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Wirtschaft: In der Metallindustrie beginnt die Tarifrunde

IG Metall will fünf Prozent mehr Geld und weist auf höhere Produktivität hin / Arbeitgeber betonen Arbeitsplatzsicherheit

Berlin - Mit guten Branchenzahlen im Rücken geht die IG Metall in die diesjährige Tarifrunde. Bezug nehmend auf jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit, im vergangenen November habe die Produktion in der Branche um 8,2 Prozent über dem Vorjahresmonat gelegen, die Produktivität sogar um 8,7 Prozent. Mit dem Hinweis auf die gute Situation der Metallindustrie fordert die IG Metall eine Tariferhöhung um fünf Prozent. Am heutigen Mittwoch beginnen die Verhandlungen im Tarifbezirk Hessen. Am Donnerstag ist dann die erste Runde in Nordrhein-Westfalen angesetzt, die übrigen Bezirke folgen. Den Westfalen wird ebenso wie den Baden-Württembergern in diesem Jahr ein Pilotabschluss zugetraut. In Baden-Württemberg, wo auch noch parallel über die so genannte Steinkühler-Pause verhandelt wird, beginnen die Gespräche ums Geld am 14. Februar. Da die Friedenspflicht in der Branche bis zum 28. März reicht, wird vorher nicht mit einer wesentlichen Annäherung gerechnet. Beide Parteien streben aber einen Abschluss vor Ostern an; Karfreitag ist in diesem Jahr am 14. April.

Neben der Lohnforderung will die IG Metall eine Regelung über Innovationen und Qualifizierung erreichen, die unter anderem die Unternehmen zu einem jährlichen Innovationsbericht verpflichten soll. Die Arbeitgeber lehnen das ebenso ab wie die Lohnforderung und haben ihre Tarifstrategie unter das Motto „Arbeit in Deutschland halten“ gestellt. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall arbeiten gegenwärtig 12,5 Prozent der rund 3,4 Millionen Metallarbeitnehmer in Branchen, die von Verlagerungen ins Ausland bedroht sind. Würde sich die IG Metall mit ihrer Fünf-Prozent-Forderung durchsetzen, rutschen nach Einschätzung der Arbeitgeber 40 Prozent der Unternehmen in die Verlustzone.

Ein Gesamtmetall-Sprecher räumte zwar am Mittwoch ein, „die Leute haben das Gefühl, dass sie wieder mal Geld brauchen“. Doch in der deutschen Industrie würde ein Lohnzuschlag von fünf Prozent so viel bedeuten wie 40 Prozent in Polen. Der Abstand zu den Arbeitskosten an Standorten im östlichen Nachbarland würde demnach noch größer und erhöhe den Verlagerungsdruck.

Dagegen argumentiert die IG Metall neben der guten Ertragslage mit den gesunkenen Lohnstückkosten, die das Verhältnis von Produktivität und Arbeitskosten darstellen. Seit 1995 seien die Lohnstückkosten um 20 Prozent gestiegen. Deshalb, so schlussfolgert die Gewerkschaft, seien Lohnerhöhungen verkraftbar, „ohne dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit leidet“. Von einer kräftigen Lohnerhöhung erhofft sich die IG Metall zudem einen Schub für die Binnenkonjunktur.

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