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Wirtschaft: In den Köpfen beginnt der Aufschwung

Die Wirtschaft schafft es auch ohne unsere Hilfe - mit dieser Hoffnung sind viele Abgeordnete des amerikanischen Kongresses in die Weihnachtsferien geflogen. Zuvor waren die Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über eine staatliche Konjunkturhilfe vorerst gescheitert.

Die Wirtschaft schafft es auch ohne unsere Hilfe - mit dieser Hoffnung sind viele Abgeordnete des amerikanischen Kongresses in die Weihnachtsferien geflogen. Zuvor waren die Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über eine staatliche Konjunkturhilfe vorerst gescheitert. "Ökonomen erzählen uns, dass die Wirtschaft sich aus eigener Kraft erholen wird", sagte Allen Boyd Jr., demokratisches Mitglied des Repräsentantenhauses. Ein Konjunkturpaket sei daher vielleicht gar nicht mehr notwendig. Das Wunschdenken der Politiker in Washington wird durch jüngste Signale aus der Wirtschaft gestützt. Das von der Universität Michigan gemessene Konsumklima ist im Dezember überraschend stark auf 88,8 von zuvor 83,9 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit den Terroranschlägen am 11. September. "Die gute Nachricht ist, dass der allgemeine Pessimismus zurückgegangen ist", sagte Richard Curtin, zuständiger Direktor an der Uni Michigan, "die schlechte Nachricht ist, dass die Verbraucher nur eine sehr langsame Erholung der Wirtschaft erwarten".

Die zwiespältige Haltung der Konsumenten spiegelt sich in ihrem Geldbeutel wider. Ihre Ausgaben sind im November mit einer Jahresrate von 0,7 Prozent zurück gegangen. Das ist zwar ein Einbruch gegenüber dem Vormonat, als die Autokonzerne die Verbraucher mit kostenlosen Finanzierungsangeboten zu hohen Ausgaben verführten. Der Rückgang ist jedoch weniger stark, als Analysten befürchtet hatten. "Der private Verbrauch hält sich beachtlich gut", sagte William Dudley, Chefökonom bei Goldman Sachs. Allerdings, so Dudley weiter, sei das private Einkommen der Amerikaner im November um 0,1 Prozent gesunken - zum dritten Mal hintereinander. Die steigende Arbeitslosigkeit und der Rückgang von erfolgsabhängigen Einkommensbestandteilen seien dafür verantwortlich. "Das wird den Konsum Anfang nächsten Jahres beeinträchtigen", prophezeite der Ökonom.

Der Aufschwung kommt - aber er wird schwächer als erwartet. Das ist die Formel, auf die sich die meisten Experten verständigt haben. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter 42 Ökonomen wird die US-Wirtschaft im Schlussquartal dieses Jahres noch einmal um 1,4 Prozent schrumpfen. In den Monaten Juli bis September ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,3 Prozent auf Jahresrate gerechnet gegenüber dem Vorquartal gesunken. Das Handelsministerium hatte bislang ein Minus von 1,1 Prozent errechnet, musste diesen Wert aber auf Grund eines höheren Lagerabbaus, geringerer Exporte und eines schwächeren Konsums korrigieren.

Eine konjunkturelle Trendwende erwarten die von Bloomberg befragten Volkswirte im zweiten Quartal 2002. Dann soll die Wirtschaft mit einer Rate von 2,5 Prozent wieder wachsen und bis zum Jahresende das Tempo auf 3,9 Prozent steigern. "Damit wäre der Aufschwung nur halb so stark wie in früheren Phasen einer wirtschaftlichen Erholung", sagte Carl Leahey, Ökonom bei der Deutschen Bank in New York. Sein Kollege John Ryding von der Investmentbank Bear Stearns hält eine Rückkehr zu höheren Wachstumsraten nur für möglich, wenn auch die Unternehmen wieder investieren. Das könne jedoch noch bis zum Jahr 2003 dauern. Im dritten Quartal sind die Investitionen der Firmen um 8,5 Prozent gesunken.

Die erwartete Erholung im Frühjahr wird bislang vor allem darauf zurückgeführt, dass die Unternehmen ihre leeren Läger wieder auffüllen müssen. Mit fast 62 Milliarden Dollar erreichte der Lagerabbau zwischen Juli und September einen Rekordwert. Ryding rechnet damit, dass sich der Räumungsverkauf im letzten Quartal des Jahres noch einmal auf mehr als 100 Milliarden Dollar beschleunigen wird.

tor, HB

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