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Wirtschaft: In Berlin noch Lehrstellen frei

Wirtschaft will Angebot ausweiten / DGB warnt vor Engpaß BONN (wei).Die Zahl der Schulabgänger, die noch nach einer Lehrstelle suchen, ist nach Angaben der Bundesregierung im Oktober deutlich gesunken.

Wirtschaft will Angebot ausweiten / DGB warnt vor Engpaß

BONN (wei).Die Zahl der Schulabgänger, die noch nach einer Lehrstelle suchen, ist nach Angaben der Bundesregierung im Oktober deutlich gesunken.Im vergangenen Monat suchten noch 10 700 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, davon ein Drittel in Ostdeutschland.Ende September waren es noch 47 300.Damit seien die "Katastrophenprognosen vom Frühjahr" widerlegt, sagte Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers am Dienstag.In den alten Ländern gehe man davon aus, daß Angebot und Nachfrage bereits ausgeglichen seien oder durch die laufenden Initiativen ausgeglichen würden.In den neuen Ländern und Berlin stünden von den bereitgestellten 12 500 Programmplätzen noch 7000 zur Verfügung.Bis zum Jahr 2005 rechnet Rüttgers mit einem Anstieg der Nachfrage um ein bis zwei Prozent jährlich.Im nächsten Jahr müßten daher 6000 bis 7000 Jugendliche mehr untergebracht werden als 1997. Die Mitglieder der deutschen Industrie- und Handelskammern haben bislang 8,1 Prozent mehr Ausbildungsplätze bereitgestellt als im vergangenen Jahr.Das hat eine Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) ergeben.Bis zum Jahresende würden die Betriebe 280 000 Lehrlinge einstellen, sagte DIHT-Präsident Hans-Peter Stihl am Dienstag in Bonn.Für das nächste Jahr kündigte er eine weitere Steigerung auf 300 000 Stellen an.Heftige Kritik übte Stihl an Politikern, Gewerkschaften und der Bundesanstalt für Arbeit.Mit "unverantwortlicher Schwarzmalerei" hätten sie die Jugendlichen veranlaßt, Ausbildungsplätze zu horten.Den Schaden hätten jetzt nun diejenigen, die überhaupt keine Lehrstelle hätten.14 500 Stellen konnten nach Angaben Stihls nicht besetzt werden, weil die ursprünglichen Bewerber nicht angetreten seien.Mit der Bundesanstalt für Arbeit habe man inzwischen einen Datenabgleich vereinbart.Einem "Bündnis für Ausbildung", wie es Bundeskanzler Helmut Kohl angeregt hat, stehe die Wirtschaft aber nach wie vor offen gegenüber, sagte Stihl weiter.Die Unternehmen seien bereit, ihren Beitrag zu leisten, damit alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz erhalten.Die Rahmenbedingungen für die duale Berufsausbildung müßten aber "weiter und nachhaltig verbessert" werden.So dürfe "nicht daran gerüttelt werden", daß die Betriebe freiwillig und selbstverantwortlich ausbilden.Eine Finanzierungsumlage lehnt die Wirtschaft ab.Vielmehr müßten die Ausbildungskosten der Betriebe begrenzt werden, insbesondere durch Einfrieren der Ausbildungsvergütung. Dagegen verlangte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erneut die Einführung einer Ausbildungsabgabe.Dafür gebe es sowohl in der Bevölkerung als auch im Bundestag eine breite Mehrheit, sagte DGB-Vorstandsmitglied Regina Görner.Nach Schätzung des DGB wird das Ausbildungsplatzangebot insgesamt ­ also einschließlich Handwerk und öffentliche Verwaltung ­ 1998 um 11,3 Prozent zurückgehen.

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