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Immobilienfonds: Der SEB Immoinvest wird aufgelöst

Der Fonds verkauft seine Immobilien, die 350 000 Anleger werden schrittweise entschädigt. Das erste Geld fließt im Juni.

Die Entscheidung fiel schneller als erwartet: Bereits am Nachmittag kam die Nachricht, dass der Immobilienfonds SEB Immoinvest aufgelöst wird. Wenige Stunden nach Ablauf der Bedenkfrist für die Anleger stand fest, dass der sechs Milliarden Euro schwere Fonds, Nummer fünf der Branche, keine Zukunft mehr hat. Die Rückgabewünsche hätten die Liquidität des Fonds „deutlich überstiegen“, teilte die Fondsgesellschaft SEB Asset Management am Montag mit. Konsequenz: Keiner der Anleger wurde ausgezahlt. Bis zuletzt hatte Fondsmanagerin Barbara Knoflach versucht, die 350 000 Anleger, die ihr Geld in den Fonds gesteckt haben, zum Bleiben zu bewegen. Ohne Erfolg. „Ich bedauere dies sehr“, sagte Knoflach. Die Anleger werden nun schrittweise ausgezahlt. Fünf Jahre hat Knoflach Zeit, um die 132 Immobilien, die der Fonds besitzt, zu verkaufen. Das gilt auch für die 19 Objekte am Potsdamer Platz, die mit einem Buchwert von 1,45 Milliarden Euro den Großteil des Immobilienvermögens ausmachen. Bis zuletzt hatte die SEB versucht, das Areal zu Geld zu machen – vergeblich. Die Anteilseigner sollen bereits im Juni eine erste Auszahlung in Höhe von voraussichtlich 20 Prozent des Fondsvermögens erhalten. Im Anschluss daran sind halbjährliche Ausschüttungen geplant. Wie hoch diese ausfallen, hängt vom Erfolg der Immobilienverkäufe ab. Diese entscheiden darüber, wie die Anleger am Ende dastehen. Das Problem: Weil mögliche Käufer wissen, dass sich die SEB von den Immobilien trennen muss, könnten sie die Preise drücken. „Die Verkaufspreise könnten daher unter den Werten liegen, mit denen die Immobilien derzeit bewertet sind“, sagte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg dem Tagesspiegel. Das würde bedeuten, dass die Anleger am Ende weniger als die 51,24 Euro bekommen, mit denen die Anteile derzeit bewertet sind. Doch vielleicht kommt auch alles anders. Denn immerhin hat die SEB Zeit, die Objekte an den Markt zu bringen. Daher sei es auch möglich, dass die Sparer ungeschoren davonkommen, meint der Verbraucherschützer. Wer sich auf diesen Nervenkitzel nicht einlassen will, kann seine Anteile jederzeit über die Börse verkaufen – allerdings mit deutlichen Abschlägen. Am Montagnachmittag lag der Kurs bei 35 Euro. Enttäuschte Anleger sollten auch darüber nachdenken, ihre Bank zu verklagen, meint Nauhaus. „Die Berater verkaufen offene Immobilienfonds als sichere Anlage und verschweigen die Risiken“, kritisiert er. Trotz der Krise vieler Fonds sind offene Immobilienfonds bei den Anlegern beliebt. Unterm Strich flossen ihnen im ersten Quartal dieses Jahres 1,4 Milliarden Euro zu, teilte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) am Montag mit. „Die Probleme einzelner Fonds ändern nichts an der Attraktivität von offenen Immobilienfonds“, sagte BVI-Sprecher Felix Fortelka dem Tagesspiegel. „Sachwerte stehen bei Anlegern gerade in Krisenzeiten hoch im Kurs.“ Nicht immer geht die Rechnung auf: Sieben Immobilienfonds werden aufgelöst, sechs weitere liegen auf Eis, darunter ist mit dem CS Euroreal ein weiteres Schwergewicht der Branche. Bis zum 18. Mai müssen dessen Manager über die Zukunft des Fonds entscheiden. Am Montag wollten sie sich nicht äußern.

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