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Im digitalen Haus der Zukunft sprechen viele Geräte miteinander.

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Wohnungswirtschaft: Schöne neue digitale Welt

Die Digitalisierung ergreift immer mehr Wirtschaftsbereiche. Was sind die Chancen und Risiken für Baubranche?

Die Digitalisierung ergreift immer mehr Wirtschaftsbereiche – neuerdings auch den Gebäudesektor. Doch wie immer bei einem großen Schlagwort stecken viele Aspekte dahinter:

Besseres Energiemanagement

Rund ein Drittel aller Energie wird in Deutschland von Gebäuden verbraucht. Bei Nicht-Wohngebäuden könnte der Bedarf durch eine konsequente digitale Steuerung um die Hälfte gesenkt werden. Das ergab eine Studie des Zentralverbandes der Elektronikindustrie ZVEI. Dazu gehört beispielsweise die Automatisierung von Beleuchtung.

Wie die Digitalisierung zum Energiesparen in Wohngebäuden beitragen kann, untersuchte das Forschungsprojekt Proshape in Berlin. Sechs Gebäude einer Wohnungsbaugenossenschaft in Prenzlauer Berg werden über ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Strom und Wärme versorgt. Im Projekt wurde eine Steuerung entwickelt, die den Energieverbrauch im Quartier ermittelt und die Energieerzeugung des BHKW optimiert. Der Mieter kann über die Technik seinen Wärmebedarf regeln und erhält einen transparenten Überblick über den Wärme- und Stromverbrauch. Praxiserfahrungen mit solchen Steuerungsmöglichkeiten gibt es zurzeit noch zu wenige.

Kommunikation mit den Mietern

Digitale Plattformen erleichtern die Kommunikation. So können die Hausbewohner bei der Hausverwaltung rund um die Uhr Meldungen hinterlassen, ohne anrufen zu müssen.

Abrechnung von Verbrauchsdaten

Das Ablesen von Verbrauchsdaten der Heizung und die anschließende Abrechnung sind für die Vermieter ein Kostenfaktor. Zurzeit erfahren die Mieter in der Regel nur einmal jährlich, wie hoch ihr Verbrauch ist. Digitale Messgeräte an den Heizkörpern können über Funk Verbrauchsdaten weiterleiten und sie gleichzeitig für die Mieter visualisieren, etwa auf dem Smartphone. Zahlreiche Studien belegen, dass allein durch das Wissen um den eigenen Verbrauch zehn bis 15 Prozent Energie gespart werden können.

Wie die Zähler gehören intelligente digitale Thermostate zu den geringinvestiven Maßnahmen. Sie können außerdem relativ einfach nachgerüstet werden. Damit ist unter anderem eine witterungsabhängige Steuerung von Heizungen möglich. Der Energiedienstleister Ista wendet das Verfahren in Polen an und macht damit nach eigenen Angaben Einsparungen in Höhe von zwölf Prozent möglich. Digitale Systeme machen auch eine schnelle Abrechnung möglich, wenn ein Mieter auszieht.

Building Information Modelling

Die Bauwirtschaft ist eine Branche, wo die Digitalisierung erst ganz am Anfang steht. Das soll sich ändern. Bis 2020 wird ein Building Information Modelling (BIM) für öffentliche Bauprojekte stufenweise eingeführt. Die Methode legt fest, wie digitale Daten zum Gebäude erstellt, weitergegeben und in einer 3D-Modelldatenbank gesammelt werden. Experten rechnen damit, dass in Zukunft sämtliche Prozesse am Bau mit BIM erfasst und bearbeitet werden. Ziel ist eine bessere Funktionalität der Bauten, weil beispielsweise auch Daten zur Luft- oder zur Geräuschqualität erhoben werden.

Datensicherheit

In Gebäuden werden künftig viele kleine Steuereinheiten wie die Funkzähler an den Heizungen oder andere Sensoren miteinander kommunizieren. Dieses sogenannte Internet der Dinge ist oft nicht genug gesichert und wurde kürzlich für einen Hackerangriff auf Twitter, Spotify, Paypal und Netflix genutzt.

Auch die gut gesicherten Smart Meter, deren Einbau ab 2017 für Großabnehmer mit einem Verbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden im Jahr Pflicht ist, können potenziell gehackt werden. Damit wären Verbraucher über ihre Daten ausspähbar. So könnten Einbrecher über den Stromverbrauch herausfinden, wann jemand zu Hause ist und wann nicht.

Verbraucherschützer kritisieren außerdem die vergleichsweise hohen Kosten für die Smart Meter. Andererseits können sie neue Einsparmöglichkeiten bieten und Elektrogeräte dann einschalten, wenn Strom billig ist.

Technische Assistenzsysteme

Möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben zu können, wünschen sich viele ältere Menschen. Digitale Assistenzsysteme unterstützen sie dabei. Sensoren im Teppichboden können einen Sturz melden, Abschalter ein Überhitzen des Herdes vermeiden. Senioren nutzen solche Systeme gern, ergab das Projekt SUSI TD.

Besseres Risikomanagement

Wenn Immobilienunternehmen ihren Datenbestand digitalisieren, haben sie einen besseren Überblick über ihr Portfolio, was das Controlling erleichtert. Präzisere Analysen und eine zuverlässigere Beurteilung von kritischen Lagen führen letztlich zu einem geringeren Risiko, teilt der Softwarehersteller Reasult mit.

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