steglitz-Zehlendorf?

Der Bezirk hat mit dem Grunewald, der Krummen Lanke und dem Schlachtensee wunderbare Freizeitmöglichkeiten. Damit bietet er eine Wohnqualität, die sich beispielsweise vom Märkischen Viertel deutlich unterscheidet.

Winfried Glück ist Geschäftsführer des freien Jugendträgers Zephir und Mitglied der Steuerungsgruppe des Wohnraumbündnisses Steglitz-Zehlendorf. Mit ihm sprach Christian Hunziker.

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