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"Impact Investing": Wir brauchen Regeln für ökologische und soziale Unternehmen

Schon heute fließen weltweit Milliarden, um sozial-wertvolle Projekte anzuschieben. Es könnte noch mehr sein, meint unser Autor von der Investitionsbank Berlin

Bei der Herbsttagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, die vor wenigen Tagen auf Bali zu Ende gegangen ist, wurden Richtlinien für das sogenannte "Impact Investing" verhandelt. Dieses wirkungsorientierte Investieren ist eine Anlagestrategie, mit der ein finanzielles und ein soziales und ökologisches Ergebnis erzielt werden soll.

Impact Investing (hier eine kurze Begriffsdefinition der Weltbank, auf Englisch) wird schnell mit Investitionen im globalen Süden gleichgesetzt. Aber das ist falsch, denn die UN-Entwicklungsziele, an denen sich die Impact-Investoren ausrichten, sollen weltweit erreicht werden. Und auch in den hochentwickelten Metropolen des Nordens, zum Beispiel in Berlin, sind sie weit davon entfernt, schon erfüllt zu sein!  Denken wir an die wachsende Wohnungsknappheit, an den hohen Anteil von fossilen Energieträgern, an den Zustand unserer Schulen und den vielen Schulabgängern ohne Abschluss. Auch von den angestrebten „Abschaffung der Armut, überall“ und  den „nachhaltigen Konsum- und Produktionsweisen“ sind wir in Berlin noch weit entfernt.   

Impact Investoren zielen darauf ab, ihren Beitrag zur Erreichung dieser Ziele zu leisten. Nach Angaben des Global Impact Investing Network sind derzeit weltweit 218 Milliarden US-Dollar (190 Milliarden Euro) in dem Impact-Investing-Segment investiert. Eine Verfünfachung in den letzten fünf Jahren! Doch ist der Anteil des Impact Investings an dem gesamten Anlagevermögen in Höhe von 80 Billionen Dollar (das entspricht knapp 70.000 Milliarden Euro) immer noch minimal. 

Die Rahmenbedingungen verbessern sich

Das könnte sich bald ändern, denn die Rahmenbedingungen verbessern sich gerade. Ein Problem des Impact Investings, das viele Investoren bislang abgeschreckt hat, ist die Schwammigkeit, die dem Konzept anhaftet: das Fehlen einheitlicher Definitionen, Normen und Messverfahren. Diesem Problem hat sich eine Weltbanktochter, die International Finance Cooperation, angenommen. In Kooperation mit großen kommerziellen Banken und bedeutenden Institutionen des Impact-Investing-Marktes hat sie „Prinzipien für das Impact Investing“ entwickelt, die die Chance haben, sich als Industriestandard durchzusetzen. Verkürzt gesagt verpflichten sie Impact Investoren dazu, ihre Wirksamkeitsziele ex ante festzulegen und über den ganzen Investitionsprozess hinweg zu verfolgen und bei einer drohenden Zielverfehlung zu handeln - genauso wie sie dies hinsichtlich der finanziellen Ertragsziele tun.   

Was bedeutet die Entwicklung des Impact Investings für Förderbanken, wie die Investitionsbank Berlin? Diese sollten mit ihren begrenzten Mitteln noch stärker eine katalytische Rolle einnehmen: Ihre Investitionen müssten ein Vielfaches an Investitionen des Privatsektors nach sich ziehen. Sie erreichen dies manchmal allein schon mit der vertrauenstärkenden Signalwirkung, die mit ihrem Engagement verbunden ist. In anderen Fällen kann mit Garantien und einer gezielten Übernahme von Risiken erreicht werden, das Chance beziehungsweise Risikoprofil eines Impact-Investing-Projekts so auszutarieren, dass es für den Privatsektor machbar erscheint.

Ein anderer Hemmschuh für das Impact Investing ist die Kleinteiligkeit der zu finanzierenden Projekte. Sie müssen in größere Fondskonstruktionen gebündelt werden. Eine solche Bündelung ist nötig, um Einzelrisiken über einen Portfolioansatz beherrschbar zu machen, vor allem aber, um die großen Kapitalsammelstellen in die Lage zu versetzen, sich im Segment Impact Investing zu engagieren. Denn solche Anleger können nicht kleinteilig agieren, sondern sind darauf angewiesen mit jeder einzelnen Investitionsentscheidung große Volumina anlegen zu können. Bei dem Aufsetzen von geeigneten Fondskonstruktionen können Förderbanken mit ihrem Strukturierungs-Know-how helfen.

Auch das Land Berlin fördert nachhaltige Unternehmen

Die Investitionsbank Berlin versteht sich selber als Impact Investor; insbesondere beim Wohnungsbau kann sie da auf eine jahrzehntelange Historie verweisen. Aber auch im Hinblick auf ihre Förderung von kleinen und mittleren Betrieben und von Clustern, insbesondere dem der Energietechnik.  Erst kürzlich hat sie ihre Förderprogramme für Berliner Sozialunternehmen ausgeweitet, die als gemeinnützige GmbHs firmieren und konnte damit ihr Impact-Investing-Spektrum erheblich ausweiten. 

In Berlin gibt es viele Sozialunternehmer, die mit technisch-innovativen Angeboten erheblich zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen. Wie zum Beispiel Betterplace gAG, die größte Online-Spendenplattform Deutschlands oder Ackerdemia e.V., ein Verein der eine innovative, naturnahe Bildungsdienstleistung für Nahrungsmittel und gesunder Ernährung deutschlandweit ausrollt. Ackerdermia ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, unter pädagogischer und fachlicher Anleitung Gemüse zu produzieren und zu vermarkten. In Berlin entwickelt sich ein wirkungsmächtiger Impact Investing Hub und die IBB wird alles tun, um ihn zu unterstützen.

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