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Auf Wiedersehen: Der Vertrag von Christoph Franz bei Lufthansa läuft 2014 aus.

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Update

In die Schweiz: Konzernchef Franz düpiert Lufthansa mit Jobwechsel

Lufthansa muss sich einen neuen Chef suchen: Mitten in der wichtigsten Strukturreform verlässt Christoph Franz die größte Fluggesellschaft Europas. Einen Favoriten für die Nachfolge gibt es offenbar schon.

Europas größte Fluggesellschaft steuert turbulenten Zeiten entgegen. Der am Montag bestätigte Wechsel von Lufthansa-Chef Christoph Franz zum Schweizer Pharmakonzern Roche stellt den Dax- Konzern vor die Frage, wer die laufende Neuaufstellung der Lufthansa künftig managen soll. Bis zum 31. Mai 2014 läuft der Vertrag von Franz, der am Montag mitteilen ließ, dies sei „ein passender Zeitpunkt für einen Führungswechsel“. Am 4. März 2014 soll Franz, der 15 Jahre im Lufthansa-Konzern gearbeitet hat, zum neuen Verwaltungsratspräsidenten des Basler Krebsmedizin-Spezialisten gewählt werden.

Aus Sicht der Lufthansa ist der Führungswechsel alles andere als passend. Der Umbau des Konzerns ist nicht abgeschlossen, schwierige Verhandlungen mit der Belegschaft und den Gewerkschaften über den geplanten Abbau von weltweit 3500 von 117 000 Stellen stehen bevor. Zusammen mit anderen Schritten will die Lufthansa das Ergebnis im laufenden Geschäft um 1,5 Milliarden Euro verbessern. Bis 2015 sollen operativ 2,3 Milliarden Euro herausgeholt werden. Die Fluggesellschaft begründet den Sparkurs mit dem harten Wettbewerb und hohen Kerosinpreisen, die die Kosten nach oben getrieben haben.

Einen Favoriten auf den Posten gibt es schon

Börse und Analysten bewerteten den Führungswechsel unterschiedlich. Die Lufthansa-Aktie stieg nach einem morgendlichen Rücksetzer bis zum Abend um 0,3 Prozent. Von einem „herben Schlag“ schrieb hingegen Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher in einer Studie. Franz gelte als „das geistige Zentrum und die treibende Kraft der Restrukturierung und Erneuerung“ von Europas größter Airline. Der Analyst rechnet deshalb künftig mit negativen Kursreaktionen. Auch Commerzbank-Kollege Frank Skodzik bewertete den Weggang „aus Sicht der Finanzmärkte klar negativ“. Franz stehe für das tiefgreifende, bis 2015 laufende Sparprogramm. Der Auswahl seines Nachfolgers komme entscheidende Bedeutung zu.

Die besten Chancen hat dem Vernehmen nach der 46-jährige Carsten Spohr, seit 2011 im Vorstand der Lufthansa, zuständig für das Passagiergeschäft. Der Bereich muss die härtesten Einschnitte verkraften. Gemeinsam mit Franz führte Spohr zähe Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Vor knapp 20 Jahren übernahm er bei der Fluggesellschaft das Personalmarketing, später die Zuständigkeit für die Allianzen der Fluggesellschaft, 2007 wurde er Vorstandsvorsitzender der Frachttochter Lufthansa Cargo.

Franz zieht den Zorn der Beschäftigten auf sich

Wie ein Konzern-Insider sagte, wird die Suche nach einem neuen Chef am Mittwoch eines der zentralen Themen auf der Aufsichtsratssitzung sein. Eigentlich hätte hier der Vertrag von Franz um fünf Jahre verlängert werden sollen.

Belegschaft und Gewerkschaften laufen Sturm gegen die Kürzungen bei der Lufthansa – sie überzogen den Konzern mit einem Streik nach dem anderen. Erst unlängst zog Franz den Zorn der Lufthanseaten auf sich, als er die Belegschaft auf sinkende Betriebsrenten vorbereitete. Die Verlagerung der dezentralen Europaverbindungen von Lufthansa auf die Billigtochter Germanwings sorgte ebenfalls für Unruhe. Ein Lufthansa-Sprecher betonte am Montag, dass das Umbauprogramm „Score“ auf jeden Fall weitergeführt werde. Dies sei für die Lufthansa wesentlich. (mit dpa/rtr)

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