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Wirtschaft: In Spendierlaune

Es gibt viele Möglichkeiten, die Weiterbildung zu finanzieren. Wie Chefs und Staat das Weiterlernen fördern.

Beste Karten haben derzeit Weiterbildungswillige: Zum einen können sie auf offene Ohren ihres Chefs für ihre Fortbildungsvorschläge hoffen, zum anderen gibt es derzeit auch reichlich finanzielle Unterstützung: Nicht nur der Arbeitgeber hilft gern mit einer Finanzspritze – die teilweise Kostenübernahme für Weiterbildungen ist bei acht von zehn Arbeitgebern üblich, ein Drittel der Befragten bezahlen die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter sogar komplett, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage ergeben hat.

Darüber hinaus beteiligt sich noch das ein oder andere Bundesland an den Bildungsaktionen seiner Einwohner. Vor allem aber gewährt der Staat neuerdings umfangreichere Zuschüsse an der berufsbegleitenden Weiterbildung, wenn sie in Absprache mit dem Chef erfolgt.

UNTERSTÜTZUNG FÜR ÄLTERE

Da laut Studien des Bundesbildungsministeriums rund 60 Prozent der Weiterbildungsaktivitäten von Unternehmen angestoßen und mitfinanziert werden, können Firmen seit April verstärkt von einem staatlichen Fördertopf Gebrauch machen, den es schon länger gibt. Dann nämlich gelten für das seit sechs Jahren existierende Förderprogramm „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“ (WeGebAu) neue Regeln, so dass künftig deutlich mehr Fach- und Führungskräfte als bislang davon profitieren können.

Zukünftig richtet sich das Förderprogramm nämlich an alle berufserfahrenen Beschäftigten in Betrieben mit weniger als 250 Mitarbeitern, die zusätzliches Know-how brauchen.

Ob Englischunterricht oder Wirtschaftswissen für Ingenieure – für Mitarbeiter über 45 Jahre werden dabei jeweils bis zu 75 Prozent der Lohnkosten während des Lehrgangs übernommen, für jüngere Arbeitnehmer immerhin bis zur Hälfte.

Obwohl es überhaupt nicht so klingt, bietet das WeGebAu auch Akademikern die Chance auf Bildungszuschuss. Vom Projektmanagement-Kurs bis zum Führungskräftetraining lässt sich damit hochwertige Nachhilfe finanzieren. „Wir können dieses Förderprogramm wärmstens empfehlen“, sagt zum Beispiel Sascha Blodau. Der Wirtschaftsingenieur ist Geschäftsführer des Berliner Glücksspielautomaten-Herstellers Bally Wulff. Dank staatlicher Finanzspritze von rund 300 000 Euro war 2010 die Höherqualifizierung von 70 Prozent seiner rund 200 Mitarbeiter drin – einschließlich seiner eigenen Schulung in Sachen Rechnungswesen und modernem Bilanzrecht.

DEN CHEF INS BOOT HOLEN

Wichtig, um den Chef in Sachen Fortbildung ins Boot zu holen, ist es, dass sich mit der neuen Expertise eine Wissenslücke im Unternehmen schließen lässt. Laut Forsa-Umfrage sehen ein Drittel der Arbeitgeber den stärksten Weiterbildungsbedarf im kaufmännischen Bereich. Sechs von zehn Personalverantwortlichen spüren zudem im technischen Umfeld den Weiterbildungsbedarf deutlich. Dabei geht es vor allem um IT-Kenntnisse.

Aber auch bei den sogenannten weichen Faktoren wächst der Schulungsbedarf. Branchenexperte Jürgen Graf, der alljährlich das Jahrbuch der Management-Weiterbildung herausgibt, sagt: "Schwerpunktthemen sind Stressbewältigung und Gesundheit, Organisationsentwicklung und Coaching von Führungskräften." Das verwundert nicht, haben sich doch Arbeitspensum, Zeitdruck und Veränderungsdynamik drastisch erhöht.

ONLINERECHERCHE

Wer sich über Weiterbildungen informieren möchte, für den gibt es inzwischen nützliche Online-Werkzeuge. Der Klassiker unter den Suchmaschinen ist www.fernlern.de. Die nüchterne, aber effiziente Meta-Suchmaschine durchforstet rund 20 Seminar-Datenbanken – von der Kurs-Übersicht der Bundesarbeitsagentur bis zum hochpreisigen Angebot des Weiterbildungsveranstalters Managementcircle.

Filtern lässt sich nach Thema über Veranstaltungstermin und -ort bis Preis. Frisch an den Start gegangen ist www.springest.de. Dieser Ableger des führenden niederländischen Weiterbildungsportals kennt 11 000 Kurse von rund 200 deutschen Anbietern. Zusätzlich zur gezielten Recherche lassen sich hier noch die Bewertungen früherer Kursteilnehmer nutzen.

BILDUNGSCHECKS

Einzelne Bundesländer unterstützen ihre Einwohner bei der beruflichen Weiterbildung. Die breiteste Förderung erhalten Baden-Württemberger. Es gibt kaum Einschränkungen, was Qualifikation oder Einkommen betrifft. Je nach Alter erhalten Beschäftigte sowie Berufsrückkehrer und Existenzgründer eine Ermäßigung von 30 bis 50 Prozent auf die Kurskosten. (www.esf-bw.de) Je 500 Euro Zuschuss zu ihrer Weiterbildung erhalten Mitarbeiter kleinerer und mittlerer Unternehmen in Brandenburg und NRW per „Bildungsscheck“.

Vom „Qualifizierungsscheck“ in gleicher Höhe profitieren in Hesen und Rheinland-Pfalz nur über 45-jährige Arbeitnehmer. Schleswig-Holsteins Arbeitnehmer in Betrieben mit weniger als 250 Mitarbeitern können ihre Fortbildung dagegen zu 100 Prozent fördern lassen. (HB)

Claudia Obmann

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