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Wirtschaft: „In drei Jahren steht der Dax, wo er heute steht“

JENS EHRHARDT ist Vorstandschef der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung Jens Ehrhardt Kapital Foto: promo Herr Ehrhardt, was haben Sie vor drei Jahren gemacht, als der Dax bei 8000 Punkten stand? Wir waren sehr negativ gestimmt und haben gegen den Willen vieler Kunden versucht, Aktien zu verkaufen.

JENS EHRHARDT

ist Vorstandschef der

bankenunabhängigen Vermögensverwaltung

Jens Ehrhardt Kapital

Foto: promo

Herr Ehrhardt, was haben Sie vor drei Jahren gemacht, als der Dax bei 8000 Punkten stand?

Wir waren sehr negativ gestimmt und haben gegen den Willen vieler Kunden versucht, Aktien zu verkaufen. Das geht uns heute ähnlich – nur anders herum. Wir versuchen, vorsichtig ausgewählte Renditeaktien zu kaufen, und wieder sind viele Kunden dagegen.

Haben Sie damals damit gerechnet, dass die Baisse drei Jahre dauern würde?

Wir haben schon geglaubt, dass es zu einem Abschwung kommen würde, der ein paar Jahre dauert. Dass der Dax 70 Prozent verlieren würde, haben wir nicht geglaubt. Viele haben uns für verrückt erklärt, als wir den Nemaxim Jahr 2003 bei 2000 Punkten gesehen haben. Heute steht er bei 325 Punkten.

Warum ist die deutsche Börse im Vergleich zu den anderen Börsen so stark gefallen?

Wenn man den DollarKurs einrechnet, sieht der Dow Jones aus der Sicht eines deutschen Anlegers auch nicht gut aus. Außerdem werde ich den Verdacht nicht los, dass die US-Börsen gestützt werden. Das ist an schwachen Tagen zu beobachten, wenn gegen Ende des Handels große Anleger noch einmal einsteigen, die einen mächtigen Geldgeber haben müssen. Aber es stimmt natürlich, dass der Dax überproportional verloren hat. Das liegt vor allem am Euro.

Am Euro?

Ja. Die Währung ist eine Schicksalsgemeinschaft zu Lasten Deutschlands. Das zeigt die Zinssenkung: Für unsere Wirtschaft waren 0,25 Prozentpunkte viel zu wenig. Deutschland kann sich geld- und wirtschaftspolitisch kaum noch selbst steuern. Länder wie Spanien oder Holland, wo die Realzinsen bei unter Null liegen, verschulden sich jetzt massiv. Auch das wirkt destabilisierend.

Der Finanzminister will jetzt auch riskantere Anlageformen wie Hedge-Fonds in Deutschland zulassen. Ist das eine gute Idee?

Das ist absolut idiotisch und kontraproduktiv, denn Hedge-Fonds prügeln den Markt nach unten. Für den einzelnen Anleger kann das gut sein, für die Aktie als Anlageform ist es insgesamt ein Desaster. Es zeigt sich, dass viele Anleger dauerhaft aus dem Markt gedrängt werden, wenn Hedge-Fonds auf fallende Kurse spekulieren. Jetzt solche Produkte zuzulassen, ist zu spät.

Wo steht der Dax in drei Jahren?

Wir werden – nach ein paar technischen Erholungsphasen – bestenfalls dort stehen, wo wir heute sind. Es sieht also schlecht aus für die Börsen.

Und was sollten Anleger tun, die mehr herausholen wollen?

Wir haben zurzeit weniger als ein Viertel des verwalteten Vermögens in Aktien investiert. Anleger sollten sich vor allem renditestarke Aktien ansehen, die eine hohe Dividendenrendite haben. Bayer zahlt zum Beispiel 90 Cent bei einem Kurs von 12 Euro. Das ist eine Rendite von 7,5 Prozent, vor Steuern sogar rund elf Prozent – das ist weit mehr, als man mit Festverzinslichen erzielen kann.

Das Gespräch führte Henrik Mortsiefer.

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