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Wirtschaft: In der Krise bleibt man zu Hause

Das Gastgewerbe leidet unter der Konjunkturflaute besonders stark/Noch 6000 Restaurants und Kneipen in Berlin

Berlin (avi). Die Deutschen geben immer weniger in Kneipen, Restaurants und Hotels aus. Der Umsatz des Gastgewerbes sank zuletzt den fünften Monat in Folge. Im Februar sanken die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahrsmonat, der auch schon ziemlich schwach war, um 8,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Nach dem schlechten Jahr 2002 drohen nun in diesem Jahr weitere Betriebsschließungen. Doch noch hofft die Branche auf eine Geschäftsbelebung nach dem Ende des IrakKrieges, der die Konsumlust der Deutschen bremste.

„Das Gastgewerbe ist eine besonders konjunktursensible Branche“, sagt Marc Schnerr vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Bei Restaurant- und Kneipenbesuchen wird in Krisenzeiten zuerst gespart.“ In Berlin wird das nicht nur bei der Schließung von Gourmet-Restaurants wie dem „Adermann“ oder „Portalis“ am Gendarmenmarkt deutlich: „Früher gab es in Berlin 6500 Restaurants und Kneipen, jetzt dürften es noch rund 6000 sein“, sagt Karl Weißenborn vom Berliner Hotel- und Gaststättenverband. Die Sparneigung mache auch den Berliner Hotels zu schaffen, die sich zuletzt im Jahr 2000 über glänzende Zahlen freuen konnten.

Der Umsatz entwickelte sich in den Teilbranchen unterschiedlich. Während Hotels, Restaurants und Kneipen für Februar 2003 einen Rückgang von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichneten, gingen die Einnahmen bei Kantinen und Caterern nur um real 3,5 Prozent zurück.

Auch in den einzelnen Teilbereichen des Gastgewerbes sieht Karl Weißenborn unterschiedliche Trends: „Die Krise fördert den Strukturwandel. Die Eckkneipe mit geringer Getränkeauswahl hat es schwer, originelle Erlebnisgastronomie findet trotz Krise neue Gäste.“ Erfolgreich seien Gastwirte mit Gespür für Marketing, die schnell auf neue Trends reagierten. Doch auch für innovative Trend-Restaurants waren die vergangenen Monate nicht leicht. „Besonders im Januar und Februar hatten wir eine schwere Zeit“, sagt Stefan Schneck, der Ende vergangenen Jahres in der Veteranenstraße in Mitte sein zweites „Nola’s Restaurant“ eröffnet hat. Doch insgesamt ist er mit dem Erfolg seiner „One World Cuisine“ zufrieden, bei der sich die Gäste durch verschiedenste Küchenkulturen probieren können.

Andere Gastronomen wollen die Krise durchstehen, indem sie auf verschiedene Standbeine setzen. So betreibt Josef Laggner nicht nur das Restaurant „Lutter und Wegner“ am Gendarmenmarkt, sondern unter anderem den „Kaisersaal“ im Sony-Center, den Gesellschaften für Feiern mieten können. Mit der „Fischerhütte“ am Schlachtensee will er bald weiter expandieren. Laggner glaubt, dass sich die Stimmung hier zu Lande gerade wieder wandelt: „Vor dem Irak-Krieg hatten wir im ,Kaisersaal’ einige Stornierungen. Für den Herbst sind wir wieder erstklassig ausgebucht.“

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