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Wirtschaft: In den Tarifstreit Metall kommt Bewegung

BERLIN/LEINFELDEN (uwe/rtr).Der Tarifstreit der deutschen Metallindustrie wurde am Mittwoch erneut durch heftige Warnstreiks begleitet.

BERLIN/LEINFELDEN (uwe/rtr).Der Tarifstreit der deutschen Metallindustrie wurde am Mittwoch erneut durch heftige Warnstreiks begleitet.Während der Gespräche der Arbeitgeber und der IG Metall in Baden-Württemberg gab es nach Gewerkschaftsangaben bundesweit Warnstreiks unter Beteiligung von rund 150 000 Metallern.Allein in Nordrhein-Westfalen legten nach Angaben der IG Metall mehr als 120 000 Mitarbeiter in 825 Betrieben zeitweise die Arbeit nieder.In Baden-Württemberg seien rund 15 000 Arbeitnehmer in Warnstreiks getreten, in Bayern 14 000.

Nach der Vorlage des Angebotes der Arbeitgeber am Mittwoch abend rechneten Analysten mit einem Abschluß um die drei Prozent.Die Wahrscheinlichkeit eines Streiks schätzten sie als eher gering ein.Die Experten von Institutionen wie dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) sowie der Bank Julius Bär in Frankfurt gaben am Mittwoch Schätzungen zwischen drei und 3,5 Prozent ab.

Hans-Werner Sinn, neuer Präsident des Münchener ifo-Institutes, sprach sich gegenüber dem Tagesspiegel noch einmal für mehr Phantasie in der Tarifpolitik aus.Seiner Ansicht nach wäre eine Hinwendung zum Sparlohn eine zeitgemäße tarifpolitische Maßnahme.Praktisch würde dies bedeuten, daß Arbeitnehmer beispielsweise bei einer sechs prozentigen Lohnerhöhung die Einkommenssteigerung nicht bar ausgezahlt bekämen, sondern eine Unternehmensbeteiligung an ihrer Firma in entsprechender Höhe erhielten.Der Barlohn bliebe konstant, so daß Neueinstellungen zu diesem Lohn erfolgen und keine negativen Beschäftigungswirkungen eintreten könnten.

Wenige Stunden vor Beginn der Tarifverhandlungen in Leinfelden hatte IG-Metall-Vizechef Jürgen Peters die Hoffnung geäußert, daß es dabei zu einem Ergebnis kommt.Gleichzeitig stellte er klar, wenn sich die Arbeitgeber weiterhin verweigerten, dann würden sich auch die Arbeitnehmer verweigern.Dann werde durch weitere Warnstreiks versucht, die "Vernunft der Arbeitgeber zu produzieren".Peters fügte hinzu: "Wenn das nicht geht, dann sehe ich schwarz." Die Metallarbeitgeber hatten bisher eine lineare Lohnerhöhung von zwei Prozent und eine ertragsabhängige Einmalzahlung in Höhe von 0,5 Prozent angeboten.Dies hatte die IG Metall als nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen und zu Warnstreiks aufgerufen.Seit dem vergangenen Freitag sind mehrere tausend Metallarbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Sachsen auf die Straße gegangen.Die Nervosität wächst.Nachdem am Dienstag auch Bundeskanzler Gerhard Schröder die Tarifparteien zu einer schnellen und vernünftigen Einigung aufgerufen hatte, steht auch die Gewerkschaft unter Druck, die Tarifverhandlungen schnell zu beenden - jedenfalls, bevor die Bündnis-für-Arbeit Partner Ende Februar wieder zusammenkommen.

Der weitere Fahrplan der Metalltarifverhandlungen ist nun klar: In der kommenden Woche wird am Dienstag und am Mittwoch in den wichtigsten Tarifbezirken verhandelt.Wenn es dort nicht zu einem positiven Verhandlungsergebnis und zu einer abschlußfähigen Kompromißlinie kommt, wird die große Tarifkommission der Gewerkschaft am nächsten Donnerstag die Urabstimmung beschließen.Dann könnte nach Karneval ein Arbeitskampf beginnen.Bisher hat die Metallgewerkschaft keinen Bezirk genannt, in dem ein Pilotabschluß gesucht werden soll.Wahrscheinlich ist allerdings, daß die Tarifpartner entweder in Nordrhein-Westfalen oder in Baden-Württemberg, wo sich die Tarifparteien am kommenden Dienstag wieder zusammensetzen, versuchen werden, einen Abschluß zu finden.

Daneben bewerben sich offenbar auch noch die bayerischen Metallgewerkschafter um das Mandat.In Bayern war 1995 nach einem erbitterten Arbeitskampf ein Abschluß gefunden worden, der das Arbeitgeberlager an den Rand des Auseinanderbrechens gebracht hatte.Im Anschluß an diesen Abschluß hatten Gewerkschaft und Arbeitgeber Gespräche über eine Reform der Flächentarifverträge vereinbart, die bis heute allerdings zu keinem greifbaren Ergebnis geführt haben.

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