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Wirtschaft: In Zeiten des abnehmenden Lichts

Die Solarbranche des Landes steckt in der Krise. Nach Conergy und First Solar gerät nun der Modulhersteller Odersun in Not.

Von Matthias Matern

Frankfurt (Oder) - Dunkle Wolken über der „Solarstadt“ Frankfurt (Oder): Nach Conergy und First Solar ist offenbar der dritte Solarmodulhersteller der Stadt, die Odersun AG, in Nöten. Nach Tagesspiegel-Informationen hat das Unternehmen Zahlungsschwierigkeiten: Branchenkenner und Angestellte berichten, Odersun habe die Löhne für den vergangenen Monat nicht gezahlt, suche zudem seit längerem nach Investoren und auf lange Sicht einen Partner aus der Industrie. Noch vor zwei Wochen hatte es aus der Firmenzentrale in Frankfurt (Oder) geheißen, das Geschäft laufe „sehr gut“, alle 260 Mitarbeiter seien voll ausgelastet.

Bestätigen wollte Odersun die prekäre Situation am Donnerstag auf Anfrage nicht – beantwortete aber auch keine Fragen zu den Zahlungsproblemen, ausstehenden Gehältern und einer bevorstehenden Insolvenz. „Odersun ist weiterhin auf dem Weg, ein erfolgreiches und profitables Unternehmen in der Region Berlin-Brandenburg zu werden“, teilte die Firma mit, räumte aber ein, auf Investorensuche zu sein: „Derzeit befinden wir uns in einer Finanzierungsrunde, die in sechs bis acht Wochen abgeschlossen sein wird. Konkret stehen wir stehen am Ende des Due-Diligence-Prozesses mit einem neuen Investor.“

Spezialisiert hat sich Odersun auf die Produktion von siliziumfreien Dünnschichtmodulen. Die Technologie gilt als vielversprechend, doch bislang ist das 2002 gegründete Unternehmen kaum über den Status eines Markteinsteigers hinausgekommen. „Als Start-Up-Unternehmen befinden wir uns noch immer in der Markteinführungsphase“, erklärte die Firma am Donnerstag.

Wie berichtet leiden die deutschen Produzenten unter erheblichem Preisdruck. Chinesische Hersteller überschwemmen mithilfe staatlicher Förderung den Weltmarkt mit günstigen Modulen, die in der Qualität den deutschen Erzeugnissen kaum mehr nachstehen. Dem Bundesverband der Solarwirtschaft zufolge kommen mittlerweile rund 70 Prozent der in Deutschland verbauten Module aus China. Eine Reihe großer Namen der Branche stecken in der Krise: Die Berliner Solon ist insolvent, Q-Cells aus Sachsen-Anhalt muss sich an die Gläubiger verkaufen. Allein in Brandenburg beschäftigt die Solarindustrie rund 4500 Mitarbeiter. Rund ein Dutzend Unternehmen hat sich auf die Modulfertigung spezialisiert. In Prenzlau (Uckermark) etwa produziert die Aleo Solar AG, die für das Geschäftsjahr 2011 mit einem Verlust von bis zu 30 Millionen Euro rechnet. Frankfurt (Oder) jedoch ist mit Conergy, First Solar und Odersun landesweit der größte Standort. Laut Wirtschaftsministerium wurden die drei Frankfurter Firmen in den vergangenen zehn Jahren mit insgesamt 55,8 Millionen Euro aus der Landeskasse gefördert.

Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass First Solar erwägt, ab März in Kurzarbeit zu gehen. Bestätigen wollte das Unternehmen die Überlegung zwar nicht, räumte aber ein, seine Produktion auf 80 Prozent der Kapazitäten zu drosseln. Conergy dagegen steckt seit langem in der Krise. Im Sommer 2011 hatten die Hamburger mitgeteilt, ihre Wafer- und Zellfertigung in Frankfurt vorläufig einzustellen. 30 von 450 Mitarbeitern mussten gehen. Begründet wurde dies mit dem Preisdruck durch die asiatische Konkurrenz und den Überkapazitäten am Markt.

Odersun hatte erst im Juni 2010 in einer zweiten Fabrik in Fürstenwalde (Oder-Spree) mit der Serienfertigung begonnen. Im September des Jahres erhielt das Unternehmen vom Land eine Bürgschaft für Kredite in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro. Notwendig sei dies gewesen, um den Produktionsanlauf und den Markteintritt weiter voranzutreiben, hieß es. Matthias Matern

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