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Wirtschaft: In der zweiten Klasse wird es eng

Die Deutsche Bahn modernisiert ihre ICE-1-Züge und verkleinert die Sitzabstände, um mehr Plätze zu schaffen

Berlin - Kunden der Deutschen Bahn, die in Hochgeschwindigkeitszügen vom Typ ICE 1 reisen, werden in Zukunft weniger Beinfreiheit haben: In der zweiten Klasse werden die Sitzabstände um etwa vier Zentimeter reduziert. Das geschehe im Rahmen der Modernisierung der ICE-1Flotte, sagte Christian Brambring, der in der Konzernsparte Personenverkehr das Projekt leitet, dem Tagesspiegel am Sonntag. Der Komfort für die Fahrgäste solle insgesamt erhöht, aber auch die Sitzplatzzahl pro Zug gesteigert werden.

Der ICE 1 ist seit Juni 1991 im Einsatz und war einst der erste Zug, der im Alltag Tempo 250 fuhr. Mit ihren 59 ICE-1-Zügen bestreitet die Bahn mehr als ein Viertel des bundesweiten Fernverkehrs, etwa auf den Strecken Berlin–Frankfurt am Main–Mannheim–München, HamburgWürzburg–München und Bremen–Hamburg–Frankfurt am Main–Basel. Da jeder Zug pro Jahr rund 540000 Kilometer zurücklegt, ist das Interieur mittlerweile überholungsbedürftig. Alle technischen Prüfungen hätten ergeben, dass die tragenden Komponenten – Drehgestelle, Wagenkästen – gefahrlos weitere zehn bis 15 Jahre eingesetzt werden könnten. „Eine Modernisierung ist wesentlich wirtschaftlicher als der Kauf neuer Züge“, sagte Brambring. Die Bahn will knapp 180 Millionen Euro für den Umbau ausgeben, der 2008 abgeschlossen sein soll.

Die Züge bekommen neue Sitze und Teppiche, Steckdosen an allen Doppelsitzen, aufgearbeitete Jalousien und ein Interieur mit viel Holz ähnlich dem der ICE-3-Flotte. Auf Telefonzellen in den Zügen will die Bahn in Zukunft verzichten, die Restaurant- und Bistrobereiche sollen aber erhalten bleiben. Alle Züge sollen zudem einheitlich mit zwölf Wagen unterwegs sein. „Damit können die Kunden mehr Sitzplätze reservieren, um auch in Spitzenzeiten die Nachfrage abzudecken“, sagte Brambring.

Den Umbau will die Bahn in Eigenregie erledigen. Dafür ist das Bahnwerk Nürnberg bis 2008 mit der Modernisierung beschäftigt – die zeitweise diskutierte Schließung sei daher kein Thema mehr, sagt Brambring. „Wir kennen uns am besten mit den Zügen aus, weil wir sie jeden Tag benutzen und warten“, sagt er. Als Ausdruck des Misstrauens gegen die Industrie will die Bahn diese Entscheidung nicht verstanden wissen. Hintergrund: Bei der Einführung der ICE-3Flotte hatte es massive Probleme und zahlreiche Zugausfälle gegeben – deswegen kam es zu Verspätungen, zum Ärger der Kunden. Diese Erfahrung sowie der Sparkurs der Bahn im Fernverkehr haben offenbar den Ausschlag gegeben, die alten Züge weiter zu benutzen, statt neue anzuschaffen. Die neue Technik in den gebrauchten Zügen werde zuverlässig sein, versichert Brambring. „Der Zug ist bewährt – deshalb rechnen wir mit deutlich weniger Ausfällen als etwa bei der Einführung des ICE 3.“ Zudem würden bei der Überholung pannenanfällige Komponenten gegen bessere ausgetauscht.

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