zum Hauptinhalt
Im Blankenburger Süden laufen die Feldstudien für eine Bebauung an.

©  SenSW

Wohnungsbau in Pankow: Das plant der Senat für den Blankenburger Süden

Eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete nimmt Formen an. Angedacht ist ein Mischquartier mit bis zu 6000 Wohnungen.

Von Christian Hönicke

Eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete nimmt Formen an. Wie der Tagesspiegel von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (SenSW) erfuhr, wurden in dieser Woche Grundlagen der Planungen für das Bauvorhaben „Blankenburger Süden“ festgelegt.

Für das Gesamtgebiet der Voruntersuchung ist demnach nicht nur eine Wohnbebauung, sondern ein Mischquartier mit 5000 bis 6000 Wohnungen und Gewerbebauten angedacht. Der bisher dörflich anmutende Pankower Stadtteil Blankenburg würde von 6800 auf knapp 19 000 Einwohner anwachsen. Deswegen sind auch zwei Schulstandorte mit insgesamt mindestens vier Grund- und Sekundarschulen geplant: ein Standort im Norden des Planungsgebiets am Blankenburger Pflasterweg im Bereich des ehemaligen FHTW-Geländes, der andere im Südwesten an der Heinersdorfer Straße Ecke Schmöckpfuhlgraben.

An letzterem soll unabhängig von der Entwicklung des Restgebiets auf jeden Fall eine Grundschule gebaut werden, um den Bedarf in den angrenzenden Quartieren zu decken. Ein weiteres Argument dafür ist die Nähe zum anderen möglichen neuen Großquartier Pankower Tor. Zum Aufstellungsbeschluss für die Schule soll im ersten Quartal 2018 kommen.

Im März 2018 werden drei Bebauungskonzepte präsentiert

Ob auch der Rest der Ackerflächen bebaut wird, wird Anfang 2019 entschieden. So sieht es der Ablaufplan für das Bürgerbeteiligungsverfahren (genannt „KoPaK“) vor, den die SenSW im Rahmen des „Forums Blankenburger Süden“ erarbeiten ließ. Das Forum besteht aus Vertretern von Bürgerinitiativen, Politik, Kirche und Verwaltung und organisiert den Diskurs um die Bebauung. Die Beteiligung der Anwohner bereits in der laufenden Voruntersuchungsphase soll verhindern, dass das Projekt wie die Elisabeth-Aue an ihrem erbitterten Widerstand scheitert.

In die inhaltliche Planungsphase geht das Verfahren laut „KoPaK“ am 3. März 2018 mit einer Auftaktveranstaltung in Buch. Hier soll der Öffentlichkeit die Machbarkeitsstudie mit drei alternativen Bebauungskonzepten präsentiert werden, die derzeit von einem Ingenieursbüro entwickelt wird. Die drei Varianten sollen sich bei gleicher Wohnungszahl deutlich voneinander unterscheiden, vor allem was die Baudichte und die Verteilung der Nutzungsarten Wohnen und Gewerbe über das Gebiet betrifft. Alle sollen jedoch einen Tram-Betriebshof und ein reines Gewerbegebiet südlich des bisherigen Ortskerns Blankenburg enthalten.

Bausenatorin Katrin Lompscher, Verkehrssenatorin Regine Günther und Pankows Bürgermeister Sören Benn werden an der Veranstaltung ebenso teilnehmen wie der künftige Projektrat. Dieser wird quasi der Nachfolger des „Forums Blankenburger Süden“. 35 Vertreter verschiedener Interessensgruppen – darunter Parteien, Bürgerinitiativen, Verwaltung, Baubranche, Vereine – sollen hier mitwirken.

Nach der Präsentation können die Bürger drei Wochen lang per Onlineverfahren Rückmeldungen geben. Ergänzend soll der Projektbeirat Ende 2018 eine Empfehlung aussprechen. Beides soll dokumentiert und der Politik als „Wissensbasis“ vorgelegt werden, ehe Anfang 2019 Senat und Abgeordnetenhaus die Grundsatzentscheidung fällen. Laut SenSW ist dabei auch der Erlass möglich, dass es nicht zur Bebauung kommt.

Eine detaillierte Verkehrsplanung fehlt weiterhin

Darauf hofft weiterhin die Mehrzahl der fünf engagierten Bürgerinitiativen. Wer gedacht hatte, ihr Widerstand würde nach nun fast einjähriger Debatte erlahmen, sieht sich getäuscht. Im Gegenteil: Die weiterhin fehlende Verkehrsplanung ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Sie sehen ein tragfähiges Erschließungskonzept als unabdingbare Diskussionsgrundlage an, zumal das Gebiet um Blankenburg schon jetzt zu den Stoßzeiten verstopft ist. Bisher gibt es nur vage Überlegungen, die Tramlinie M 2 zu verlängern. Dabei sollte ein detailliertes Tramkonzept genauso wie die Netzuntersuchung für den Autoverkehr längst vorliegen.

Viele Forumsmitglieder registrieren enttäuscht und verärgert, dass sich die Verkehrsplaner komplett aus der Diskussion ausgeklinkt haben. Überlastung in der zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) könnte ein Grund sein, der andere, dass die Gesprächskultur in der Behörde nicht sehr ausgeprägt ist. Nur über Umwege war deshalb zu erfahren, dass mit dem Verkehrskonzept nicht vor Februar 2018 zu rechnen ist. Es soll direkt in die drei Bauvarianten eingearbeitet und so am 3. März präsentiert werden. Das werten die Bürgerinitiativen als Affront. Sie berufen sich auf das Versprechen der Politik, relevante Informationen rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Und fordern deshalb das Verkehrskonzept noch vor dem 3. März ein, um es seriös analysieren zu können.

Deutlich kommunikativer sind die Kollegen von der Stadtentwicklung, allerdings stimmt ihre Sicht erwartungsgemäß nicht unbedingt mit der der Kritiker überein. In dieser Woche legte die SenSW gleich zwei neue Gutachten vor, um Haupteinwände zu entkräften. Demnach steht die schlechte Versickerungseigenschaft der Ackerflächen einer Bebauung nicht im Weg – ein spezielles Regenwasser-Ablaufsystem soll Abhilfe schaffen.

Und auch die Energieversorgung sei trotz fehlender Fernwärmeleitung gesichert. Unter den favorisierten Lösungen ist demnach ein quartierseigenes Holzheizkraftwerk im künftigen Gewerbegebiet. Es gibt nur ein Problem: Pro Jahr müssten 400 Lkw mit Holzschnitzeln gen Blankenburg rollen. Ohne ein taugliches Verkehrskonzept werden sich die Neu-Blankenburger so oder so warm anziehen müssen.

Zur Startseite