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Wirtschaft: In Ostdeutschland geht der Konflikt weiter

Sächsische Metallarbeitgeber wollen weiter verhandeln/IG Metall droht mit „Ärger“

Berlin (alf). Der Tarifkonflikt in der Metallindustrie wird in Ostdeutschland fortgesetzt. Für den Präsidenten des Verbandes der sächsischen Metall und Elektroindustrie, Bodo Finger, ist der in Baden-Württemberg gefundene Abschluss „zu hoch“. Der Mittelstand werde „überhaupt nicht berücksichtigt“, sagte Finger dem Tagesspiegel und kündigte weitere Verhandlungen an. In dem Fall, dass der Pilotabschluss von Baden-Württemberg in Sachsen nicht übernommen wird, will der ostdeutsche IG-Metall-Chef Hasso Düvel die Gewerkschaftsmitglieder mobilisieren. „Wenn die sich quer legen, gibt es ein Stück Ärger“, sagte Düvel dem Tagesspiegel. Bei dem verlorenen Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche sei im vergangenen Sommer „kein Streikbetrieb zusammengebrochen“. Deshalb gehe er davon aus, dass die sächsischen Metaller zur Not auch für die Übernahme des Pforzheimer Abschlusses auf die Straße gehen würden.

Finger kommentierte die Warnung Düvels mit den Worten, „wir wollen keinen Ärger, wir wollen ein vernünftiges Ergebnis“. Der baden-württembergische Kompromiss sei „ein Tarifabschluss für Westdeutschland“. Finger strebt nun an, gemeinsam mit den Tarifbezirken Thüringen und Sachsen-Anhalt die Verhandlungen weiterzuführen. Berlin und Brandenburg hat er dagegen nicht mit auf der Rechnung – wie übrigens auch Düvel nicht. „Ich habe keinen Anlass anzunehmen, dass es da Ärger gibt“, sagte Düvel über den Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME). Im Gegensatz zu Finger gilt VME-Geschäftsführer Hartmann Kleiner als moderater Tarifpolitiker. Kleiner-Sprecher Thomas Elßholtz sagte auf Anfrage, „die Lohnerhöhungen sind für uns an der Oberkante des Zumutbaren“. Der Pforzheimer Abschluss werde nun den Gremien in Berlin und Brandenburg zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt. Positiv bewertete der VME-Sprecher die Laufzeit von 26 Monaten sowie die geringe Kostenbelastung in diesem Jahr. Da die Lohnerhöhung erst zum 1. März komme, gebe es in diesem Jahr eine zusätzliche Belastung von unter zwei Prozent. Ferner bewerteten die berlin-brandenburgischen Arbeitgeber die Möglichkeit „abweichender Tarifregelungen“ als positiv.

Dagegen sagte Finger, die Möglichkeit, künftig auch 40 Stunden in der Woche zu arbeiten, „bringt uns so viel nicht, weil wir das schon machen – teilweise offiziell, teilweise in einer Grauzone“. In der ostdeutschen Metallindustrie gilt nach Tarif die 38-Stunden-Woche, im Westen die 35-Stunden-Woche. Finger lobte insofern den Tarifabschluss, „weil die Öffnung für Westdeutschland gewaltig ist“. Den ostdeutschen Arbeitgebern gehe es aber auch weniger um flexible und längere Arbeitszeiten. „Uns geht es wirklich ums Geld“, sagte Finger dem Tagesspiegel. Einen Arbeitskampf in Sachsen könne er sich auch deshalb nicht vorstellen, „weil wir ein Angebot machen werden; es ist ja nicht so, dass die Leute gar nichts kriegen sollen“. Das Argument der IG Metall, wonach die Produktivität in den ostdeutschen Metallbetrieben deutlich schneller steige als im Westen und deshalb auch die Übernahme des Westabschlusses möglich sei, nannte Finger „ein Ammenmärchen“. Die Produktivität liege im Osten noch immer weit unter der im Westen.

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