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Wirtschaft: In Fernost brauchen Anleger viel Fingerspitzengefühl

Knapp 40 Prozent sprang der führende Tokioter Börsenindex Nikkei-225 in diesem Jahr in die Höhe - doch vor knapp zwei Wochen gerieten die Kurse ins Stocken. Ist dies bereits das jähe Ende einer gerade mal sechs Monate dauernden Erholungsphase?

Knapp 40 Prozent sprang der führende Tokioter Börsenindex Nikkei-225 in diesem Jahr in die Höhe - doch vor knapp zwei Wochen gerieten die Kurse ins Stocken. Ist dies bereits das jähe Ende einer gerade mal sechs Monate dauernden Erholungsphase? Mitnichten, meinen japanische Wertpapierexperten: Sie sehen diese Korrekturphase als vorübergehend an und betrachten die Kursdelle als Chance, günstig in Japans unverändert expandierende Informationstechnik einzusteigen. Die Stimmung am Tokioter Aktienmarkt wird von zwei Seiten gedrückt: vom überraschend starken, aber unberechenbaren Yen und von der Angst vor einem Kursrutsch an der New Yorker Wall Street.Dennoch: Die Aussichten auf steigende Aktienkurse scheinen auf Sicht von ein paar Jahren gut. Sollte ein Anleger heute Japan-Aktien kaufen? Analysten führender japanischer Wertpapierhäuser raten zum Kauf ausgewählter Aktien von Firmen, die restrukturieren - vorwiegend aus Technologiesparten. Telekomtitel scheinen besonders aussichtsreich. Masaaki Higashida vom Wertpapierhaus Nomura Securities hält es für die Wettbewerbsfähigkeit japanischer Firmen für entscheidend, daß sich moderne Informations- und Kommunikationstechnik durchsetzt. Daher empfiehlt er Japans führende Telekomgesellschaft, Nippon Telegraph & Telephone (NTT). Besonderer Anreiz: Die weltweit zweitgrößte Fernmeldegesellschaft drängt über ihre Tochtergesellschaft NTT Communications ins Ausland. Zu seinen Favoriten zählt weiter Shin-Etsu Chemical, der Hersteller von Materialien für die Halbleiterindustrie. Grund: Teile für die Elektronikindustrie machen 40 Prozent des Konzernumsatzes aus. Lieblingstitel unter den Maschinen- und Anlagenbauern ist SMC, Japans führender Hersteller von Druckluftsystemen. SMC bedient daheim die Hälfte des Bedarfs, weltweit 20 Prozent. Higashida rechnet damit, daß die Halbleiterindustrie künftig deutlich mehr nachfragt.NEC steht auf der Kaufliste von Masatoshi Kikuchi vom Wertpapierhaus Daiwa Institute of Research. Der Stratege setzt auf Restrukturierung des führenden japanischen Telekomtechnikherstellers und des zweitgrößten Halbleiterproduzenten der Welt: Präsident Koji Nishigaki will einschneidend umstrukturieren. Wer nicht auf Technikaktien steht, dem empfiehlt Kikuchi Restrukturierer, etwa die Mitsubishi Corp., die zur Spitzengruppe der japanischen Universalhandelshäuser gehört. Mitsubishi dürfte von der Belebung der asiatischen Volkswirtschaften profitieren.Auf Maschinenbau setzt Lisa Spicer von der WestLB Securities Pacific: Neben SMC rät sie zum weltweit führenden Hersteller von numerischen Steuerungen für Werkzeugmaschinen und Fertigungsautomaten, Fanuc. Zudem empfiehlt sie Aiwa. Der zum Sony-Konzern gehörende Niedrigpreishersteller von Musiktechnik fertigt bereits 80 Prozent seiner Gesamtproduktion außerhalb Japans, was die Firma unabhängig von Wechselkursschwankungen mache. Darüber hinaus gefällt Spicer Seven-Eleven-Japan. Die erfolgreiche Supermarkt-Kette, die zum Ito-Yokado-Konzern gehört, passe gut in den Lebensrhythmus junger Städter. Seven-Eleven-Japan will nun in den E-Commerce einsteigen.Fazit: Wer genau hinschaut, kann in Japan aussichtsreiche Aktien finden. Allerdings sollte ein Anleger damit leben können, daß die Kurse heftig schwanken. Generell gehören Nippon-Titel daher nur als Beimischung in das Depot.

ANDREAS GANDOW (HB)

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