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Wirtschaft: Inder kaufen europäischen Stahlkonzern

Neu-Delhi - Die indische Firma Tata Steel übernimmt für mehr als neun Milliarden Euro den deutlich größeren britisch- niederländischen Rivalen Corus. Damit entsteht der fünftgrößte Stahlkonzern der Welt.

Neu-Delhi - Die indische Firma Tata Steel übernimmt für mehr als neun Milliarden Euro den deutlich größeren britisch- niederländischen Rivalen Corus. Damit entsteht der fünftgrößte Stahlkonzern der Welt. Tata Steel gewann eine fast vier Monate währende Bieterschlacht gegen die brasilianische Companhia Siderurgica Nacional (CSN). In einer Art nächtlicher Pokerpartie hatten beide Dienstagnacht bei der Londoner Übernahmebehörde ihre Angebote letztmalig erhöht.

Der indische Konzern bot nach eigenen Angaben zuletzt 608 Pence pro Aktie, fünf Pence mehr als CSN. Der Kaufpreis für Corus liege damit bei 6,2 Milliarden Pfund (9,39 Milliarden Euro). Die Übernahme ist die bisher größte einer indischen Firma im Ausland. Der Kauf werde Tata Steel zu einem Global Player machen und helfen, Europa zu erreichen, sagte der Chef der Tata-Gruppe, Ratan Tata. „Als wir unser erstes Angebot abgaben, haben viele gedacht, dies sei ein waghalsiger Schritt. Ich bin froh, dass wir die Auktion gegen das brasilianische Unternehmen gewonnen haben.“

An der Börse in Bombay brachen Tata-Steel-Aktien allerdings um elf Prozent ein – die Aktionäre sind offenbar besorgt, wie Tata Steel den hohen Kaufpreis kurzfristig finanziell stemmen will. Corus ist Europas zweitgrößter Stahlhersteller und der neuntgrößte weltweit. Im vergangenen Jahr produzierte Corus 18,2 Millionen Tonnen Stahl und setzte 2005 rund zehn Milliarden Pfund um. Tata Steel kam zuletzt auf eine Produktion von 5,3 Millionen Tonnen und fünf Milliarden Dollar Umsatz. In Indien ist Tata Steel damit zwar größter Stahlkocher, weltweit aber nicht unter den ersten 50.

Der Kaufpreis für Corus übersteigt, was Indien 2006 an ausländischen Direktinvestitionen erhielt. Hinter Tata Steel steht jedoch das mächtige Firmenimperium der Tata-Gruppe, das fast 100 Firmen umfasst – von Salz bis Software, von Tee bis zu Autos. Die Gruppe beschäftigt 246 000 Mitarbeiter und setzte 2005 nach eigenen Angaben 21,9 Milliarden US-Dollar um.

Christine Möllhoff

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